Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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Aufsatzthema“ gemacht. Den Schüler/innen fällt es oft schwer <strong>ein</strong>en praktischen<br />
Bezug zwischen den Unterrichtsinhalten und ihrem alltäglichen Leben herzustellen.<br />
Sie können nicht nachvollziehen, was der Großteil der Lerninhalte und Lernziele mit<br />
ihrer Lebenswelt zu tun hat. Häufig fragen sich Schüler/innen, ob sie das, was sie in<br />
der Schule lernen sollen, später überhaupt brauchen können.<br />
• Lernverfahren und Arbeitsformen<br />
Unterrichtform und Lerninhalte werden großteils von den <strong>Lehrer</strong>/innen gestaltet und<br />
Lernen stellt sich in vielen Unterrichtsstunden noch als rezeptives, passives Lernen<br />
dar. Die Mitarbeit der Schüler/innen beschränkt sich in diesen Fällen auf das Beantworten<br />
von Fragen und die Erledigung von gestellten Aufgaben. 49 So ist es manchmal<br />
nicht verwunderlich, dass monotone und strikte Rahmenbedingungen des Schulsystems,<br />
die stark <strong>ein</strong>schränkend erlebt werden, Schüler/innen aufmüpfig werden<br />
lassen. Viele gewalttätige Kinder und Jugendliche wollen durch ihr Verhalten Aufmerksamkeit<br />
erwecken, aus dem System ausbrechen – sie wollen um jeden Preis auffallen<br />
und zumindest <strong>für</strong> <strong>ein</strong>en Augenblick in den Mittelpunkt des Interesses rücken.<br />
• Stress und Leistungsdruck<br />
Die Schule n<strong>im</strong>mt <strong>ein</strong>e gesellschaftlich wirkungsvolle Definition und Kategorisierung<br />
von Leistungserfolg und Leistungsversagen vor, zugleich ist der Erwartungsdruck vieler<br />
Eltern sehr hoch. Infolgedessen können Versagens- und Misserfolgserlebnisse auftreten<br />
– bereits bei Volksschulkindern – was in Verunsicherung und Verletzung des<br />
Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens resultiert, was auch <strong>ein</strong>e Minderung späterer<br />
sozialer und beruflicher Chancen nach sich ziehen kann.<br />
• Schlechte Zukunftsperspektiven<br />
Vielen Schüler/innen bleibt wegen Schulversagens und schlechter Schulabschlüsse<br />
die Möglichkeit, <strong>ein</strong>e Anstellung zu bekommen, verwehrt. Bei anderen ist es die aktuelle<br />
wirtschaftliche Situation, die Zukunftswünsche blockiert, trotz guter schulischer<br />
Leistungen. Über diese Dynamik werden Bedingungen in die Schule hin<strong>ein</strong>getragen,<br />
die selbst zur Ursache <strong>ein</strong>es Gewaltpotentials werden können: was ist etwa mit jenen<br />
Schüler/innen, denen bewusst wird, dass sie nicht jenen Beruf erlernen bzw. ausüben<br />
werden können, der ihren Fähigkeiten, Interessen, Ansprüchen und Erwartungen entspricht,<br />
jedoch nicht den vorgegebenen Noten?<br />
• Zwänge und Gruppendruck<br />
Jugendliche sind bekanntermaßen in <strong>ein</strong>em Alter, wo sie durch Abstecken von Grenzen<br />
die eigene Identität „herausschälen.“ Insofern ist <strong>ein</strong> Auflehnen gegen vorherrschende<br />
Normen und Werte, gegen die sogenannten gesellschaftlich auferlegten<br />
Zwänge, fast schon normal. Daneben kommt es aber auch bei vielen Kindern und Jugendlichen<br />
in ihren Bestrebungen „anders zu s<strong>ein</strong> und doch so zu s<strong>ein</strong>, wie andere“<br />
zur Anpassung, dem „Sich-anpassen-an“ Gruppennormen wie z.B. dem Tragen von best<strong>im</strong>mter<br />
(und nicht anderer) Markenkleidung. Wenn sich dies die betroffene Person<br />
bzw. Familie nicht leisten kann, und es dazu kommt, dass das Kind von s<strong>ein</strong>en Mitschüler/innen<br />
nicht akzeptiert wird, kann aggressives Verhalten entstehen. Ein Verhalten,<br />
das soweit geht, dass Jugendliche sich die Sachen, die sie sich nicht leisten<br />
können, mit Gewalt aneignen.<br />
49 vgl. HAENISCH Hans; Merkmale erfolgreichen Unterrichts; Soest 1999<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />
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