Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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3. AUF DER SUCHE NACH EINER KONSTRUKTIVEN KONFLIKTBEARBEITUNG<br />
3.1 FORMEN DES UMGANGS MIT KONFLIKTEN 108<br />
a. Konfliktlösung<br />
Menschen, die <strong>ein</strong>e Konfliktlösung vor Augen haben, schwebt <strong>ein</strong> definitives Ende<br />
des Konflikts als Hauptziel vor. Sie streben die (Wieder-)Herstellung <strong>ein</strong>es spannungsund<br />
reibungsfreien Zustandes an, in dem die Konfliktpartner ihre Ziele auf gegenseitig<br />
zugestandenen Wegen weiter verfolgen können oder auf Teile ihrer ursprünglichen<br />
Ziele verzichtet haben bzw. Missverständnisse und gegenseitige Fehlwahrnehmungen<br />
in Bezug auf diese Ziele aufklären konnten.<br />
b. Konfliktprävention<br />
Versteht man soziale Konflikte vor allem als Störung funktionaler Abläufe (PARSONS)<br />
wäre <strong>ein</strong> sinnvolles Ziel, vorbeugende Strukturen und Regeln aufzubauen, die das<br />
Ausbrechen von Konflikten verhindern würden. Begreift man jedoch Konflikt als<br />
etwas Natürliches, so geht es eigentlich nicht darum, Konflikte <strong>im</strong> Vorfeld zu vermeiden,<br />
also um Konfliktprävention, sondern vielmehr um Gewaltprävention, denn<br />
„mehr Konflikte wagen“ wäre <strong>ein</strong>e durchaus sinnvolle Strategie der Gewaltvermeidung.<br />
c. Konfliktbearbeitung<br />
Der Versuch, <strong>ein</strong>en Ausweg aus dem Irrgarten der Gefühle und Positionen zu finden,<br />
kennzeichnet den Weg der Konfliktbearbeitung. Hierzu können sogenannte „Dritte“<br />
(z.B. Mediator/innen, Konfliktberater/innen, Konfliktmanager/innen oder Supervisor/innen)<br />
beigezogen werden, um den Konfliktparteien beizustehen. Von Konfliktbearbeitung<br />
kann auch gesprochen werden, wenn Konfliktparteien in der Schlussphase<br />
<strong>ein</strong>es Konflikts nach <strong>ein</strong>er <strong>für</strong> beide Seiten erträglichen Art und Weise der<br />
Konfliktbeendigung oder -ber<strong>ein</strong>igung suchen, oder wenn sie <strong>ein</strong>en weiter zurückliegenden,<br />
nicht mehr akuten, aber historisch bzw. lebensgeschichtlich und/ oder perspektivisch<br />
gleichwohl bedeutsamen Konflikt <strong>für</strong> sich - gelegentlich auch mit<strong>ein</strong>ander<br />
– aufarbeiten, um daraus zu lernen oder zukünftigen neuen gewaltsamen<br />
Zuspitzungen vorzubeugen.<br />
d. Konfliktaustragung<br />
Im Gegensatz zur Konfliktvermeidung geht die Konfliktaustragung grundsätzlich<br />
davon aus, dass es wichtig ist, dass Konflikte ausgetragen werden: raus damit! Die<br />
Annahme dabei beruht auf <strong>ein</strong>em psychodynamischen Verständnis von Konflikt, demzufolge<br />
nicht ausgetragene (oder nicht bearbeitete) Konflikte in Varianten oder unterschiedlichen<br />
„Verkleidungen“ <strong>im</strong>mer wiederkehren, solange bis sich die soziale<br />
Formation entweder aufgelöst hat oder durch <strong>ein</strong>e endlich doch erfolgende Konfliktaustragung<br />
<strong>ein</strong> neues Beziehungsgefüge und <strong>ein</strong> neues Beziehungsniveau erreicht<br />
worden ist. Von konstruktiver Konfliktaustragung spricht man nicht erst dann,<br />
wenn entsprechende äußerlich sichtbare Wirkungen nachweisbar sind, sondern „prozessorientiert“<br />
bereits dann, wenn <strong>im</strong> Verlauf der Konfliktaustragung Haltungen <strong>ein</strong>genommen<br />
werden, die <strong>ein</strong>e konstruktive Grundausrichtung aufweisen.<br />
108 vgl.MARINGER Eva/ STEINWEG R<strong>ein</strong>er; Konstruktive Haltungen und Verhaltensweisen in institutionalisierten Konflikten;<br />
Berlin 1997, 10 ff<br />
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