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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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konnten. Die <strong>ein</strong>zige historische Verbindung zwischen Faust und Luther ist, dass Luther ins<strong>ein</strong>en „Tischreden” zweimal über Faust berichtet. 210 Zudem sch<strong>ein</strong>t Faust mit Luther <strong>ein</strong>erM<strong>ein</strong>ung darüber zu s<strong>ein</strong>, dass das Papsttum bald <strong>ein</strong> Ende haben müsse. Aber kann diesgenug s<strong>ein</strong>, um diese beiden als Brüder darzustellen?Aus finnischer Sicht stammen beide aus demselben (Aus-)Land und haben etwa gleichzeitiggelebt. Der <strong>ein</strong>e repräsentiert das Gute, der andere das Böse – <strong>ein</strong>e Konstellation, die sichhervorragend für Sagengestaltung eignet. Zudem ist Finnland <strong>ein</strong> Land, in dem ca. 90 % derBevölkerung der evangelisch-lutherischen Kirche angehört. Dies bedeutet, dass die meistenMenschen sicherlich Luther und s<strong>ein</strong>e Bedeutung für diese Glaubensrichtung kennen undgekannt haben. Faust war jedoch höchstwahrsch<strong>ein</strong>lich nicht sehr bekannt in Finnland. Es warsehr geschickt, diese beiden Männer in den finnischen Volkssagen zu ver<strong>ein</strong>en, weil es indiesem Falle <strong>ein</strong>en Mann gab, den man kannte, oder von dessen Existenz man zumindestwusste, d.h. Luther, den „Guten“. Dieser konnte hier mit jemandem in Verbindung gebrachtwerden, der eher <strong>ein</strong>en „bösen“, zwielichtigen Ruf hatte. Um dieses Verhältnis noch etwas zuübertreiben, konnte man sie aus der sicheren Entfernung zu ihrem Herkunftsland genauso gutals Brüder darstellen. Durch diese Art der Darstellung gewann die Gestalt Luthers <strong>ein</strong>e neueDimension, aber auch <strong>ein</strong>en gegensätzlichen Vergleich; der gute, beispielhafte Mann wurdemit <strong>ein</strong>em dubiosen und zwielichtigen Menschen in Verbindung gebracht, und das Verhältnisder beiden wurde nun zum Gegenstand der Erzählungen.In den volkstümlichen Vauhtus-Sagen der SKS kommt Luther insgesamt zehn Mal mitVauhtus zusammen vor; nur <strong>ein</strong>mal wird das brüderliche Verhältnis der beiden nicht erwähnt(Nr. 23). Luther und Vauhtus reisen zusammen um die Welt, die Possen im königlichen Hofverübt Faust immer in Luthers Beis<strong>ein</strong> 211 . Oft muss Vauhtus s<strong>ein</strong>en Bruder retten, und siefliegen anschließend beide auf <strong>ein</strong>em Kleid oder aber auch auf der Bibel (Nr. 21) nach Hause.Allerdings muss Luther gelegentlich von Vauhtus dazu angehalten werden, nicht fortwährendan Gott zu denken, sondern an „irdische Dinge“, sonst würde das Kleid nicht in die Luftsteigen. 212In <strong>ein</strong>er Sage (Nr. 18) wird besonders darauf hingewiesen, dass Vauhtus dem Bösen, Lutheraber dem Guten dient. Was ihn allerdings nicht daran hindert, an Vauhtus’ Zaubereienteilzunehmen.210 Mahal erwähnt dies in „Faust. Die Spuren <strong>ein</strong>es geheimnisvollen Lebens“, S. 335.211 Interessant ist hier, dass Vauhtus und Luther beide unsichtbar am Geschehen teilhaben können, aber wenn<strong>ein</strong>er der beiden lacht – zumeist ist es dann Luther -, ist das Zauber gebrochen, sie werden wieder sichtbar undkönnen gefangen genommen werden. Zumeist rettet dann Vauhtus beide aus der misslichen Lage.212 Sagen Nr. 19 und 22.63

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