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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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Kampf an. Die Serienfiguren zeigen uns, was Freundschaft, Liebe, aber auch Szenen <strong>ein</strong>er Ehe und<br />

sonstige Konfliktplätze sind, und sie zeigen, wie die handelnden Figuren ihren banalen Alltag meistern.<br />

Sie bieten Identifikationsfläche an, in die hin<strong>ein</strong>projiziert werden kann, was man sich selbst<br />

nicht zutraut, da sie sich an grundlegenden Themen wie Selbstbewährung und Selbstfindung versuchen.<br />

Diese medialen Helden des Alltags ermöglichen grundlegende Aus<strong>ein</strong>andersetzungen mit<br />

Leben und Tod, Überleben und Vernichtung, Verlust und Trennung. Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />

werden in den Medien <strong>für</strong> ihre Lebensthemen fündig.<br />

Fernsehen und andere Medien dürfen aber k<strong>ein</strong> Ersatz <strong>für</strong> Kommunikation und Interaktion<br />

mit anderen Menschen werden. So lange dies nicht der Fall ist, so lange wir Alternativen zu<br />

Medien sehen und nutzen, sind Medien nicht so wichtig, wie sie manch<strong>ein</strong>e/r gerne sehen würde.<br />

Zum Abschluss dieser Ausführungen noch zwei Anmerkungen zu diesem Kapitel:<br />

Die meisten Nachrichten (Berichte von Kriegen, Hungersnöten oder Umweltkatastrophen z.B. Terroranschlag<br />

auf TwinTowers in New York 2001; Krieg in Afghanistan 2003, Irakkrieg 2004; Schulmassaker<br />

in Beslan 2004; etc, etc, etc ...) betreffen uns in der Regel nicht direkt, sie gelten als „kontextlose<br />

Informationen“, auf die man eigentlich nur emotional reagieren kann, durch Entsetzen,<br />

Bestürzung und Angst. Die Möglichkeiten, auf diese Nachrichten durch aktives Handeln direkt den<br />

Ablauf der Geschehnisse persönlich zu be<strong>ein</strong>flussen oder vorherzusagen, sind sehr gering bis nicht<br />

vorhanden. Nicht umsonst laufen permanent Aufrufe, mediale Spendenkampagnen, um wenigstens<br />

das Gefühl zu erlangen (oder das Gewissen zu beruhigen?), <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Beitrag leisten zu<br />

können. Dies verursacht <strong>ein</strong>e Einflusslosigkeit, die in der Fachliteratur als „gelernte Hilflosigkeit“<br />

bezeichnet wird und die zu Demotivation, Apathie, Depressivität, zur Unfähigkeit, neue Situationen<br />

zu bewältigen und zu Ängstlichkeit führt. In unserer Weltgesellschaft sind wir gezwungen, lediglich<br />

Beobachter und den Abläufen ausgeliefert zu s<strong>ein</strong>. All dies führt zu Vermeidungsstrategien<br />

und Aggressivität. 76<br />

Die Kinder haben <strong>im</strong>mer weniger die Möglichkeit reale Sinneserfahrungen zu machen, stattdessen<br />

werden sie mit <strong>ein</strong>er Fülle sekundärer (Medien)erfahrungen konfrontiert (Wirklichkeit aus zweiter<br />

Hand). Was grundsätzlich nicht an den Medien liegt, sondern daran, welche Räume und Möglichkeiten<br />

wir Erwachsenen in unserer Gesellschaft Kindern zugestehen. Der Erfahrungsschatz der<br />

Kinder wird zunehmend ärmer. Einige Beispiele hierzu: vom Brotbacken zum Aufbackbrötchen,<br />

vom Feuermachen zur vollautomatischen Zentralheizung, vom Lebensmittel zum Nahrungsmittel.<br />

Dieser Verlust an reichhaltigen Erfahrungsmöglichkeiten ist <strong>ein</strong> Verlust an sinnlich-unmittelbarer<br />

Erfahrung <strong>im</strong> tätigen Umgang mit Dingen und Menschen. Das Spielen auf der Straße wird<br />

zum lebensgefährlichen Unterfangen, denn Straßen sind k<strong>ein</strong>e kindlichen Aneignungsorte (Spielplätze)<br />

mehr, sondern s<strong>im</strong>ple Verbindungslinien von Punkt A zu Punkt B. Vielerorts, und vor allem<br />

in Städten, werden die Spielplätze der Kinder (die auch hier schon abgegrenzte Spielräume sind,<br />

wie die Worte es ausdrücken: Spielplatz, Sportanlage, Kindergarten) von draußen nach drinnen<br />

verlegt, Kinderz<strong>im</strong>mer werden zu regelrechten „Reservaten“ (verstärkt durch die TV- und PC-Geräte<br />

<strong>im</strong> Kinderz<strong>im</strong>mer). Kinder lehnen sich dagegen auf und erobern neue, fremde Räume (Flur,<br />

Treppenhaus, Kaufhaus, Parkplätze, …) womit wir wieder bei den vorherigen Überlegungen zu Familie,<br />

Gesellschaft und Schule wären.<br />

76 vgl. VITOUCH 1997<br />

<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />

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