Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul� (Projekt)-Kommunikation<br />
Die Grundlage jeder gekonnten verbalen Interaktion ist die Fähigkeit, sich selbst problemlos mitzuteilen,<br />
sich angstfrei und unverstellt selbst darzustellen!<br />
Dies erfordert:<br />
• sich selbst zu erkennen (Selbsterkenntnis),<br />
• sich selbst so anzunehmen, wie man real ist (Selbstannahme).<br />
Das ständige „Sich-anders-geben“ als man ist, ist <strong>ein</strong>e ernsthafte Gefahr <strong>für</strong> die persönliche psychische<br />
und physische Gesundheit!<br />
Warum sollen die anderen uns nicht so sehen, wie wir sind?<br />
Warum soll ständig das Ich-Ideal der Ich-Realität vorangestellt werden?<br />
Die Scheu und Angst vor der natürlichen Selbstdarstellung findet ihren Ursprung nicht selten in der<br />
Bestrafung persönlicher Eigenschaften bei unserer Erziehung.<br />
Die „negativen“ Eigenschaften wurden mit Emotionen belegt wie Schuld, Angst, Scham, Minderwertigkeit,...<br />
Ein Über-Ich, <strong>ein</strong> Ideal-Ich wurde durch Lob und Bestärkung zusätzlich hervorgehoben. Diesem<br />
Ideal-Ich rennen wir oft <strong>ein</strong> Leben lang hinterher. Die uns andressierten Normen wenden wir gegen<br />
uns an, bestrafen uns selber und lassen nicht zu, was nicht s<strong>ein</strong> darf.<br />
Der Umgang mit der eigenen Selbstoffenbarung orientiert sich an folgenden Prinzipien:<br />
• Kongruenz:<br />
Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung zwischen innerem Erleben, Bewussts<strong>ein</strong> und Kommunikation.<br />
• Authentizität:<br />
Sich Klarwerden über eigene Gefühle - was ich sagen will, mit opt<strong>im</strong>aler innerer Ehrlichkeit<br />
und kommunikativer Klarheit, d.h. authentisch, aussprechen - selektive Berücksichtigung<br />
des Empfängers mit dynamischer Balance zwischen<br />
Rücksichtslosigkeit und Sch<strong>ein</strong>heiligkeit (Ruth COHN).<br />
• St<strong>im</strong>migkeit:<br />
Über<strong>ein</strong>st<strong>im</strong>mung mit den Prinzipien der Gesamtsituation, zu der neben m<strong>ein</strong>er inneren<br />
Verfassung und m<strong>ein</strong>er Zielsetzung auch der Charakter der Beziehung, die innere<br />
Verfassung des Empfängers und die Forderungen der Lage gehören.<br />
ad. Beziehung (oder: „Was ich von dir halte“ und „Wie wir zu<strong>ein</strong>ander stehen“)<br />
Aus jeder Nachricht geht auch hervor, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm<br />
hält. Dies zeigt sich z.B. in der gewählten Formulierung, <strong>im</strong> Tonfall, in nicht-sprachlichen Begleitersch<strong>ein</strong>ungen.<br />
Der Empfänger fühlt sich auf dieser Seite als Person in best<strong>im</strong>mter Weise behandelt/<br />
misshandelt. Zum Unterschied zur Selbstoffenbarung ist hier der Empfänger nicht „Diagnostiker“<br />
(„Was sagt die Äußerung über den Sender aus?“), sondern selbst „Betroffener“.<br />
Auf der Beziehungsseite können zwei Arten von Botschaften unterschieden werden:<br />
• „Das Bild vom anderen“. Hier geht hervor, was der Sender vom Empfänger hält, wie er<br />
ihn sieht.<br />
• „Die Definition der Beziehungsebene“. Hier geht hervor, wie der Sender die Beziehung<br />
zwischen sich und dem Empfänger sieht, wobei vorerst unabhängig davon ist, wie<br />
der Empfänger selber zu dieser vorgeschlagenen Beziehungsdefinition steht. Während<br />
die Selbstkundgabe ICH-Botschaften enthält, handelt es sich bei der Beziehungsebene<br />
um DU-Botschaften bzw. WIR-Botschaften. 3<br />
3 SCHULZ von THUN 1981, 162ff<br />
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