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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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sammenhänge noch nicht begreifen. Er befindet sich in <strong>ein</strong>em ständigen <strong>für</strong> ihn unverständlichen<br />

Wechsel von angenehmen und unangenehmen Gefühlen. In dem Moment, wo es ihm gelingt, <strong>ein</strong>e<br />

erste Regelmäßigkeit in diesen Zuteilungen von Zuneigung zu erkennen, beginnt er sich <strong>ein</strong>e Lebensanschauung<br />

zurecht zu legen, denn in der Art und Weise, wie diese 3 Grundbedürfnisse (St<strong>im</strong>ulierung/<br />

Anregung, Anerkennung/ Zuwendung und Zeitstrukturierung) in der frühen Kindheit<br />

befriedigt werden, wird die innere Grund(Lebens)<strong>ein</strong>stellung festgelegt, die <strong>ein</strong> Mensch <strong>ein</strong>n<strong>im</strong>mt:<br />

Die 4 Grund<strong>ein</strong>stellungen des Lebens<br />

• Ich bin o.k. – Du bist o.k.;<br />

• Ich bin nicht o.k. – Du bist o.k.;<br />

• Ich bin o.k. – Du bist nicht o.k.;<br />

• Ich bin nicht o.k. – Du bist nicht o.k. 91<br />

Fanita ENGLISH setzt noch <strong>ein</strong>e 5. Grund<strong>ein</strong>stellung hinzu:<br />

• Ich bin o.k. – Du bist o.k. (realistisch)<br />

Wie bereits dargelegt, entwickeln die Menschen bereits in ihrer frühen Kindheit jene Grund<strong>ein</strong>stellung,<br />

wie sie anderen Menschen begegnen bzw. mit sich selbst umgehen. Wie es dazu kommt,<br />

soll nachfolgend kurz beschrieben werden:<br />

Der Grund da<strong>für</strong>, dass Spiele so schwer aufzugeben sind, liegt darin, dass sie uns Streichel<strong>ein</strong>heiten<br />

verschaffen, unsere Stellung festigen, transaktionale „Rabattmarken“ bringen, Nähe<br />

verhindern, Zeit strukturieren oder alles auf <strong>ein</strong>mal leisten. Die Ziele der Spiele sind darauf ausgerichtet,<br />

dass das Kind versichern kann: „Ich bin auch o.k.!“ „Den Sinn bekommen die Spiele, wenn<br />

man sie als Verteidigung der Lebens<strong>ein</strong>stellung „Ich bin nicht o.k. – Du bist o.k.“ sieht.“ 92 Diese Lebens<strong>ein</strong>stellung<br />

entwickelt sich be<strong>im</strong> Kl<strong>ein</strong>kind, wenn es merkt, dass es abhängig ist von s<strong>ein</strong>en Eltern.<br />

Die Mutter als Quelle der Nahrung, Wärme, Schutz etc , die durch ihr ‚Streicheln’ <strong>für</strong> so viel<br />

Wohlbehagen sorgen kann, muss wohl gut (o.k.) s<strong>ein</strong>. Hieraus entsteht <strong>ein</strong>e Abhängigkeit, die von<br />

den meisten Eltern noch verstärkt oder auch vom Kind selbst entwickelt wird. „Mit fortschreitender<br />

Entwicklung s<strong>ein</strong>es Sinnesapparates schärft es s<strong>ein</strong>e Wahrnehmung <strong>für</strong> Hinweise, die ihm<br />

sagen, womit es s<strong>ein</strong>e Eltern erfreuen kann oder zumindest ihre Aufmerksamkeit gewinnen kann.<br />

[…] was es tun muß, um o.k. zu s<strong>ein</strong>.“ 93<br />

„Du kannst o.k. s<strong>ein</strong>, wenn …“; „Laß-das-Botschaften“; „Tu-das-Botschaften“ gewinnen so<br />

Gestalt und „Ich kann o.k. s<strong>ein</strong>, wenn ich auf Mutter höre“, wird zu der Tatsache <strong>ein</strong>er Liebe, die an<br />

Bedingungen geknüpft ist. 94 Hierzu führt das Ehepaar HARRIS <strong>ein</strong> schönes Zitat der Sterbeforscherin<br />

Elisabeth KÜBLER-ROSS an:<br />

„Die meisten von uns wurden nach dem Motto erzogen, ich liebe dich, wenn … Ich liebe<br />

dich, wenn, wenn, wenn … Ich liebe dich, wenn du gute Noten nach Hause bringst. Ich liebe dich,<br />

wenn du die Schule schaffst. H<strong>im</strong>mel, was würde ich dich lieben, wenn du das College absolvierst.<br />

Oh, wie würde ich dich lieben, wenn ich sagen könnte, m<strong>ein</strong> Sohn ist Arzt. Und am Ende … glauben<br />

wir buchstäblich, daß wir Liebe durch gutes Verhalten, durch Belohnungen oder durch irgendetwas<br />

anderes erkaufen können … und dann heiraten sie jemanden, der sagt, ich liebe dich, wenn du mir<br />

<strong>ein</strong>en Nerzmantel kaufst. Wenn wir die nächste Kindergeneration mit bedingungsloser Liebe großziehen<br />

würden, würden diese Kinder niemals Angst vor dem Leben oder vor dem Tod haben, und<br />

wir bräuchten auch k<strong>ein</strong>e Filme zu drehen und k<strong>ein</strong>e Bücher zu schreiben über Tod und Sterben.“ 95<br />

91 HARRIS 2004, 60ff<br />

92 HARRIS/ HARRIS 2001, 231<br />

93 HARRIS/ HARRIS 2001, 45<br />

94 HARRIS/ HARRIS 2001, 46<br />

95 KÜBLER-ROSS Elisabeth; To Live Until You Die; 1983, 19f; zit. in: HARRIS/ HARRIS 2001, 43<br />

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