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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Dem Autor der Historia war es daran gelegen, das Werk „allen hochtragenden / fürwitzigenvnd Gottlosen Menschen zum schrecklichen Beyspiel / abscheuwlichen Exempel / vndtreuwhertziger Warnung” 79 zu setzen. Die Funktion, die Absicht der Historia war durchaus,<strong>ein</strong> warnendes Beispiel dafür zu zeigen, was geschieht, wenn man sich mit dem Teufelverbündet. Um die Verwerflichkeit <strong>ein</strong>es solchen gottlosen Menschen noch zu unterstreichen,lässt der Autor s<strong>ein</strong>en Faust sich sogar <strong>ein</strong> zweites Mal dem Teufel verschreiben. Der erstePakt wird am Anfang des Werks (Kap. 6) beschrieben, nach vorangegangener Beschwörungdes Teufels und drei „Disputationen” mit dem Geist Mephostophiles, den ihm der Teufelgeschickt hatte. Der zweite Pakt wird im dritten Hauptteil geschlossen: Faust zeigt im 17. Jahrder Verschreibung Reuegefühle. Mephostophiles droht ihm mit dem Tod, wenn er sich nichtsofort aufs Neue dem Teufel verschreibe. In dem ersten Pakt wird also <strong>ein</strong> Bogen über denganzen Handlungsablauf gespannt, der im zweiten Pakt s<strong>ein</strong>e Bestätigung findet und in FaustsEnde kulminiert.Was hat den Faust der Historia zum Teufelspakt getrieben?Die Historia beschreibt Faust als <strong>ein</strong>en „Doctor Theologiae” 80 , der sich mit s<strong>ein</strong>enFähigkeiten nicht zufrieden gibt. Er ist intelligent, „<strong>ein</strong>s gantz gelernigen vnd geschwindenKopffs / zum studiern qualificiert vnd geneigt” 81 . Die Intelligenz an sich wird durchausbegrüßt 82 , nur mussten das Studium und der Erkenntnisdrang auf Gotteserkenntnis, auf dieTheologie gerichtet s<strong>ein</strong>. Faust hatte aber leider auch <strong>ein</strong>en „thummen / vnsinnigen undhoffertigen Kopff” 83 . Er interessierte sich mehr für die „weltlicheren” Wissenschaften, wieAstrologie und Medizin. 84Die Verurteilung des ‘Wissens’ begründet der Verfasser mit jenerDifferenzierungsstruktur, die schon Augustin verfestigte: der Unterscheidung vonlegitimierten, auf Gotteserkenntnis gerichtetem Wissensdrang auf der <strong>ein</strong>en Seite undder verwerflichen, weltliche Zusammenhänge erforschenden ‘curiositas’ auf deranderen. 8579 Titelblatt der Historia, S. 3.80 Historia, Kap. 1, S. 14.81 Historia, Kap. 1, S. 14.82 Historia, S. 14: „Als D. Faust <strong>ein</strong>s gantz gelernigen vnd geschwinden Kopffs / zum studiern qualificiert vndgeneigt war / ist er hernach in s<strong>ein</strong>em Examine von den Rectoribus so weit kommen / daß man Jn in demMagistrat examiniert / vnnd neben jm auch 16. Magistros, denen ist er im Gehöre / Fragen vnnd Geschickligkeitobgelegen vnd gesieget“ – Das Talent und die Intelligenz Fausts standen an sich also nicht als„verdammungswürdiges Verhalten“ zur Debatte, sondern die Richtung, in die sich s<strong>ein</strong> Interesse bewegte.83 Historia, S. 14.84 Vgl. hierzu auch H.J. Kreutzer: Über die Wißbegierde in der Literatur am Beginn der Neuzeit. S. 66: „DasMotiv, daß Faust, der zunächst Theologe ist, zur Medizin überwechselt, damit aber letzlich zu denNaturwissenschaften, macht s<strong>ein</strong>en Abfall vom Glauben anschaulich.”85 Lubkoll: „und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick...”. S. 30.34

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