Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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Schulmediation erfasst also nur <strong>ein</strong>en Teil schulischer Konflikte und nicht alle Formen von Gewalt.<br />
Sie muss <strong>im</strong>mer wieder durch andere Maßnahmen flankiert werden. FALLER 11 verweist in diesem<br />
Zusammenhang auf s<strong>ein</strong> „pädagogisches Hexagon“ bestehend aus folgenden 6 Elementen:<br />
1. offenes System konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />
2. begleitende Programme <strong>für</strong> den sozialen Prozess in Klassen und Lerngruppen<br />
3. soziale Lernziele <strong>im</strong> Unterricht<br />
4. Trainings zum <strong>Lehrer</strong>/innenverhalten<br />
5. Öffnung der Schule<br />
6. Prävention und Schulprogramm<br />
Wichtig ist wohl, dass <strong>Mediation</strong> in das Selbstverständnis, das Programm und die praktizierten<br />
Verfahren der Schule <strong>ein</strong>gebettet ist und dass sie als Verfahren <strong>im</strong> Rahmen <strong>ein</strong>er größeren Selbstständigkeit<br />
und Autonomie der Schule akzeptiert ist.<br />
Über diesen Weg würde auch Sorge getragen, dass <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> nicht nur das <strong>ein</strong>zelne Individuum<br />
zum Ziel hat, sondern ebenso die Strukturen der Schule. Denn <strong>ein</strong>e Gefahr kann darin gesehen<br />
werden, dass Schule glaubt, mit <strong>ein</strong>em <strong>Peer</strong>-Projekt sei das Thema Gewaltprävention in der<br />
Schule abgehakt<br />
4.3 PEERS ALS MEDIATOR/INNEN<br />
Schüler/innen lernen leichter von Ihresgleichen, u.a. da sie in vielen Fällen „Konfliktkompetenz“ besitzen,<br />
weil sie sich auf <strong>ein</strong>er ähnlichen Entwicklungsstufe befinden oder/ und ihnen die Probleme<br />
aus eigener Erfahrung vertraut sind. Zudem ist die Hemmschwelle, über sich selbst zu reden gegenüber<br />
vertrauten Gleichaltrigen oft niedriger als gegenüber Erwachsenen, nicht zuletzt weil es<br />
nur <strong>ein</strong> geringes hierarchisches Gefälle zwischen den Schüler/innen gibt (was <strong>im</strong> Falle <strong>ein</strong>er <strong>Mediation</strong><br />
durch Lehrkräfte <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong>geschlossen ist). Darüber hinaus ist die Kommunikation paritätisch,<br />
da Jugendliche <strong>ein</strong>e eigene Jugendsprache haben, der sie sich gegenüber Erwachsenen<br />
nur in <strong>ein</strong>geschränktem Maße bedienen.<br />
Das Verfahren der <strong>Mediation</strong> bleibt nicht zuletzt <strong>ein</strong> in sich konsistent demokratisches Verfahren,<br />
da auch die Mediator/innen außerhalb ihrer Rolle <strong>ein</strong>e den Kontrahent/innen gleichwertige <strong>im</strong><br />
Sinne von gleichgestellte Position <strong>ein</strong>nehmen.<br />
Bleibt nur noch zu fragen, ob denn Kinder und Jugendliche überhaupt solche komplexen Aufgaben<br />
lösen können, ob sie damit nicht überfordert sind oder gar von ihren Klassenkamerad/innen<br />
isoliert werden? Fragen, denen man sich stellen muss, wenn man über <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> nachdenkt.<br />
Unerlässlich ersch<strong>ein</strong>t jedoch, dass Schüler/innen zunächst <strong>ein</strong>e Ausbildung als Mediator/innen erhalten,<br />
bei der sie key skills erwerben. So werden sie in die Lage versetzt, in der <strong>Mediation</strong> auf <strong>ein</strong><br />
gewisses Kommunikationsrepertoire zurückzugreifen und selbstsicher zu interagieren.<br />
Bevor Schüler/innen zu Mediator/innen ausgebildet werden und bevor diese ihre Tätigkeit in der<br />
Schule aufnehmen können, wird in dem vom SCRIPT/ SNJ getragenen Modell der <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> in<br />
der Schule darauf geachtet, dass <strong>Lehrer</strong>/innen, SPOS-Mitarbeiter/innen und Eltern als Coaches / Betreuer/innen<br />
ausgebildet werden. Diese 5-tägige Fortbildung b<strong>ein</strong>haltet neben Projektmanagement,<br />
Kommunikation und Konfliktmanagement ebenso <strong>ein</strong> Modul <strong>Mediation</strong>. Die Aufgabe der<br />
Coaches besteht in der kontinuierlichen Betreuung der Schüler-Mediator/innen sowie in der Koordinierung<br />
des <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Projektes in der eigenen Schule.<br />
11 FALLER 1998, 76ff<br />
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