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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Teufelspakts. Außerdem war, wie auch Klemettinen 202 feststellt, die volkstümlicheAuffassung von <strong>ein</strong>em Pakt mit dem Teufel in Finnland nicht vergleichbar mit demchristlichen, ewigen Pakt, den wir aus der Historia kennen: Der Pakt konnte bei Bedarf –wenn es für Faust zu gefährlich oder unbefriedigend wurde – immer durch „Gegenmagie“gelöscht werden. Hierin unterscheiden sich die volkstümlichen Faust-Traditionen sehr.Eine Erklärung für die unterschiedliche Deutung des Teufelspaktes ist sicherlich die Zeit, inder die Sagen entstanden sind – in Deutschland ja bereits im 16. Jahrhundert, als dasallgem<strong>ein</strong>e Verständnis von Gott und Teufel noch strikter und <strong>ein</strong>deutiger war. Die Faustsageist dort als warnendes Beispiel erzählt worden, und man hat Faust <strong>ein</strong>en noch sündhafterenCharakter zu geben versucht, indem man ihm die Charaktereigenschaften und Taten auchanderer angeblicher Teufelsbündler (wie z.B. Paracelsus und Agrippa von Nettesheim)zugeschrieben hat.Nach Finnland hingegen kamen die Sagen erst viel später – wenn auch der genaue Zeitpunktnicht klar ist –, als die Faustsage auch in Mitteleuropa bereits <strong>ein</strong>en guten Teil ihrer„warnenden“ Eigenschaften verloren hatte. Zudem existierte im finnischen Volk sehr langenoch parallel zum christlichen Glauben, der im 12. Jahrhundert das Land erreicht hatte, deralte Volksglaube an die heidnischen Götter und Geister. Auch in diesem Volksglauben gab esböse Kräfte. Mit der Hilfe <strong>ein</strong>es Schamanen konnte man mit diesen Kräften in Berührungkommen, ja sogar mit ihnen <strong>ein</strong>en Pakt schließen und sie somit ausnutzen, ohne jedoch <strong>ein</strong>echristlich-moralisch fundierte Strafe büßen zu müssen, da es sich ja nicht um den„christlichen“ Teufel handelte. 203 Der christlich-moralische Unterschied zwischen ‚gut’ und‚böse’ in den deutschen Volksbüchern gilt also nicht für die finnischen Volkssagen.In den Faustsagen wird zwar oft erwähnt, dass Vauhtus <strong>ein</strong>en „Pakt“ oder „Handel“ mit demTeufel gemacht hat, nicht aber, wie der Pakt geschlossen worden ist. Tatsächlich kann mannur in zwei Sagen von <strong>ein</strong>em Paktschluss – oder <strong>ein</strong>em solchen Versuch – lesen. In diesenbeiden Sagen 204 heißt allerdings der Protagonist nicht Vauhtus, sondern Laiska Jaakko. 205 In202 Klemettinen: Mellastavat pirut. S.66.203 Siehe hierzu auch Klemettinen: Mellastavat pirut. S. 61f: „...erityisesti itäsuomalaisessa perinteessä viitataanmyös tietäjän hallittavissa olevaan kumppanuuteen pirun kanssa sekä suoranaiseen pirun hyväksikäyttöön ilmanmoraalisia kytkentöjä sopimusta seuraavasta supranormaalista rangaistuksesta.“ (Übers: „Insbesondere in derostfinnischen Tradition wird auch auf <strong>ein</strong>e von <strong>ein</strong>em Schamanen kontrollierte Partnerschaft mit dem Teufelhingewiesen, sowie auf direkte Ausnutzung des Teufels ohne moralische Folgen aus der dem Pakt folgendensupranormalen Strafe.“204 Sagen Nr. 16 und 24.205 Die Erklärung könnte hier s<strong>ein</strong>, dass man in Finnland mit Faust oder Vauhtus schon automatisch denTeufelspakt verbunden hat, und dass er deswegen nicht mehr extra geschildert werden musste. Laiska Jaakko60

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