Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

Antworten enthalten oft zusätzliche Hinweise und Mitteilungen, wenn z.B. mein(e) Gesprächspartner/in
über das erwartete Maß hinaus antwortet. Manchmal ist es auch sehr aufschlussreich,
zu was jemand etwa keine Antwort gibt.
Antworten als Meta-Kommentare folgen dann, wenn eine Frage falsch oder unverständlich
formuliert war, eine Unterstellung vermutet wird oder eine Frageabsicht zu erkennen ist,
die man nicht akzeptieren kann. Das kann bei provokativen Fragen, bei Suggestivfragen und bei
falsch konstruierten Alternativfragen vorkommen.
Als angenehm wird empfunden, wenn Antworten in ihrer Länge und Art und Weise variieren
und die antwortende Person nicht immer gleich kurz oder lang spricht, unabhängig von
der Fragestellung.
3.8.1.1 Antworttendenzen
Wenn ein Mensch zu einem anderen spricht, hat er ein Bedürfnis. Sprechen ist der Versuch, seiner
Außenwelt etwas mitzuteilen. In aller Regel erwarten wir auch von unserem Gegenüber eine Reaktion,
dies insbesondere, wenn wir mit einer Problemschilderung an ihn/sie herantreten. Wenn
jedoch die Antworttendenz meines Gegenübers zu sehr in eine Richtung geht, riskiert dies bei den
Ratsuchenden folgende Reaktionen auszulösen:
a. Werten: „Ich bin besser als du“
b. Interpretieren: „Ich bin gescheiter als du“
c. Trösten: „Ich bin glücklicher als du“
d. Forschen: „Ich bin wichtiger als du“
e. Sofortlösung: „Ich bin erfahrener als du“
f. Verstehen: „Ich bin auch wie du“
Wichtig wäre eine Antworttendenz zu erhalten, die in Richtung Verstehen: „Ich bin auch wie du“
geht, wobei Antworten im Rahmen von a. – e. nicht grundsätzlich als schlecht zu werten sind. In
manchen Situationen möchte der Ratsuchende sogar getröstet werden. Hierbei gilt jedoch, dass
ein Zuviel an a. - e. den Topf zum Überlaufen bringt.
3.3.9 ICH-Botschaften
In vielen Gesprächen versuchen wir, unseren Gesprächspartner/innen entgegenzutreten. Die gewählte
Form hierzu sind oft „DU-Botschaften“, oder wie sie GORDON 9 noch nennt „Konfrontationsbotschaften“.
Hierzu einige Beispiele:
- Du hörst sofort damit auf! (Befehlen)
- Du bist jetzt ruhig, sonst passiert was! (Warnen, Drohen)
- Du sollst das besser wissen (Moralisieren)
- Du machst es, wie ich es dir gezeigt habe (Lösungen liefern, befehlen)
- Du denkst unreif! (Kritik)
- Du benimmst dich wie ein kleines Kind (Beschimpfen)
- Du bist doch sonst ein guter Schüler (positive Bewertung)
- Warum hast du das getan? (sondierende Frage)
- Du bist ein neuer Albert Einstein! (Sarkasmus)
- …
Keine dieser DU-Botschaften verrät irgend etwas über den Sender – sie beschäftigen sich nur mit
dem Empfänger. Hätte der Sender etwas darüber gesagt, was er in Bezug auf das Verhalten des
Empfängers fühlt oder wie es ihn konkret berührt, müsste die Botschaft als ICH-Botschaft statt
als DU-Botschaft formuliert sein:
9 GORDON Thomas; Lehrer-Schüler-Konferenz. Wie man Konflikte in der Schule löst; München 1989, 120f
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