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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />

Da Konflikte häufig als Kampfsituationen wahrgenommen werden, die gewonnen werden müssen,<br />

geht es nicht selten darum, Mitmenschen kl<strong>ein</strong> zu machen, sie zu verletzen und sie dem eigenen<br />

Willen unterzuordnen. Konflikte führen daher oft zu Streit, zur Zerstörung der Beziehung,<br />

wobei sich nicht selten <strong>ein</strong>e innere Konfliktdynamik entfaltet, die <strong>ein</strong>e friedliche, konstruktive<br />

und gewaltfreie Regelung nur mehr schwer bis gar nicht mehr möglich macht. Dabei n<strong>im</strong>mt die<br />

Einstellung, dass der eigene Gewinn nur durch den Verlust des Gegners zu erzielen sei (sogenanntes<br />

Nullsummenspiel) überhand. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Menschen in Konfliktsituationen<br />

dazu neigen, den eigenen Vorteil durch <strong>im</strong>mer intensiveren Einsatz oder striktes<br />

Beharren auf der eigenen Position wahrzunehmen und dies selbst dort, wo sich Misserfolge – auch<br />

<strong>für</strong> sie selbst – abzuzeichnen beginnen. Genau hier kommt es zu <strong>ein</strong>er weiteren Vermischung der<br />

Begrifflichkeit, wenn z.B. Konflikt verstanden wird, als „jene Form der Interaktion, durch die zwei<br />

oder auch mehr als zwei Personen <strong>ein</strong>ander zu beseitigen suchen, und zwar entweder durch vollkommene<br />

Vernichtung oder Unschädlichmachung. Die elementarste Form des Konflikts ist der<br />

Krieg ...“ (Josef H. FICHTER). Hier werden Definition und Bewertung von Konflikt in <strong>ein</strong>en Topf geworfen.<br />

Nicht der Konflikt ist „gut“ oder „schlecht“ an sich, sondern die Konfliktaustragungsform<br />

ist funktional oder dysfunktional (positiv/ negativ; friedensfördernd/ friedensgefährdend).<br />

2.1 KONFLIKTEBENEN<br />

1. Der intrapersonelle Konflikt<br />

Innere, sogenannte intrapersonelle Konflikte tragen wir mit uns selbst aus. Wir sind hin- und hergerissen<br />

und können uns nur schwer <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e Seite entscheiden. Schon ARISTOTELES berichtete<br />

von <strong>ein</strong>em Hungernden, der zwischen zwei attraktiven Speisen nicht wählen konnte und letztlich<br />

neben den Speisen verhungerte, weil er sich eben nicht <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e entscheiden konnte. Dieses Bildnis<br />

finden wir in der modernen Psychologie unter dem Namen „Esel des Buridan“ wieder, dem Esel<br />

zwischen zwei Heuhaufen, der sich ebenso wenig entscheiden kann. Auf Kurt LEWIN geht die Unterscheidung<br />

nachfolgender 3 Konflikttypen zurück, die eigentlich als typisch <strong>für</strong> derartige intrapersonelle<br />

Konflikte gesehen werden können (Stichworte: Appetenz-Aversions-Konflikte):<br />

• Annäherungs-Annäherungs-Konflikte: Man hat zwei Möglichkeiten zur Auswahl,<br />

wobei beide Möglichkeiten gleich stark (positiv) sind. Die Entscheidung <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e Möglichkeit<br />

schließt die andere aus.<br />

• Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikte: Eine Person hat <strong>ein</strong>e Entscheidung zwischen<br />

zwei negativen Konsequenzen zu treffen, wobei sie zumindest <strong>ein</strong> Übel in Kauf<br />

nehmen muss.<br />

• Vermeidungs-Annäherungs-Konflikte: Die Entscheidung <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e Möglichkeit bringt<br />

sowohl positive als auch negative Konsequenzen.<br />

2. Der interpersonelle Konflikt<br />

Als sogenannte interpersonelle Konflikte bezeichnet man alle zwischenmenschlichen Konflikte,<br />

in die zwei Personen oder kl<strong>ein</strong>e Gruppen (z.B. <strong>ein</strong>e Familie oder Freundesclique) verwickelt sind.<br />

Hier spielen <strong>im</strong>mer Gefühle mit, außerdem unser Rollenverhalten und unsere Grund<strong>ein</strong>stellung<br />

gegenüber anderen Menschen.<br />

a. Zweierkonflikt<br />

Als beispielhaftesten Zweierkonflikt kann man wohl Beziehungskonflikte zwischen<br />

Mann und Frau nennen.<br />

b. Dreieckskonflikt<br />

Ein Zweierkonflikt kann durch Hinzukommen <strong>ein</strong>er weiteren Person dramatisch verkompliziert<br />

werden, da sich neue soziale Konstellationen bilden können, wo die<br />

Größe der Teilgruppen nicht mehr gleich groß ist (anders bei Zweierkonflikten: <strong>im</strong>mer<br />

<strong>ein</strong>er gegen den anderen).<br />

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