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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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EXKURS: Mobbing und Bullying<br />

Der Begriff „Mobbing“ stammt ursprünglich aus der Arbeitswelt, worunter „das systematische Anf<strong>ein</strong>den,<br />

Schikanieren oder Diskr<strong>im</strong>inieren von Arbeitnehmern unter<strong>ein</strong>ander oder durch Vorgesetzte“<br />

verstanden wird. Entsprechend lässt sich „Mobbing“ auf die Schule übertragen: „Ein Schüler<br />

oder <strong>ein</strong>e Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und<br />

über <strong>ein</strong>e längere Zeit den negativen Handlungen <strong>ein</strong>es oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen<br />

ausgesetzt ist.“ 50<br />

SPECK definiert mobbing als „… auffälliger Typ verletzenden und entwürdigenden Verhaltens<br />

gegen andere. Wiederholte physische und/ oder psychische mutwillige Attacken gegen andere<br />

und damit gegen geltende Normen des sozialen Umgangs.“ Und weiter: „Der Ausdruck „mobbing“<br />

ist aus dem englischen „Mob“ abgeleitet, was wiederum vom lat<strong>ein</strong>ischen „mobile vulgus“ (Pöbel)<br />

herstammt. ... Eine direkt passende Übertragung des Terminus „mobbing“ ins Deutsche gibt es bislang<br />

nicht. „Anpöbeln“ wäre <strong>ein</strong> zu gelinder Ausdruck <strong>für</strong> die ganze Schwere, die solche Attacken<br />

erreichen können. Man könnte von Mob-Verhalten sprechen. Gem<strong>ein</strong>t sind gezielte Aktionen, die<br />

<strong>ein</strong>en anderen durch verbale Unflätigkeiten, Zoten, Verspotten, durch erniedrigende Gesten oder<br />

durch Stöße, Schläge, Fußtritte, Ohrfeigen oder Festhalten gegen den Willen des Opfers verletzen<br />

sollen. Es handelt sich um k<strong>ein</strong>e Reaktionen auf entsprechende Aggressionen anderer, sondern<br />

eher um <strong>ein</strong>e gewisse Lust an der Aggression, an der destruktiven Absicht, den anderen zu verletzen<br />

und zu demütigen. Beteiligt an solchen Attacken sind jeweils zwei oder mehrere Personen, die<br />

sich zu gem<strong>ein</strong>samen (Mob-)Aktionen zusammenrotten und zwar öfters oder nur gelegentlich. Der<br />

Terminus „mobbing“ wird hier in <strong>ein</strong>em weiteren Sinn verstanden und sowohl auf Attacken durch<br />

<strong>ein</strong>zelne wie durch Gruppen bezogen.“ 51<br />

Da der Begriff Mobbing heute nahezu inflationär gebraucht wird – manchmal hat man den Eindruck<br />

jede kl<strong>ein</strong>e Rempelei wird bereits als Mobbing ausgelegt – sch<strong>ein</strong>t es nötig, an dieser Stelle<br />

weitere Anhaltspunkte zu geben.<br />

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass Einzel-Vorkommnisse nicht überbewertet werden dürfen.<br />

Rangeleien unter Kindern und Jugendlichen gehören zu den ganz „normalen“ Ersch<strong>ein</strong>ungen<br />

in der Entwicklungsphase des Heranwachsens. Das Streiten und Austragen von Konflikten ist <strong>ein</strong>er<br />

von vielen wichtigen Lernprozessen, die Kinder und Jugendliche (wie auch Erwachsene) durchgehen.<br />

Auch über diesen Weg wird Identität aufgebaut, werden Grenzen ausgelotet und gesetzt. Anders<br />

ist es hingegen bei „systematischen“ Aktionen, die über <strong>ein</strong>en längeren Zeitraum andauern,<br />

hier ist nicht selten Mobbing <strong>im</strong> Spiel.<br />

Am Anfang <strong>ein</strong>es Mobbing-Prozesses steht häufig <strong>ein</strong> konkreter zwischenmenschlicher Konflikt.<br />

Wenn bei solchen Konfliktanlässen k<strong>ein</strong>e bzw. nur unzureichende Lösungen auf der Sachebene<br />

gefunden werden, kommt es auf der Beziehungsebene dazu, dass <strong>ein</strong>e best<strong>im</strong>mte Person <strong>für</strong> Fehler<br />

verantwortlich gemacht wird. Diese Person gerät nun in den Mittelpunkt, bekommt „besondere“<br />

Zuwendung und zwar in negativer Form.<br />

So lange diese Person Rückhalt in der Klasse hat, d.h. Freunde bzw. andere Personen, die <strong>für</strong> sie<br />

Partei ergreifen, die sich gegen den „Täter“/ die „Täterin“ stellen oder Autoritätspersonen (Lehrkräfte,<br />

SPOS, Direktion) aufmerksam machen, kommt es in der Regel nicht zu Mobbing/ Bullying.<br />

Vor allem <strong>im</strong> angelsächsischen Raum wird der Begriff „Bullying“ synonym <strong>für</strong> Mobbing verwendet.<br />

50 OLWEUS Dan; Gewalt in der Schule. Was <strong>Lehrer</strong> und Eltern wissen sollten und tun können; Bern 1996, 22<br />

51 SPECK Otto; Chaos und Autonomie in der Erziehung: Erziehungsschwierigkeiten unter moralischem Aspekt. München 1991, 37<br />

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