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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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ezeichnet” 437 . Es ging ihm also darum, die „Extreme der Menschheit” 438 darzustellen und si<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>em Werk zu behandeln.Trotz ihrer Charakterunterschiede –[d]er <strong>ein</strong>e - Faust - sucht s<strong>ein</strong>e Identität im ewigen, aber auch ewig scheiterndenStreben nach dem Übermenschlichen, der andere - Don Juan - in der Behauptungs<strong>ein</strong>er selbst als Mensch 439 –haben Faust und Don Juan in der Grabbeschen Darstellung gem<strong>ein</strong>same Ziele und Probleme:beide sind unzufrieden mit dem herrschenden gesellschaftlichen System und wollen „dieBefreiung von jeglicher supranaturaler [sic!] Bevormundung” 440 , die Religion <strong>ein</strong>begriffen.Ebenso kämpfen beide „gegen das Mittelmäßige, Engherzige, Kl<strong>ein</strong>e, das stets im Leben dieNorm für alles hergibt” 441 . Bei Faust zeigt dies die Bereitschaft zum Teufelspakt, Don Juans<strong>ein</strong>erseits erklärt, er seiWeit eher Don Juan im AbgrundsschwefelAls Heiliger im Paradieseslichte! 442Im Laufe des Dramas tritt <strong>ein</strong> weiteres, die beiden Helden 443 verbindendes Moment hinzu: derKampf um Donna Anna, die beide begehren und für sich gewinnen wollen.In der folgenden Analyse des Don Juan und Faust wird mehr Gewicht auf die Begebenheitenum Faust gelegt; die Gestalt des Don Juan ersch<strong>ein</strong>t lediglich, wenn Handlungsablauf oderVergleichszwecke es nötig machen.Grabbes Faust war - wie viele s<strong>ein</strong>er literarischen Vorgänger - <strong>ein</strong> verzweifelter, frustrierterWissenschaftler. Dies wird in s<strong>ein</strong>em Monolog am Anfang des Werks deutlich:Zur Arbeit! Zum Studieren! Schmach und Jammer!Tödlicher Durst und nie gestillt! (S. 430)437 Löb: Grabbe über s<strong>ein</strong>e Werke. An Georg Ferdinand Kettembeil. S. 92.438 ebd., S. 93.439 Kreuzer: Zur Geschichte der literarischen Faust-Figur. S. 20.440 F. J. Schneider: Das tragische Faustproblem in Grabbes “Don Juan und Faust”. S. 554.441 F. J. Schneider: Das tragische Faustproblem... S. 554.442 Grabbe: Don Juan und Faust. Akt IV, Szene 4. S. 513. Ich zitiere nach der Ausgabe: Christian DietrichGrabbe: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe in sechs Bänden. Bearb. von Alfred Bergmann. Hrsg. vonder <strong>Akademi</strong>e der Wissenschaften in Göttingen. Lechte Verlag. Emsdetten 1960. Im folgenden wird nur auf dieSeitenzahlen dieser Ausgabe hingewiesen.443 Ich verwende die Bezeichnung „Held”, um auf ‚neutralem Boden’ zu bleiben. Siehe hierzu auch Hegele:Grabbes Dramenform. S. 43; (Hegele zitiert zum Teil F. J. Schneider: Christian Dietrich Grabbe. Persönlichkeitund Werk. S. 189): „ ‚Zu Antagonisten im eigentlichen Sinne des Wortes werden die beiden Helden nicht’ urteiltauch F. J. Schneider, das verhindern schon, wie er weiterhin feststellt, ‚die übersinnlichen Mächte’, die Faust zuGebote stehen und die <strong>ein</strong>en wirklichen ‚Entscheidungskampf zwischen den beiden Helden’ ausschließen.”124

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