13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mit dem Teufel gezeugt habe. Diese und ähnliche Sagen wirkten zu und nach FaustsLebzeiten. Details aus diesen Geschichten wurden häufig Faust zugeschrieben. Er eignete sichgut als Sündenbock, da er durch s<strong>ein</strong>e Zaubertaten und s<strong>ein</strong>e unstete Lebensweise überallbekannt war.Einer der wichtigsten Vorfahren Fausts sch<strong>ein</strong>t jedoch der Priester Theophilus zu s<strong>ein</strong>. Er warder Legende nach <strong>ein</strong> ursprünglich frommer und demütiger, „aus s<strong>ein</strong>em Amt gestoßenerPriester” 18 , der wieder in s<strong>ein</strong> Amt <strong>ein</strong>gesetzt werden wollte, und dies mit Hilfe des Teufelsversuchte. 19 Er leugnete in s<strong>ein</strong>em Pakt den Glauben an Gott, Christus und die Heiligen,bereute dies aber später. Durch Buße und Gebet an die Jungfrau Maria wurde ihm vergeben;sogar den Abschwörungsbrief bekam Theophilus durch Maria zurück. Theophilus musstezwar als Strafe für den Teufelspakt sterben, aber anstatt in die Hölle zu kommen, wurde s<strong>ein</strong>eSeele in den Himmel geholt. 20 Ein solcher Ausgang war für viele mittelalterliche Legendentypisch; immer wieder wurde betont, dass man durch Buße und durch Gebete an die Heiligenschließlich auch aus den Händen des Teufels gerettet werden konnte. Dies änderte sich in denTeufelsgeschichten der Reformation durch die Abschaffung des Heiligenkults und durch denGlaubensgrundsatz, k<strong>ein</strong> Mensch könne all<strong>ein</strong> durch gute Taten zum Heil und zur Errettunggelangen, sondern man müsse an die rettende Gnade Gottes glauben.Was hat nun der Teufelsbündler Faust mit Heiligen zu tun? Sowohl in der Geschichte vonFaust als auch in den Heiligenlegenden wird darauf Wert gelegt, dass das Ziel und der Zweckder Geschichte ständig im Blick bleiben. In <strong>ein</strong>er Heiligenlegende wird die ewig währendeund „tätig gewordene“ Tugend immer wieder vor Augen geführt, indem die guten Taten unddie auch noch posthum wirkenden Wunder erzählt werden. In der Faust-Sage hingegen wirddie „Untugend“, die sich in <strong>ein</strong>em Pakt mit dem Teufel äußert und Bestätigung findet,wiederholt betont und mit illustren Ereignissen aus s<strong>ein</strong>em Leben dargestellt. Die Phasen desLebens, die für eben diesen Zweck ungeeignet sind, werden entweder nicht erwähnt oder aberfunktional gebunden: Wenn <strong>ein</strong> Heiliger sündigt oder früher als Sünder galt, wird durch dieLegende die Möglichkeit zur Buße und Reue demonstriert. Wenn <strong>ein</strong> ehemals Frommer <strong>ein</strong>18 Frenzel, S. 740.19 Als Verführer Theophilus’ sind in unterschiedlichen Quellen entweder <strong>ein</strong> „jüdischer Magier“ (Baron:Faustus: Geschichte, Sage, Dichtung, S. 65) oder <strong>ein</strong>fach nur <strong>ein</strong> „Jude“ (Frenzel: Stoffe der Weltliteratur, S.740) genannt.20 Nach Frenzel (S. 740) stammen die ältesten griechischen Handschriften der Theophilus-Legende aus dem 9.Jahrhundert; Jean-Pierre Hammer bezieht sich jedoch in s<strong>ein</strong>em Aufsatz auf <strong>ein</strong> Drama über die Legende ausdem 16. Jh. In diesem Drama wird Theophilus nach J.-P. Hammer in die Hölle geschickt. In: Hammer: Faust unds<strong>ein</strong>e Metamorphosen, S.96.17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!