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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Weg zum Glück geöffnet wird. Damit ist s<strong>ein</strong>e Liebe zu Donna Anna ernsthafter als die DonJuans, denn ihm geht es nicht nur um das Körperliche, sondern um das Gefühl, das Wahreund Dauerhafte. „In der Liebesgeschichte nistet die Rivalität des faustischen Dauerwunschesmit der Vergänglichkeitslust <strong>ein</strong>es Don Juan.” 457Um Donna Anna zu bekommen, setzt Don Juan zunächst s<strong>ein</strong>en Charme <strong>ein</strong>, Faust s<strong>ein</strong>erseitsversucht mithilfe des höllischen Ritters und s<strong>ein</strong>er Magie, das Herz Donna Annas zugewinnen. Eine Methode ist jedoch bei beiden gleich: die Anwendung von Gewalt. Don Juantötet, um Anna zu bekommen, ihren Vater und ihren Bräutigam. Faust, als er merkt, dass erk<strong>ein</strong>e Gegenliebe finden kann, tötet Donna Anna, das Ziel s<strong>ein</strong>er Liebe.Das Gem<strong>ein</strong>same zwischen den beiden besteht darin, dass beide destruktivwerden; der Unterschied kristallisiert sich in der Tatsache, dass der <strong>ein</strong>e, Faust,das Liebesobjekt tötet, um auf diesem Wege das zu bekommen, was ihm sonstverwehrt bliebe, der andere hingegen, Don Juan, Mitglieder der Gesellschafttötet, die ihm den Zugang zum Liebesobjekt verunmöglichen. 458In Grabbes Werk sind mehrere „faustische“ Aspekte eng mit<strong>ein</strong>ander verbunden: Liebe,Destruktion und Gesellschaftskritik. Die bestehende Gesellschaft ist „liebesf<strong>ein</strong>dlich”. Umfrei lieben zu können, muss man gegen die gesellschaftlichen Normen kämpfen. DieSehnsucht nach Liebe artet daher aus in Gewalt und Destruktion, obgleich die Anwendungvon Gewalt mehr gegen die Gesellschaft als gegen die Liebe gerichtet ist. Dies stellt auchCortesi (1986) fest:In „Don Juan und Faust” nun koppelt sich Liebe mit Destruktion und richtetsich gegen <strong>ein</strong> Ziel, das ausserhalb der Grenzen des Individuums liegt: diesesZiel ist <strong>ein</strong>e Umwelt, <strong>ein</strong>e Gesellschaft, die in ausgehöhlten Konventionen -dazu gehören auch gesellschaftlich sanktionierte Rituale zwischenmenschlicherBeziehungen - erstarrt ist und so <strong>ein</strong>e vitale Entfaltung des Individuumsbe<strong>ein</strong>trächtigt oder verunmöglicht. 459Destruktivismus spiegelt sich in Fausts Aussagen durch das gesamte Drama hindurch.Nicholls (1969) hat daher Recht, wenn er sagt: „the characteristic word in Grabbe is‚fragmentation’ – „zertrümmern’” 460 . Der Taten- und Wissensdrang Fausts wandelt sich in457 Lubkoll: „...und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick”. S. 218.458 Cortesi: Die Logik von Zerstörung und Größenphantasie in den Dramen Christian Dietrich Grabbes. S. 210.459 Cortesi: Die Logik von Zerstörung... S. 200.460 Nicholls: The dramas of... S. 147. Im Folgenden <strong>ein</strong>ige Stellen aus Grabbes Drama, die diese Aussageunterstützen:1. - Zertrümmern, mit den TrümmernEin Trümmerwerk erbaun, das kann der Mensch (S. 433)2. Aus Nichts schafft Gott, wir schaffen ausRuinen! Erst zu Stücken müssen wirUns schlagen, eh wir wissen, was wir sind129

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