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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul� (Projekt)-Kommunikation<br />

Glaubt die Banknachbarin, dass die negative Benotung ihres Mitschülers auf die <strong>Lehrer</strong>in zurückzuführen<br />

ist, ereilt sie Mitleid mit dem Freund und Ärger auf die <strong>Lehrer</strong>in. Umgekehrt, bei positivem Ausgang,<br />

freut es die Banknachbarin. (Schadensfreude o.a. Gefühle können auch aufkommen.)<br />

Eines sch<strong>ein</strong>t aber klar zu s<strong>ein</strong>, wir tun uns schwer damit, Gefühle auszudrücken und<br />

sie zu benennen. ROSENBERG zitiert MAY: „Für viele von uns jedoch sind die Gefühle so begrenzt<br />

wie die Töne <strong>ein</strong>es Hornbläsers.“ 16 MAY geht davon aus, dass „der reife Mensch die Fähigkeit entwickelt,<br />

Gefühle in genauso viele Nuancen, starke und leidenschaftliche oder f<strong>ein</strong>ere und gefühlvollere<br />

zu differenzieren, wie sie auch in den unterschiedlichen Musikpassagen <strong>ein</strong>er Symphonie<br />

vorkommen“. Unser Repertoire an Sch<strong>im</strong>pfwörtern ist oft umfangreicher als der Wortschatz, mit<br />

dem wir unseren Gefühlszustand klar beschreiben können. „Wir werden eher dazu trainiert, ’außenorientiert’<br />

zu leben, als mit uns selbst in Kontakt zu s<strong>ein</strong>. Wir lernen ’in unserem Kopf’ zu s<strong>ein</strong><br />

und uns zu fragen: ’Was halten die anderen <strong>für</strong> richtig in dem, was ich sage und tue?’“ 17<br />

Dass sich be<strong>im</strong> Ausdrücken von Gefühlen Männer wohl noch etwas schwerer tun als<br />

Frauen, kennen viele, doch dass Frauen sich da<strong>für</strong> nicht <strong>im</strong>mer leichter tun, dabei auch eigene Gefühle<br />

an den Mann zu bringen, zeigt <strong>ein</strong> schönes Beispiel: Eine Frau erzählt ROSENBERG [RMB]<br />

über ihren Mann: „’Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bin mit <strong>ein</strong>em wunderbaren Mann verheiratet<br />

– ich weiß nur nie, was er fühlt.’ … ’Ich fühle mich, als wäre ich mit <strong>ein</strong>er Wand verheiratet.’<br />

Worauf der Mann <strong>ein</strong>e ausgezeichnete Imitation <strong>ein</strong>er Wand zum besten gab: Er saß da, steif und<br />

stumm. Verzweifelt drehte sich die Frau zu mir [RMB] und rief aus: ’Sehen Sie! Genau das passiert<br />

die ganze Zeit. Er sitzt da und sagt nichts. So lebt es sich mit <strong>ein</strong>er Wand.’ ’Das hört sich so an, als<br />

wären Sie <strong>ein</strong>sam und hätten gerne mehr emotionalen Kontakt zu Ihrem Mann’ sagte ich [RMB].<br />

Als sie zust<strong>im</strong>mte, versuchte ich [RMB] ihr aufzuzeigen, dass Äußerungen wie: ’Ich fühle mich, als<br />

wäre ich mit <strong>ein</strong>er Wand verheiratet’ nicht dazu geeignet sind, ihrem Mann ihre Gefühle und Wünsche<br />

nahe zu bringen. Sie werden sogar höchstwahrsch<strong>ein</strong>lich als Kritik gehört und nicht als Einladung,<br />

mit den Gefühlen in Kontakt zu kommen. Des Weiteren führen solche Äußerungen zu sich<br />

selbst erfüllenden Prophezeiungen. Ein Ehemann hört z.B. die Kritik, dass er sich wie <strong>ein</strong>e Wand verhält;<br />

er ist verletzt und entmutigt und reagiert nicht; und so bestätigt sich das Bild s<strong>ein</strong>er Frau von<br />

ihm als Wand.“ 18<br />

Dass sich be<strong>im</strong> Ausdrücken von Gefühlen Männer wohl noch etwas schwerer tun als<br />

Frauen, kennen viele, doch dass Frauen sich da<strong>für</strong> nicht <strong>im</strong>mer leichter tun, dabei auch eigene Gefühle<br />

an den Mann zu bringen, zeigt <strong>ein</strong> schönes Beispiel: Eine Frau erzählt ROSENBERG [RMB]<br />

über ihren Mann: „’Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bin mit <strong>ein</strong>em wunderbaren Mann verheiratet<br />

– ich weiß nur nie, was er fühlt.’ … ‚Ich fühle mich, als wäre ich mit <strong>ein</strong>er Wand verheiratet.’<br />

Worauf der Mann <strong>ein</strong>e ausgezeichnete Imitation <strong>ein</strong>er Wand zum besten gab: Er saß da, steif und<br />

stumm. Verzweifelt drehte sich die Frau zu mir [RMB] und rief aus: ’Sehen Sie! Genau das passiert die<br />

ganze Zeit. Er sitzt da und sagt nichts. So lebt es sich mit <strong>ein</strong>er Wand.’ ‚Das hört sich so an, als wären<br />

Sie <strong>ein</strong>sam und hätten gerne mehr emotionalen Kontakt zu Ihrem Mann’ sagte ich [RMB]. Als sie zust<strong>im</strong>mte,<br />

versuchte ich [RMB] ihr aufzuzeigen, dass Äußerungen wie: ‚Ich fühle mich, als wäre ich mit<br />

<strong>ein</strong>er Wand verheiratet’ nicht dazu geeignet sind, ihrem Mann ihre Gefühle und Wünsche nahe zu<br />

bringen. Sie werden sogar höchstwahrsch<strong>ein</strong>lich als Kritik gehört und nicht als Einladung, mit den<br />

Gefühlen in Kontakt zu kommen. Des Weiteren führen solche Äußerungen zu sich selbst erfüllenden<br />

Prophezeiungen. Ein Ehemann hört z.B. die Kritik, dass er sich wie <strong>ein</strong>e Wand verhält; er ist verletzt<br />

und entmutigt und reagiert nicht; und so bestätigt sich das Bild s<strong>ein</strong>er Frau von ihm als Wand.“ 19<br />

Vielleicht sind <strong>für</strong> diesen Mann aber auch Gefühle wie Tretminen, und er geht auf Zehenspitzen<br />

durchs Leben und versucht, gefährlichen Gefühlen auszuweichen. Be<strong>im</strong> ersten Anzeichen<br />

auf <strong>ein</strong>e starke emotionale Reaktion zieht er sich zurück. Er vermeidet Situationen, die<br />

emotional intensiv ersch<strong>ein</strong>en, wie z.B. <strong>ein</strong>e Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit jemandem, der ihm nahe<br />

steht … Er geht anderen aus dem Weg, um sich den Schmerz <strong>ein</strong>er Kränkung oder Zurückweisung<br />

16 ROSENBERG 2003, 51<br />

17 ROSENBERG 2003, 51<br />

18 ROSENBERG 2003, 52<br />

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