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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />

Wie unterschiedlich die emotionalen „Tiefgänge“ in Konflikten auch s<strong>ein</strong> mögen, Konflikte laufen<br />

in aller Regel <strong>im</strong>mer nach <strong>ein</strong>em ähnlichen Schema ab:<br />

1. Ein Konflikt macht sich bemerkbar<br />

Konfliktsymptome machen sich als sogenannte „negative oder ungute Körperempfindungen“ (z.B.<br />

Kribbeln <strong>im</strong> Bauch, Hitzeausbruch oder körperliche Unruhe) bemerkbar. Auch be<strong>im</strong> Gegenüber gibt<br />

es ähnliche Anzeichen, die auf <strong>ein</strong>en sich anbahnenden Konflikt hinweisen. Es fallen Worte, die<br />

Anstoß zur Vorsicht oder Erregung geben, ebenso passt der Ton nicht mehr.<br />

2. Wer ist schuld?<br />

Nach dem Motto: „Schuld sind <strong>im</strong>mer die anderen“ wird in der Regel das Gegenüber bzw. s<strong>ein</strong> Umfeld<br />

ins Visier genommen: Wer ist schuld? Nehmen wir hierzu <strong>ein</strong> Beispiel: „<strong>ein</strong> Schüler kommt zu<br />

spät zur Schule“. Glaubt die <strong>Lehrer</strong>in bei dem Schüler liege mangelnder Wille vor, pünktlich s<strong>ein</strong> zu<br />

wollen, wird ihm die Schuld zugeschrieben. Vermutet die <strong>Lehrer</strong>in jedoch der Schüler sei mit dem<br />

Bus <strong>im</strong> Stau steckengeblieben o.ä., so ist dies <strong>ein</strong>e umweltbedingte Zuschreibung. Umweltbedingte<br />

Ursachen werden eher verziehen. In dem Fall steigen wir mit <strong>ein</strong>em geringeren Erregungsniveau <strong>ein</strong>.<br />

Wird die gegnerische Partei <strong>für</strong> das Geschehen verantwortlich gemacht, fühlt man sich<br />

selbst eher <strong>im</strong> Recht, ist die Bereitschaft <strong>ein</strong>zulenken geringer und das Erregungsniveau höher,<br />

womit die Handlungsbereitschaft steigt.<br />

3. Grundmuster werden aktiviert<br />

In früher Kindheit haben wird Einstellungen/ Grundmuster erworben, wie wir auf Konfliktsituationen<br />

reagieren. Diese Einstellungen/ Grundmuster wurden <strong>im</strong> Laufe des Lebens durch Erfahrungen<br />

<strong>im</strong>mer wieder modifiziert. Je stärker <strong>ein</strong> Konflikt uns emotional ergreift, umso weniger wir<br />

uns unter Kontrolle haben, umso „ursprünglicher“ reagieren wir. Die von Virginia SATIR angeführten<br />

Kommunikationsrichtungen - Angreifen, Rationalisieren, Beschwichtigen, Ablenken, Verstehen<br />

- können hier exemplarisch zur Verdeutlichung angeführt werden, wie unterschiedlich Menschen<br />

in Stresssituationen reagieren können.<br />

4. R<strong>ein</strong> in den Konflikt<br />

Die Aus<strong>ein</strong>andersetzung n<strong>im</strong>mt entsprechend vorherrschender Einstellungsmuster ihren Lauf.<br />

Nicht selten eskaliert die Situation stufenweise (siehe 9 Eskalationsstufen nach GLASL). Prägnant<br />

ist die weitere Eskalation von „Wir haben <strong>ein</strong>en Konflikt“ zu „Der Konflikt hat uns“. Hierbei n<strong>im</strong>mt<br />

die Selbststeuerung drastisch ab und <strong>ein</strong> reaktives, ja fast instinktives Verhalten leitet die Personen<br />

in zunehmendem Maße.<br />

5. Wer zuletzt lacht …<br />

Nach Abschluss des Konflikts wird <strong>ein</strong>e Rückschau auf das Konfliktergebnis und<br />

-handeln gemacht. Sind wir zufrieden, ist der Konflikt <strong>für</strong> uns erledigt, und wir haben <strong>ein</strong>e positive<br />

Erfahrung (wie auch <strong>im</strong>mer die ist) in Bezug auf unser Konflikthandeln gemacht. Sind wir unzufrieden,<br />

dann haben wir mit unserem Gegner „noch <strong>ein</strong>e Rechnung offen“, die uns oft k<strong>ein</strong>e Ruhe<br />

lässt („offene Gestalt“/ „unerledigtes Geschäft“), was nicht selten zum nächsten Konflikt führt. Unzufrieden<br />

kann aber auch heißen, dass wir – wieder zur Räson gekommen – finden, dass wir etwas<br />

übertrieben gehandelt haben, und dies kann dann dazu führen, dass wir die gegnerische Partei<br />

aufsuchen und uns z.B. entschuldigen.<br />

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