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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�(<strong>Peer</strong>)-<strong>Mediation</strong><br />

Herzstück von GRZESIKs Antwort ist deshalb „die selbstregulierte Entwicklung des Edukanden<br />

durch Lernen.“ 4 Dies bedeutet lediglich, dass der Einfluss der Erziehung, bei der „der Erzieher <strong>ein</strong>e<br />

best<strong>im</strong>mte Lerntätigkeit be<strong>im</strong> Edukanden“ intendiert, gering ist <strong>im</strong> Vergleich zum Einfluss der Sozialisation,<br />

die „dagegen diejenige Form der Kommunikation ist, in der zusätzlich zur ausdrücklich<br />

mitgeteilten Information über beliebige Bereiche der Welt und des Selbst aus allen anderen Aspekten<br />

der sozialen Interaktion zwischen den Kommunikanden Information gewonnen werden<br />

kann.“ 5<br />

GRZESIK schlussfolgert daraus, dass „der Maßstab <strong>für</strong> die Güte des Erziehens nur der systemische<br />

Zusammenhang der erzieherischen Be<strong>ein</strong>flussung selbst s<strong>ein</strong> kann“, d.h. dass „die Güte des systemgerechten<br />

Handelns auch die Güte der durch Erziehung zu bewirkenden Lerneffekte best<strong>im</strong>mt.“<br />

6<br />

2. WAS BEDEUTET DER BEGRIFF „PEERS“?<br />

<strong>Peer</strong>s sind gleichaltrige Interaktionspartner, die als solche vom Kind/ Jugendlichen akzeptiert werden,<br />

da sie unter Anerkennung der Interessen des anderen prinzipiell zu <strong>ein</strong>er Einigung bereit sind;<br />

d.h. sie signalisieren die Disposition, Handlungspläne mit<strong>ein</strong>ander zu ver<strong>ein</strong>baren, ohne zu dominieren.<br />

Der Begriff ‚gleichaltrig’ kann weitergefasst verstanden werden: Er wird an dieser Stelle<br />

nicht synonym verwendet <strong>für</strong> ‚altersidentisch’, sondern vielmehr <strong>für</strong> ‚s<strong>ein</strong>esgleichen’ (Jugendliche<br />

<strong>ein</strong>er ähnlichen Altersgruppe <strong>im</strong> Gegensatz zur Gruppe der Erwachsenen). <strong>Peer</strong>s sind „der jeweiligen<br />

Zielgruppe sehr ähnlich [nicht gleich, sondern gleichwertig]: sei es in Bezug auf ihr Alter, ihr<br />

Geschlecht, ihre ethnische Zugehörigkeit, usw.“ 7 Solche <strong>Peer</strong>-Groups lassen sich besonders gut in<br />

Schulen ausmachen. <strong>Peer</strong>s sind <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche wichtige Bezugspersonen (und nicht<br />

gleichzusetzen mit Freunden), die schwer ersetzbar sind. In diesen von Kindern und Jugendlichen<br />

selbstgewählten Gruppen werden nicht nur <strong>für</strong> sie interessante Dinge beredet, sondern auch gruppenspezifische<br />

Werte und Verhaltensregeln gesetzt und durch Habitualisierung stabilisiert. Es<br />

wäre jedoch falsch zu glauben, dass die Werte und Regeln, die in den <strong>Peer</strong>-Groups gelten und durch<br />

sie <strong>ein</strong>geübt werden, a priori positiv wären.<br />

Das Wissen um die Wirkmächtigkeit von Sozialisation in und durch <strong>Peer</strong>-Gruppen kann durch den<br />

erzieherischen Einsatz von <strong>Peer</strong>s funktionalisiert werden. Als positive Vorbilder, als Transporteure<br />

<strong>für</strong> Werte und Verhaltensweisen gewinnen die <strong>Peer</strong>s an Bedeutung: „ausgebildete Schüler/innen“<br />

(<strong>Peer</strong>s) können beispielsweise in Konfliktsituationen als gleichberechtigte Ansprechpartner/innen<br />

und als anerkannte Träger von positiven Werten zur Konfliktklärung <strong>ein</strong>gesetzt werden.<br />

4 GRZESIK 1998, 19<br />

5 GRZESIK 1998, 190f<br />

6 GRZESIK 1998, 381<br />

FALLER Kurt; <strong>Mediation</strong> in der pädagogischen Arbeit. Ein <strong>Handbuch</strong> <strong>für</strong> Kindergarten, Schule und Jugendarbeit. Mühlhe<strong>im</strong><br />

1998, 58. Für den Begriff „<strong>Peer</strong>“ fehlt <strong>ein</strong>e angemessene Übersetzung, denn gem<strong>ein</strong>t ist nicht nur der gleichaltrige Gefährte,<br />

sondern Gleichheit der Stellung <strong>im</strong> Verhältnis zu<strong>ein</strong>ander.“ (HARTUP 1983, zitiert nach KRAPPMANN 1991, 364)<br />

Für die nachfolgenden Ausführungen zu <strong>Peer</strong>-Beziehungen vgl. KRAPPMANN 1991 bzw. 1994<br />

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