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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />

Beziehungskonflikte sind oft schwierig, weil sie nicht direkt, sondern getarnt – unter<br />

anderem Deckmantel – ausgetragen werden. Sachverhalte werden hierbei in den Vordergrund<br />

geschoben, damit wird auf der „falschen Front“ gekämpft, was wiederum<br />

wenig zur „Konfliktlösung“ beiträgt. Wenn jetzt noch <strong>ein</strong>e Kombination aus Sach- und<br />

Beziehungskonflikt <strong>im</strong> Spiel ist, soll sich noch <strong>ein</strong>er auskennen. …<br />

Wenn auch diese Aufzählung unterschiedliche Aspekte von Konflikten darlegt, so ist<br />

in der Realität <strong>im</strong>mer wieder zu beobachten, dass sich Konflikte vermischen, es auch<br />

zu Konfliktverschiebungen kommen kann, indem z.B. best<strong>im</strong>mte Aspekte in den Vordergrund<br />

geschoben werden, obwohl die „wahren“ Gründe <strong>im</strong> Hintergrund „arbeiten“.<br />

Oder aber, dass von <strong>ein</strong>em Konfliktaspekt zum anderen „gesurft“ wird.<br />

Neben der Feststellung, dass es latente und manifeste Konflikte 101 geben kann, soll an dieser Stelle<br />

auch darauf hingewiesen werden, dass GLASL zwischen zwei weiteren Konfliktaggregatzuständen<br />

unterscheidet: heißer und kalter Konflikt. 102 Menschen bevorzugen best<strong>im</strong>mte Formen der<br />

Konfliktaustragung. Die <strong>ein</strong>en mögen es heiß, sie ringen mit<strong>ein</strong>ander, bekämpfen oder befehden<br />

sich offen, heftig und direkt. Andere sind da kühler, sie ziehen sich zurück, zeigen kaum Emotionen,<br />

ja man hat den Eindruck, sie resignieren, doch „hintenherum“ geht die Post ab und zwar durch Intrigen,<br />

falsche Gerüchte, Abwertungen in Abwesenheit des Gegners usw. Während bei heißen Konflikten<br />

Kommunikation stattfindet, die Begegnung mit der gegnerischen Partei gesucht wird, wird<br />

die Kommunikation be<strong>im</strong> kalten Konflikt <strong>ein</strong>gefroren oder auf das unvermeidliche formelle Mindestmaß<br />

begrenzt. Direkte Begegnungen finden nicht mehr statt.<br />

Eine weitere Unterscheidung wäre jene von symmetrischen und asymmetrischen Konflikten.<br />

103 Diese Differenzierung zielt auf die Stärke und/ oder Gleichberechtigung der Konfliktparteien.<br />

Symmetrisch wäre etwa <strong>ein</strong> Konflikt, in dem die Voraussetzungen, Mittel und Kontexte<br />

der Konfliktparteien identisch sind. Das Ausmaß der Abweichung von diesem Idealzustand würde<br />

den Grad der Asymmetrie verdeutlichen.<br />

2.4 FUNKTIONEN DES KONFLIKTS<br />

Die Funktionalität bzw. Dysfunktionalität von Konflikten wird unterschiedlich <strong>ein</strong>geschätzt. Vier<br />

Positionen lassen sich idealtypisch skizzieren. 104<br />

1. Konflikt als pathologische Ersch<strong>ein</strong>ung<br />

Soziale Konflikte werden ausschließlich negativ <strong>ein</strong>geschätzt. Der Konflikt wird auf psychologische<br />

oder semantische Probleme reduziert und stellt <strong>im</strong> Prinzip <strong>ein</strong>e pathologische Ersch<strong>ein</strong>ung<br />

dar, welche die soziale Ordnung bedroht und entsprechend mit starren Ordnungs- und Hierarchiestrukturen<br />

zu bekämpfen ist.<br />

2. Konflikt als Dysfunktion<br />

Der Konflikt wird zwar als Produkt gesellschaftlicher Strukturen betrachtet, er stellt aber letztlich<br />

<strong>ein</strong>e Dysfunktion dar, weil er auf das schlechte Funktionieren oder <strong>ein</strong>e Störung von an sich<br />

effizienten Strukturen hinweist.<br />

Auch hier wird der Konflikt wesentlich negativ <strong>ein</strong>geschätzt, weil er <strong>ein</strong>e störende Abweichung<br />

von <strong>ein</strong>em Idealzustand darstellt.<br />

101 vgl. GLASL 2004, 56<br />

102 vgl. GLASL 2004, 77ff; sowie GLASL Friedrich; Interventionsmöglichkeiten <strong>für</strong> heiße und kalte Konflikte <strong>im</strong>mikro- und<br />

makrosozialen Bereich; in: METHA Gerda/ RÜCKERT Klaus (Hg.); <strong>Mediation</strong> und Demokratie; Heidelberg 2003b, 284ff<br />

103 BONACKER Thorsten/ IMBUSCH Peter; Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung: Konflikt, Gewalt, Krieg, Frieden; in:<br />

IMBUSCH Peter/ ZOLL Ralf (Hg.); Friedens- und Konfliktforschung. Eine Einführung mit Quellen; Opladen 1996, 67<br />

104 BONACKER/ IMBUSCH 1996, 71f<br />

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