Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />
2.3 KONFLIKTTYPEN<br />
Die Handlungsabsichten sind die Basis <strong>ein</strong>es Konflikts und definieren den Konflikttyp. Wir kennen<br />
unterschiedliche Handlungsabsichten und damit auch unterschiedliche Konflikttypen:<br />
a. Verteilungskonflikte<br />
Verteilungskonflikte kreisen um Dinge, die jemand haben oder nicht haben/ abgeben<br />
möchte, was jemand anderer hat, haben möchte oder eben gerade nicht haben<br />
möchte. Kriege resultieren aus Verteilungskonflikten. Im Schulhof oder auf der Straße<br />
kommt es zu Szenen, wo Schüler/innen andere Schüler/innen bedrängen z.B.:<br />
„Ich will d<strong>ein</strong> Handy (… den Ball, mehr Aufmerksamkeit, das Sagen in der Clique, …)“<br />
oder „Ich will nicht mehr mit dir geh’n und mache mit dir Schluss!“ „Du bist an allem<br />
schuld“, „Für die Niederlagen be<strong>im</strong> Fußballspiel kann ich nicht!“<br />
b. Zielkonflikte<br />
Zielkonflikte entstehen, wenn Menschen unterschiedliche Zielvorstellungen verfolgen<br />
oder mit <strong>ein</strong>ander sich widersprechenden Zielen konfrontiert werden. Dies kann<br />
der Fall s<strong>ein</strong>, wenn sie unterschiedliche Werte, Normen oder Einstellungen haben, die<br />
auf<strong>ein</strong>andertreffen.<br />
Beispiele: In der Projektgruppe werden gegensätzliche Zielvorstellungen verfolgt.<br />
Dem <strong>ein</strong>en ist dies wichtig, der anderen ist das wichtig. Beide sind davon überzeugt,<br />
ihr Punkt sei der wichtigste. Manchmal kommt es auch zu Situationen, wo wir von jemandem<br />
verlangen, er/ sie möge das tun und gleichzeitig wollen wir auch etwas anderes<br />
– Widersprechendes – von dieser Person. So wird von Schüler/innen verlangt,<br />
sie sollen selbständig arbeiten, aber das Handeln der Lehrkräfte ist nicht selten darauf<br />
ausgerichtet, dass Schüler/innen das tun, was ihnen auferlegt wird.<br />
c. Rollenkonflikte<br />
Wir alle bekommen in unserem Leben unterschiedliche Rollen zugeschrieben, die wir<br />
entweder erfüllen wollen oder müssen. Mit der Annahme <strong>ein</strong>er Rolle übernehmen wir<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten. Gleichzeitig werden an uns aber auch Erwartungen,<br />
Rechte und Pflichten herangetragen. Wenn wir den an uns gestellten Anforderungen<br />
aus unserer Sicht oder der des anderen nicht gerecht werden, geraten wir in <strong>ein</strong>en<br />
Konflikt.<br />
Beispiele: Eine Person wird in ihrer Rolle nicht anerkannt oder <strong>ein</strong>e Person kann<br />
sich mit der ihr zugeteilten Rolle nicht abfinden.<br />
d. Wahrnehmungskonflikte<br />
Konflikte können auch dadurch entstehen, dass Personen <strong>ein</strong>e unterschiedliche<br />
Wahrnehmung von etwas haben (Sachverhalt, Person oder Vorgang). Die unterschiedliche<br />
Sichtweise beruht auf dem individuellen Erfahrungsschatz, persönlichen<br />
Interessen und Bedürfnissen, oder mehr oder weniger starken emotionalen Bindungen.<br />
So sehen nicht selten Schüler/innen die erhaltene Note auf <strong>ein</strong>e Schularbeit anders<br />
als die Lehrperson (Beurteilungskonflikt).<br />
e. Beziehungskonflikte<br />
Bei Beziehungskonflikten steht die andere Person <strong>im</strong> Mittelpunkt, die wir nicht sehen<br />
oder sprichwörtlich nicht riechen können. Auf der Beziehungsebene wird transportiert,<br />
wie wir den anderen empfinden, betrachten und gleichzeitig von ihm betrachtet<br />
werden wollen.<br />
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