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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Lenaus Faust dagegen bringt sich selbst um, in der Vorstellung, dass alles, was ihm aufs<strong>ein</strong>em teufelsbündlerischen Weg widerfahren ist, nur <strong>ein</strong> Traum gewesen sei.In Grabbes Don Juan und Faust sowie in Lenaus Faust. Ein Gedicht können vielezeittypische Tendenzen festgestellt werden. Bei beiden ist <strong>ein</strong> Weltschmerz zu erkennen, wieer für die romantische Literatur kennzeichnend ist. 850 Bei Lenau kennzeichnet dieserWeltschmerz das ganze Werk. S<strong>ein</strong>e Faust-Dichtung kann daher der Romantik zugeordnetwerden. Problematisch ist diese Zuordnung nur, wenn man betrachtet, dass die Zeit derRomantik eigentlich bereits vorüber war, als Lenaus Werk erschien, und dass dieJungdeutschen und die Repräsentanten des Vormärz allmählich die literarische Szenebeherrschten. Lenau war jedoch “antagonistic toward H<strong>ein</strong>rich H<strong>ein</strong>e and the liberal YoungGermans, the group of politically active writers who battled everything that smacked ofRomanticism, provincialism, and clericalism” 851 .Bei Grabbe dagegen macht sich außer dem Weltschmerz <strong>ein</strong>e „ganz jungdeutsch anmutendeF<strong>ein</strong>dschaft gegen alle Systeme” 852 bemerkbar. Die Kritik an der biedermeierlichbürgerlichenGesellschaft äußert sich vor allem in den Aussagen Don Juans über diemoralischen Regeln der Gesellschaft und über die Vertreter dieser Gesellschaft: [Über DonOctavio:] „Der / Armselge! Geld, Heirat und Auskommen / Die Pole s<strong>ein</strong>es Lebens!” (S.451). Insofern gehört Grabbes Don Juan und Faust in <strong>ein</strong>e „Mischkategorie” der Literatur;<strong>ein</strong> jungdeutsch anmutendes Werk mit vielen romantischen Zügen. 853Wie wird nun in diesen beiden Werken der Teufelspakt bewertet? Gehen wir zurück zu derDefinition des Wortes „Moral”:850 Siehe u.a. Löb: Christian Dietrich Grabbe. S. 50, sowie Schneider: Das tragische Faustproblem... S. 540.851 Schmidt: Nikolaus Lenau. S. 111.852 Schneider: Das tragische Faustproblem... S. 541.853 In der Sekundärliteratur wird Grabbes Don Juan und Faust im Hinblick auf die Zugehörigkeit in <strong>ein</strong>eliterarische Periode sehr kontrovers behandelt. Schneider (1930) sagt, dass die gesellschaftkritischen Aspekte„ganz jungdeutsch” (S. 541) anmuten, aber später stellt er fest: „...daß den Helden am Ende diese ungeheureTragik tatsächlich auch trifft, läßt deutlich erkennen, wie Grabbe von vornher<strong>ein</strong> das ganze Faustproblem imGeiste <strong>ein</strong>er Zeit gestaltete, die eben im Schmerz das intensivste und zugleich erhebendste menschlicheErlebnis feierte, die den Schmerz, man möchte sagen, zum Weltprinzip erhob.” (S. 544), <strong>ein</strong>e Aussage, diedeutlich auf die Romantik hindeutet („Weltschmerz”). Steffens (1966) dagegen sagt zwar: „Don Juan und Faustsind bei Grabbe gewiß noch von den Vorbildern geprägt. Klassisches Pathos und romantische Entwertung - dassind die in diesem Zusammenhang gängigen Begriffe:” (S. 53), aber stellt später fest: „Der höllische Untergang,dem Faust wie Don Juan verfallen, hat aus Grabbescher Weltsicht nicht so sehr die Tönung metaphysischenSchreckens, als vielmehr die Großartigkeit <strong>ein</strong>er revoltierenden Geste. Sie ist nochmalige Absage an Romantikund Idealismus wie an das Bürgerliche überhaupt.” (S. 54). Sehr bezeichnend ist hier auch Hegeles (1970)Feststellung: „Das Werk enthält <strong>ein</strong>e Vielzahl zum Teil <strong>ein</strong>ander entgegengesetzter Elemente: Tragische undkomisch-burleske, realistische und bizarr-phantastische, Pathos des klassischen deutschen Dramas und die Ironieder Romantik.”(S. 35). Es dürfte deutlich geworden s<strong>ein</strong>, dass <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>deutige Einteilung hier nicht möglich zus<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>t, es werden hier Züge von Klassik bis zum Jungdeutschtum gefunden.285

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