13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wollte ich nach Hause kommen und malen, aber in <strong>ein</strong>em Kunstmuseum in Madrid lernte ich<strong>ein</strong>en Herrn kennen, der mit <strong>ein</strong>em ausländischen Akzent Finnisch sprach. Er sagte, er sei imdiplomatischen Dienst in unserem Land gewesen, und habe die Sprache zu der Zeit gelernt. Ersagte, er habe gleich gedacht, dass ich <strong>ein</strong> Künstler sei und fragte, ob ich Interesse an <strong>ein</strong>emAtelier in Andalusien hätte, den er für mich organisieren könnte. Ich hatte von demberühmten Licht in Andalusien gehört und dachte, dass es nicht schaden könnte, es miteigenen Augen zu sehen, besonders, da die Jahresmiete nur <strong>ein</strong> Bild betrug: <strong>ein</strong> freigestaltbares Porträt von ihm. Die Zusage war <strong>ein</strong> Fehler, mit dem alles anfing. Wenn du dabeigewesen wärest, wäre ich ohne dich nicht gegangen, oder zumindest nicht dort geblieben.Er schaute mich an, als wollte er unterbrechen.- Weiter, weiter.- Das Atelier war <strong>ein</strong> großes Haus in <strong>ein</strong>em von Tourismus verschonten Bergdorf. Das Dorfwar ziemlich viel größer als dies. Die Arbeitsbedingungen waren ideal; man hatte Raum,Licht und Ruhe. Die Geschäfte und andere Dienstleistungen lagen in <strong>ein</strong>er Entfernung vonetwa <strong>ein</strong>em halben Kilometer. Zu dem Mietvertrag gehörte <strong>ein</strong>e Haushälterin. Eine alte Omawar angestellt worden, um aufzuräumen und <strong>ein</strong>mal am Tag zu kochen. Ich wollte zuerst dasBild für die Miete erledigen. Wir <strong>ein</strong>igten uns, dass m<strong>ein</strong> Mäzen <strong>ein</strong> paar Wochen bei mirbliebe, in welcher Zeit ich schätzte, das Bild fertig zu haben. Danach könnte ich in Ruhe <strong>ein</strong>Jahr lang mit m<strong>ein</strong>en eigenen Plänen arbeiten. Wir haben noch ver<strong>ein</strong>bart, dass das Bild k<strong>ein</strong>Ebenbild werden müsste, sondern dass ich malen könnte, was ich in ihm sehe. Dieses Bildhätte mich nachdenklich machen müssen darüber, worauf ich mich <strong>ein</strong>gelassen hatte, aber ichwar blind für alle Warnungen, denn aufgrund des Bildes bekam ich <strong>ein</strong>e Idee für m<strong>ein</strong>e neueAusstellung, und vertiefte mich so darin, dass ich alles außerhalb ignorierte. Mit diesemPorträt war es nämlich so, dass, als er sich als Modell hinstellte und ich anfangen sollte zumalen, ich in <strong>ein</strong>en eigenartigen Zustand des Grauens versetzt wurde. Ich hatte das Gefühl,dass ich das Bild nicht malen sollte. Das habe ich ihm gesagt. Er lächelte nur und sagte:„Malen Sie nur, was Sie sehen. Egal, was dabei herauskommt.“ Ich habe angefangen ohne anirgendwas zu denken. Ich habe k<strong>ein</strong>en Plan gemacht, habe nur m<strong>ein</strong>en Instinkt sprechenlassen. Nachher hatte ich das Gefühl, dass ich dieses Bild ununterbrochen von Anfang zumEnde gemalt hatte, aber ich habe doch zwischendurch essen und schlafen müssen, denn esverging dabei <strong>ein</strong>e Woche. Ich war jedoch in <strong>ein</strong>er Art Ekstase, sodass ich von demArbeitsprozess nichts mehr weiß. Das Endergebnis war glänzend als Kunstwerk – auch wennich das selbst sage – aber das Bild brachte mich zum Schaudern, als es fertig war. Ich hattenur rote Farbe benutzt, aber trotzdem schlug <strong>ein</strong>em aus dem Bild <strong>ein</strong>e tiefe Kälte entgegen.Der Besteller war augensch<strong>ein</strong>lich zufrieden mit dem Endergebnis. Er bedankte sich bei mirmit überschwänglichen Worten, beeilte sich dann aber zu gehen, und verschwand mit demBild.Als ich wieder all<strong>ein</strong> war, habe ich die Wirkung dieses von mir gemalten roten Bildes aufmich selbst als <strong>ein</strong>en Funken Herausforderung gespürt. Ich wollte probieren, ob ich mit dieser<strong>ein</strong>en Farbe auch andere Stimmungen, nämlich positive, erzeugen könnte: Stimmungen, diestürmische Gefühle beruhigen, <strong>ein</strong> harmonisches Gefühl geben oder zum Streben nach Güteermahnen. Ich hatte <strong>ein</strong>en inneren Zwang, die Wirkung dieses intensiven Schaffensprozessesaus mir herauszubringen. Ich war wie <strong>ein</strong>e Zündkapsel, die von <strong>ein</strong>em Zündbolzen hartgeschlagen wurde, und die dann von der anderen Seite <strong>ein</strong>e Ladung Schrot auf <strong>ein</strong> weites Feldschickte.Schon früher hatte ich entschieden, als „Modelle“ für m<strong>ein</strong>e nächste AusstellungMeisterwerke aus den europäischen Kunstmuseen zu verwenden, die ich natürlich auch imHinblick auf diese Idee untersucht hatte, auch wenn ich vorrangig nur genoss, sie zu sehen,ohne auf die Drucker als Mittelspersonen angewiesen zu s<strong>ein</strong>. Für m<strong>ein</strong>en Plan hatte ichbereits die Maße aller von mir ausgewählten Werke genommen, denn ich wollte m<strong>ein</strong>enModellen „treu“ s<strong>ein</strong> und m<strong>ein</strong>e Werke exakt gleich groß malen.397

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!