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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Gaukelkunst, sondern um absolute Wahrheit und Welterkenntnis geht - er sucht im Prinzipalso etwas Unmögliches. S<strong>ein</strong>er Sache sicher schlägt Faust <strong>ein</strong>e Wette vor:Wird’ ich beruhigt je mich auf <strong>ein</strong> Faulbett legen:So sei es gleich um mich getan!Kannst du mich schmeichelnd je belügen,Daß ich mir selbst gefallen mag,Kannst du mich mit Genuß betrügen:Das sei für mich der letzte Tag!Die Wette biet’ ich! (V. 1692-1698)Diese Bedingungen akzeptiert Mephisto - ebenso s<strong>ein</strong>er Sache sicher. Faust fährt aber fortund gibt genauere Bestimmungen an:Wird’ ich zum Augenblicke sagen:Verweile doch! du bist so schön!Dann magst du mich in Fesseln schlagen,Dann will ich gern zu Grunde gehn!Dann mag die Totenglocke schallen,Dann bist du d<strong>ein</strong>es Dienstes frei,Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,Es sei die Zeit für mich vorbei! (V. 1699-1706)Was Faust von Mephistopheles will, ist k<strong>ein</strong> konkretes Wissen, auch k<strong>ein</strong> konkreter Genuss;es geht ihm um das Streben, um die Suche nach dem höchsten Augenblick, in dem alle s<strong>ein</strong>eWünsche wahr werden, in dem er das Absolute genießen kann. Da er diesen höchstenAugenblick nie zu erreichen glaubt, und schon gar nicht mit der Hilfe des „armen Teufels”,kann er die Wette wagen. Er weiß, „daß des Versuchers Künste niemals das befriedigen, dieSehnsucht werden stillen können, die den Wesensgrund bewegt! Er will den Teufel nützen,nicht ihm folgen. Nicht Erfüllung s<strong>ein</strong>er Sehnsucht will er von dem Geist, der stets vern<strong>ein</strong>t;er will von ihm das Unbefriedigende” 420 .Die Wette zwischen Faust und Mephistopheles ist <strong>ein</strong>e Fortsetzung der Wette, dieMephistopheles im Himmel Gott angeboten hat - wenn auch Gott auf diese Wette nicht<strong>ein</strong>ging. Im Prolog im Himmel hat Gott Mephisto erlaubt, Faust s<strong>ein</strong>e „Straße sacht zuführen” (V. 314), und daraufhin noch gesagt, der Mensch brauche <strong>ein</strong>en Anreiz, damit erständig weiterstrebe:Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen,Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;Drum geb’ ich gern ihm den Gesellen zu,Der reizt und wirkt, und muß, als Teufel, schaffen. (V. 340-343)420 Daur: Faust und der Teufel. S. 62.116

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