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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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Wie aufgezeigt, lassen sich bei dem angeführten Spiel – wie auch bei anderen Spielen – die <strong>ein</strong>zelnen<br />

Rollen Opfer-Retter-Verfolger zuordnen, wobei die Spiele unter Umständen auch unter dem<br />

Aspekt <strong>ein</strong>er anderen Rolle gesehen werden können z.B. <strong>ein</strong> Retter „Ich will doch nur d<strong>ein</strong> Bestes“<br />

kann sich bald schon als Verfolger entpuppen:<br />

Opfer<br />

Retter<br />

Verfolger/Ankläger<br />

- „Tu mir bitte nichts“<br />

- „Ist es nicht schrecklich“<br />

- „Räuber und Gendarm“<br />

- „Groupie“<br />

- „Ich will doch nur d<strong>ein</strong> Bestes“<br />

- „Glücklich zu helfen“<br />

- „Wenn du nicht wärst“<br />

- „Jetzt hab ich dich endlich, du Schw<strong>ein</strong>ehund“<br />

- „In die Enge treiben“<br />

- „Warum nicht ?”<br />

- „ja aber“<br />

Die <strong>ein</strong>zige Möglichkeit zur Beendigung derartiger Verfolger-Opfer-Retter-Spiele besteht darin,<br />

dass man sich aus dem Dreieck entfernt. „Sobald Sie am Haken hängen, auf irgend<strong>ein</strong>e Aufforderung<br />

anspringen, müssen Sie das Spiel bis zum Ende mitspielen. Deshalb ist es entscheidend, dass<br />

Sie den Haken erkennen und nicht zubeißen.“ 90 Voraussetzung da<strong>für</strong> ist jedoch, dass man andere<br />

Streichelquellen hat. Eine Veränderung wird kaum passieren, wenn k<strong>ein</strong> anderes Spiel zur Verfügung<br />

steht und die <strong>für</strong> die geplante Alternative nicht bewusst sind.<br />

3. Die Skriptanalyse<br />

Das Bedürfnis nach Zeitstrukturierung ist <strong>ein</strong>es der drei Grundbedürfnisse, aus welchem heraus<br />

der Mensch s<strong>ein</strong>e Positionen oder Grundhaltungen zum Leben aufbaut.<br />

Wie bereits angeführt, werden die Spiele dem Grundbedürfnis Zeitstrukturierung zugeordnet.<br />

Spiele weisen verdeckte Interaktionen auf, d.h. unter der Maske <strong>ein</strong>es Gesprächsangebots<br />

geschieht nicht selten <strong>ein</strong>e El-Ki-Interaktion, mit dem Ziel, das Ki des Partners zu besiegen. Es<br />

ist <strong>ein</strong> Spiel mit „gezinkten“ Karten, das zum Zweck hat, Partner abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten,<br />

dem Partner Schuld, Scham, Angst, Mindergefühle anzuhängen, Verantwortung zu vermeiden<br />

oder abzuschieben, Forderungen oder Wünschen auszuweichen oder Kontakte zu vermeiden,<br />

aus dem Weg zu gehen. („Komm mir nicht zu nahe!“).<br />

Das Bedürfnis nach St<strong>im</strong>ulierung trachtet nach anregenden und aufregenden Sinnesreizen, etwa<br />

durch Berühren, Hören, Sehen, Riechen oder Schmecken. Man könnte sagen, es handle sich hier<br />

um <strong>ein</strong> biologisches Bedürfnis. Bleiben Anregungen aus, versucht der Organismus sie durch Ersatzst<strong>im</strong>ulationen<br />

zu befriedigen (siehe Extremsportarten).<br />

Wir alle brauchen „Streichel<strong>ein</strong>heiten“ bzw. Zuwendung (strokes), dies ist zurückzuführen auf das<br />

Bedürfnis nach Anerkennung. BERNE sieht das ganze Leben als <strong>ein</strong>en Austausch von Anerkennung.<br />

Wird das Bedürfnis nach Anerkennung nicht erfüllt, kann der Mensch auf die unterschiedlichste Art<br />

und Weise Zuwendung zu erzwingen trachten: durch Trotz, Wut, Ungehorsam, Beleidigungen, psychische<br />

oder somatische Symptome, ja sogar durch Verbrechen oder Selbstmord.<br />

Nach der Geburt beginnt <strong>für</strong> den Säugling <strong>ein</strong> Wechselbad zwischen dem angenehmen Zustand<br />

des ‚Gestreichelt-Werdens’ und dem unangenehmen Zustand des ‚Nicht-Gestreichelt-Werdens’.<br />

Dieses Wechselbad ist <strong>für</strong> ihn umso entscheidender, da er den Zustand des ‚Nicht-Gestreichelt-<br />

Werdens’ mit ‚All<strong>ein</strong>gelassen-S<strong>ein</strong>’ gleichsetzt. Der Säugling kann zu diesem Zeitpunkt die Zu-<br />

90 vgl. HARRIS BJÖRK Amy/ HARRIS Thomas A.; Einmal o.k. – Immer o.k; R<strong>ein</strong>bek 2001, 225f<br />

<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />

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