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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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oder andere universitäre Aufgaben zu erledigen. Er wirkt zerstreut und unkonzentriert undversucht gelegentlich, s<strong>ein</strong> schlechtes Befinden mit Morphium zu betäuben, das er von s<strong>ein</strong>emVermieter Dahlkvist bekommt. Er versucht sich immer noch äußerlich so zu verhalten wiebisher, aber es fällt ihm schwer. Die schöne Hélène hat <strong>ein</strong>e Änderung in Elgcrantz’ Wesenverursachen können, sie hat ihn verführt und dadurch verändert. Die Schönheit Hélènesentpuppt sich als Verkörperung der „bösen“ Kräfte, die hier zwar nichts christlich Motiviertesan sich haben, wohl aber die durch und durch „gute“ Lebensführung von Mårten Elgcrantzverändern. Elgcrantz kann diese Veränderung fühlen. Allerdings spürt er auch die Tatsache,dass das Zusammens<strong>ein</strong> mit Meta vertrauter und geborgener war; mit Hélène ist dieBeziehung <strong>ein</strong>e Art Hassliebe, immer auf <strong>ein</strong>en Kampf ausgerichtet, aber andererseits auchabhängig machend. 808Somit kann die Affäre mit Hélène in Häggs Roman als das Zeichen <strong>ein</strong>es Bündnisses mit demBösen gedeutet werden, wenn nun überhaupt von <strong>ein</strong>em Bündnis mit <strong>ein</strong>em Teufelgesprochen werden kann. 809 Diese Art von teuflischer „Ansteckung“ ähnelt der in ThomasManns Roman, in dem Adrian Leverkühn die Krankheit Syphilis mit all ihrenNebenwirkungen und Spätfolgen von der Hure Esmeralda bekam. Häggs Vorbilder in derFaust-Tradition werden deutlicher – immer wieder kommen Echos und zitathafteErinnerungen aus Goethes oder Manns Faust-Werken vor, sie werden allerdings starkmodernisiert und kontextuell entfremdet. Die Zusammenhänge und Gem<strong>ein</strong>samkeiten mit denVorbildern sind nur schwer erkennbar.Als er bereits Hélènes Reizen erlegen ist, erfährt Elgcrantz, dass s<strong>ein</strong>e Freundin Meta von ihmschwanger ist. Er äußert sich fast gar nicht dazu, wirkt in der Hinsicht sehr reserviert und808 Auf der Seite 159f analysiert und vergleicht Mårten Elgcrantz s<strong>ein</strong>e Beziehungen zu Hélène und Meta: „Detvar helt annorlunda som det varit med Meta – lugn, lust, tillfredsställelse. Men också vetskapen om att det godaoch behagliga är omöjligt att åtrå, älska eller tillbe. Även utan Sasja och Kitte. Ja, utan dem skulle det kanskevarit ännu svårare. Den fysiska njutningen var förmodligen större hos Meta, metodiskt framlockad. Den varsäkrare, tryggare, godare. Det hade absolut inget med det att göra – tvärtom. Det evigt kvinnliga, det urmoderligtjordsaftiga fanns i hennes kropp, inte i Hélènes – tryggheten, den ömsesidiga, kravfria tillfredsställelsen. Alltgott såväl i teori som i praktik. Allt utom kampen, hatet, friheten, konkurrensen, det översvinnliga, denokroppsliga åtrån och besvikelsen.” Übers.: ”Es war ganz anders als es mit Meta gewesen war – Ruhe, Lust,Befriedigung. Aber auch das Wissen darüber, dass man das Gute und Behagliche unmöglich verlangen, liebenoder anbeten kann. Sogar ohne Sasja und Kitte. Ja, ohne sie wäre das womöglich noch schwieriger gewesen. Derphysische Genuss war womöglich größer bei Meta, methodisch hervorgelockt. Er war sicherer, geborgener,besser. Damit hatte es nichts zu tun – im Gegenteil. Das Ewig-Weibliche, das urmütterlich erdsaftige gab es inihrem Körper, nicht in Hélènes – die Geborgenheit, die gegenseitige, ungezwungene Befriedigung. Alles gutsowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Alles außer Kampf, Hass, Freiheit, Konkurrenz,überschwängliches, unkörperliches Verlangen und Enttäuschung.”809 S.o., S. 259. Jeder Mensch trägt gute und böse Eigenschaften in sich; es ist in Häggs Roman nicht vonvornher<strong>ein</strong> klar, wer gut und wer böse ist.264

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