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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Vauhtus wird also auch hier „gerettet“, oder es hat k<strong>ein</strong>en wirklichen Pakt mit dem Teufelgegeben. Vielleicht hat er sich genauso klug aus dem Pakt retten können, wie es in denanderen Sagen der Fall war, in denen er den Himmel oder Kurilan kurkku sehen wollte, undder Teufel ihm diese nicht zu zeigen vermochte. 219Bemerkenswert ist in den finnischen Sagen ebenfalls das Fehlen <strong>ein</strong>er Gretchen- oderHelenagestalt. Eine Liebschaft wird nur in <strong>ein</strong>er Sage überhaupt zur Sprache gebracht (Nr.18). Hier bestellt Vauhtus die schöne Königstochter zu sich, weil „ihm so sehr nach <strong>ein</strong>emschönen Mädchen“ ist. Dieses „Verhältnis“ dauert <strong>ein</strong>e ganze Weile, denn Vauhtus ist„gerade auf den Geschmack gekommen“, folglich muss nun „die Königstochter jede Nachtkommen“. Aus dieser Affäre rettet sich Vauhtus aber wieder, diesmal mit <strong>ein</strong>er fliegendenGlasplatte. Von <strong>ein</strong>er Strafe ist nirgends die Rede, nicht <strong>ein</strong>mal von der Verwerflichkeit <strong>ein</strong>ersolchen Verführung. Die weiblichen Gestalten, wie man sie aus den deutschen Sagen kennt,waren in Finnland also entweder wenig bekannt oder aber hinterließen k<strong>ein</strong>en derartbleibenden Eindruck, als dass es sich gelohnt hätte, über sie zu berichten.In den finnischen Faustsagen spielt die (christliche) Moral <strong>ein</strong>e vollkommen untergeordneteRolle. Nirgends wird vor dem Teufel und s<strong>ein</strong>en Verführungen gewarnt, denn überall ist esfast selbstverständlich, dass der kluge Mann Vauhtus (oder Laiska Jaakko) mit dem Teufelumzugehen weiß. Er nutzt den Teufel zu s<strong>ein</strong>en Zwecken, d.h. zur Verfertigung derSeekarten, hat aber nie vor, sich endgültig ihm zu verpflichten. Er braucht nicht <strong>ein</strong>mal denTeufel mit List und Tücke zu betrügen, es reicht ihm, <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Wunsch zu äußern, dender Teufel nicht erfüllen kann, und er ist wieder frei.Der Teufel ist allerdings auch nicht der weiseste s<strong>ein</strong>er Gattung, der Mensch kann ihn sehrleicht täuschen, in <strong>ein</strong>e „Falle locken“. Dementsprechend kann man ihm auch k<strong>ein</strong>e echtesatanische Kraft beimessen. 220 Auch die Hölle ist nicht in dem Maße bedrohlich anzusehen,wie sie im Christentum verstanden werden soll: In Finnland lebte der alte Volksglaube langeparallel mit dem Christentum, und das Verständnis von beispielsweise dem Reich der Toten(in Finnland „Tuonela“) änderte sich nicht sofort, sondern adaptierte sich nur nach der neuen219 Es wird in dieser Sage nicht direkt gesagt, dass Vauhtus <strong>ein</strong>en Teufelspakt geschlossen hatte. Es wird aberdarauf hingewiesen, dass er – wie bereits in den anderen Sagen – von dem Teufel entlang dem Meeresboden in<strong>ein</strong>em Glaskasten geführt worden ist und die Seekarten gemacht hat.220 Passend auch Eva Latvakangas’ Schilderung (In: ”Ilman Perkelettä on ihmiskunta orpo”): „KansantaruissaPiru on us<strong>ein</strong> hauska ja ovela ukkeli, joskus taas sen verran tyhmä, että ihminen hyvinkin saattoi petkuttaa häntäsielunhakuasiassa.“ Übersetzt: „In den Volkssagen ist der Teufel oft <strong>ein</strong> lustiger und pfiffiger Alter, manchmalaber auch so doof, dass der Mensch ihn gut und gern in Sachen Seelenabholung betrügen konnte.“ In TurunSanomat, 19.11.1990.65

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