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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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3. GRUNDLAGEN DER KONFLIKTKLÄRUNG<br />

Der Konfliktforscher Johan GALTUNG weist daraufhin, dass bei der Konfliktaustragung häufig nur<br />

<strong>ein</strong> Teil des komplexen Geschehens sichtbar wird, nämlich <strong>im</strong> behaviour der Beteiligten. Attitude,<br />

d.h. die Grund<strong>ein</strong>stellung der Menschen, ihre Haltung und Gefühle sowie contradiction, d.h. der<br />

Widerspruch bzw. das tieferliegende Problem bleibt verborgen wie bei <strong>ein</strong>em Eisberg, dessen größter<br />

Teil sich unter der Wasseroberfläche befindet.<br />

142<br />

Sichtbarer Konflikt Positionen<br />

Hintergrund<br />

Bedürfnisse, Wünsche,<br />

Werte, Gefühle,<br />

Missverständnisse,<br />

Informationsmangel,<br />

Beziehungsprobleme<br />

Interessen<br />

Jeder Konflikt wird an äußeren Merkmalen sichtbar, den Positionen.<br />

Jeder Konflikt hat <strong>ein</strong>en zunächst unsichtbaren Hintergrund, die Interessen.<br />

Konstruktive Konfliktlösung gelingt <strong>im</strong>mer dann, wenn der Weg von den Positionen<br />

zu den Interessen beschritten wird.<br />

Ein Beispiel, welches in der Literatur <strong>im</strong>mer wieder zitiert wird:<br />

Zwei Kinder streiten sich um <strong>ein</strong>e Apfelsine. Jedem ist klar, dass entweder der/die <strong>ein</strong>e oder der/<br />

die andere die Apfelsine erhält. Selbst be<strong>im</strong> Kompromiss, die Apfelsine zu teilen, würde jede/r <strong>ein</strong>e<br />

Hälfte verlieren.<br />

Die Position: Ich will die Apfelsine!<br />

Lösungen auf dieser Ebene zu suchen, ist <strong>ein</strong> ziemlich frustrierendes Unterfangen.<br />

Nun zum Interesse:<br />

Die Frage „warum willst du die Apfelsine?“ hilft weiter, selbst wenn die Antwort klar zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>t.<br />

Es kann nämlich völlig andere als die vermutete Antwort geben:<br />

„Ich will das Fruchtfleisch essen“<br />

„Ich habe Durst, und die Apfelsine verspricht mir Erfrischung“<br />

„Ich ziehe <strong>im</strong>mer den Kürzeren, aber jetzt will ich nicht nachgeben“<br />

„Ich will mich jetzt streiten, weil es Spaß macht und wir dabei so gut <strong>im</strong> Kontakt sind“<br />

„Wenn ich diesen Streit verliere, fühle ich mich ganz mies“<br />

„Ich will <strong>ein</strong>en Kuchen backen und brauche da<strong>für</strong> die Schale“<br />

Erst wenn die Interessen geklärt sind, werden völlig neue Lösungswege denkbar,<br />

die sich von <strong>ein</strong>em „entweder oder“ zu <strong>ein</strong>em „sowohl als auch“ entwickeln können.

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