Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />
leichter bereit seien, aggressiv zu reagieren. D.h. unter best<strong>im</strong>mten individuellen Bedingungen<br />
und Situationen (Kontext) können mediale Gewaltdarstellungen zu <strong>ein</strong>em<br />
Ansteigen des aggressiven Verhaltens führen.<br />
Auch bei der „Imitationsthese“ geht man davon aus, dass <strong>ein</strong>e Förderung aggressiven<br />
Verhaltens durch Imitation/ Nachahmung <strong>ein</strong>es Modells möglich sei. Einschränkung<br />
hierzu: von <strong>ein</strong>er 1:1 Übertragung kann nicht die Rede s<strong>ein</strong>. Der Imitationsprozess<br />
funktioniert besonders gut, wenn durch die Imitation des Verhaltens <strong>ein</strong>e<br />
positive Reaktion erhofft wird bzw. wenn sich die Zuschauer/innen leicht mit der beobachteten<br />
Person in Alter, Aussehen oder sozialer Stellung identifizieren können,<br />
wenn Ähnlichkeiten mit der Lebensrealität bestehen und wenn das Umfeld der Handlung<br />
vertraut ist. 70<br />
• Habitualisierungsthese<br />
Im Mittelpunkt dieser These steht, dass <strong>ein</strong>e oftmalige und in vielerlei Variationen<br />
vorgeführte Gewalt <strong>ein</strong>e abstumpfende Wirkung auf die Zuseher/innen ausübt. In<br />
anderen Worten; der ständige Konsum gewalttätiger medialer Handlungen führt<br />
möglicherweise zu <strong>ein</strong>er Verringerung der Sensibilität gegenüber Aggression und<br />
<strong>ein</strong>er ansteigenden Toleranz gegenüber dem Einsatz von Gewalt. Dieser Abstumpfungseffekt<br />
führt auch dazu, dass wiederholte Gewaltdarstellungen in den Medien<br />
Hemmschwellen abbauen und <strong>ein</strong> Nachahmungseffekt <strong>ein</strong>treten kann:<br />
„Gewalt, Brutalität, Pornografie, der Appell an niedere Instinkte auf dem Bildschirm<br />
insgesamt, erschlägt die positiven Werte und führt schleichend auch zu <strong>ein</strong>er <strong>im</strong>mer<br />
selbstverständlicheren Akzeptanz von Gewalt z.B. als Mittel der Problemlösung und<br />
Durchsetzung.“ 71<br />
• Inhibitionsthese<br />
Gewaltdarstellungen können unter Umständen auch <strong>ein</strong>e hemmende Wirkung haben<br />
und zu Gewaltvermeidung bei den Rezipient/innen führen. Festgestellt wurde, dass<br />
besonders bei Kindern mediale Aggressionen Angst hervorrufen, die möglicherweise<br />
zu Vermeidung von Gewalt führen kann. Eine Vielzahl von Abschreckungskampagnen<br />
bauen auf dieser These auf: Man zeige drastische Bilder, unterlege sie mit <strong>ein</strong>em warnenden<br />
Text … Und die Hoffnung lebt, dass z.B. Autofahrer/innen langsamer fahren<br />
(„Die Geier warten!“), Jugendliche weniger Drogen konsumieren („Drink + Drive =<br />
Death“; „Rauchen macht schlank!“; etc … )<br />
• Nutzen- und Belohnungsansatz<br />
Die bisher beschriebenen Erklärungen gehen davon aus: „Was machen die Medien<br />
mit den Kindern?“ und hierbei müsste man den Schluss ziehen, dass der Konsum von<br />
medialer Gewalt <strong>für</strong> die Zuseher/innen eher negative Folgen hat. Und doch werden<br />
Gewaltfilme gerne und oft gesehen. Wie kann das s<strong>ein</strong>? Dreht man die Frage mal um<br />
und fragt: „Was machen die Kinder mit den Medien?“ geraten Medien und letztlich<br />
auch der Konsum medial vermittelter Gewalt in <strong>ein</strong> anderes Blickfeld. Hier wird die<br />
Frage nach der Wirkung von Medien gewendet und nach dem individuellen Nutzen<br />
der Medien <strong>für</strong> den Menschen getrachtet: nach ihrer Motivation <strong>für</strong> den Medienkonsum. 72<br />
70 vgl. von GOTTBERG Joach<strong>im</strong>; Wie wirken Gewaltdarstellungen? Wissenschaftliche Erklärungsversuche; Berlin 1995, 4<br />
(Artikel unter www.fsf.de)<br />
71 HOHLMEIER Monika; Gewaltprävention in der Schule; in: Politische Studien, Sonderheft 4/1997: Gewaltprävention bei Kindern<br />
und Jugendlichen. Was tun wir <strong>für</strong> den friedlichen Umgang mit<strong>ein</strong>ander?; München 1997, 16<br />
72 vgl. NILLES Jean-Paul; DerMedien-PädagogInnen liebste Kinder. Von der Medienzentriertheit zur Subjektorientierung in der<br />
Medienpädagogik; in Forum 01/2003 http://www.forum.lu/bibliothek/ausgaben/inhalt/?ausgabe=218<br />
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