Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />
3. Die integrative Funktion von Konflikten<br />
Anders als beispielsweise in eher konservativen Gesellschaftstheorien, die auf Ordnung bedacht<br />
sind, sehen andere sozialwissenschaftliche Theorieansätze Konflikte als <strong>ein</strong> normales Phänomen<br />
von Gesellschaften und weisen auf ihre positiven sozialisatorischen bzw. systemintegrativen Funktionen<br />
hin.<br />
4. Konflikt als Förderer des sozialen Wandels<br />
Darüber hinaus schreiben <strong>ein</strong>ige Theorieansätze Konflikten gänzlich produktive Funktionen zu<br />
und betrachten sie als Auslöser bzw. Förderer sozialen Wandels. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten<br />
Positionen, wo der Konflikt als Resultat des Wandels angesehen wird, ist hier der Wandel<br />
<strong>ein</strong>e Funktion des Konflikts. In diesem Sinne weist etwa DAHRENDORF sozialen Konflikten fast<br />
un<strong>ein</strong>geschränkt <strong>ein</strong>e positive Rolle zu. Für ihn ist geregelter Konflikt gleichbedeutend mit Freiheit.<br />
Für MARX und ENGELS waren soziale Konflikte (<strong>im</strong> Sinne von Klassenkämpfen) gar das zentrale<br />
vorwärtstreibende Element in der Geschichte.<br />
2.5 MÖGLICHE BEDINGUNGEN FÜR EINE ESKALATION VON KONFLIKTEN<br />
1. Verhaltensbeschränkung durch räumliche Verhältnisse<br />
In beengten räumlichen Verhältnissen n<strong>im</strong>mt bei steigender Kontaktdichte auch die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
zu, dass persönliche Interessen und Bedürfnisse berührt, gar <strong>ein</strong>geschränkt werden. So<br />
ist die Chance größer, dass in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Klassenz<strong>im</strong>mer mit vielen Schüler/innen Konflikte<br />
ausbrechen, als in <strong>ein</strong>em großen Raum mit wenigen Personen. Auch werden sich die Eltern freuen,<br />
wenn die Kinder lustig sind und fleißig auf ihren Musikinstrumenten üben, jedoch wird dieses Gefühl<br />
rasch ins Negative umschlagen, wenn der Vater oder die Mutter am Schreibtisch Ruhe benötigt,<br />
um <strong>ein</strong>e dringende Arbeit fertig stellen zu können.<br />
2. Verhaltensbeschränkung durch geringe Verfügbarkeit über Mittel<br />
Wenn sich zwei oder mehr Personen um den ausschließlichen Besitz oder Gebrauch von Mitteln bemühen,<br />
ist <strong>ein</strong> Konflikt zwischen ihnen sehr naheliegend. Dies zeigt sich fast tagtäglich <strong>im</strong> Schulbus,<br />
wenn z.B. best<strong>im</strong>mte Sitzplätze durch die „falschen“ Personen „besetzt“ werden. Diese Situation<br />
wird insbesondere dann verschärft, wenn <strong>im</strong> Bus bei unverändertem Platzangebot noch<br />
mehr Schüler/innen mitfahren wollen/ müssen (oder wenn bei gleicher Personenzahl die Ressourcen<br />
schrumpfen – kl<strong>ein</strong>erer Bus, <strong>ein</strong> Bus weniger).<br />
3. Verhaltensbeschränkungen durch Normen<br />
In Schulen, wie in anderen Institutionen und größeren Organisationen, ist es notwendig, <strong>für</strong> die Regelung<br />
des Alltags best<strong>im</strong>mte Vorschriften und Normen <strong>ein</strong>zuführen. In der Regel dienen derartige<br />
Regelungen dem reibungslosen Ablauf und werden zum Schutze der Schüler/innen erlassen,<br />
z.B. Laufverbot in den Schulgängen, … Nicht selten aber werden diese Regelungen von den Jugendlichen<br />
als zu starke Reglementierung wahrgenommen, die zu Frustrationen führen, die wiederum<br />
zu Handlungen führen, die vom Lehrpersonal meist als nicht normenadäquat <strong>ein</strong>gestuft<br />
werden, was wiederum zu Sanktionen führt, etc, etc, etc …<br />
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