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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Darf nicht dem Herzen in die Nähe. (V. 3084-3089; 3120f)Görg ist <strong>ein</strong> absoluter Atheist. Er glaubt an nichts Übermenschliches, ob Gott oder Teufel:„Ich bete nie, drum fluch ich nie, / Sing stets nach <strong>ein</strong>er Melodie” (V. 3007f). Was er sieht,das glaubt er, was er nicht verstehen kann, danach fragt er erst gar nicht. „Er lebtselbstverständlich, gewissenlos, ohne Angst und ohne Hoffnung, wie <strong>ein</strong> Tier. […] Er findetsich mit der Welt ab, ohne nach ihrem Sinn zu fragen, ohne also auch an <strong>ein</strong>er Sinnlosigkeitder Welt zu leiden.” 489 Für Faust ist jedoch diese Art von Weltverständnis von s<strong>ein</strong>em Wesenher fremd - er kann nicht nachvollziehen, wie Görg über das Leben und die Welt denkt. Daherheißt es für Faust auch hier:Der starke Görg hat m<strong>ein</strong>er NachtAuch k<strong>ein</strong>en Funken Trost gebracht.Nach dem, was er so kalt entbehrt,Hat er m<strong>ein</strong> Sehnen nur vermehrt. (V. 3268-3271)Da diese – beispielhaften, gut gem<strong>ein</strong>ten aber letztendlich doch wirkungslosen –Lebensmodelle Faust nicht genügen, nicht die Antworten bieten, wonach er sich sehnt, musser sich immer wieder dem teuflischen Begleiter Mephistopheles zuwenden.Der Pakt mit Mephistopheles bedeutet natürlich <strong>ein</strong>en Bruch in Fausts Verhältnis zu Gott. Umzu beweisen, dass er nichts mehr mit dem Göttlichen zu tun haben will, muss Faust alsZeichen die Bibel verbrennen („Die Blätter, <strong>ein</strong>st dir noch so teuer, / Wirf sie geschwind indieses Feuer!”, V. 437f). Es fällt Faust nicht leicht, aber er ist bereit, um der Wahrheit willendie „<strong>ein</strong>st teuren Blätter” zu vernichten:Den Herrn nicht lieben, wäre schwer;Doch liebt m<strong>ein</strong> Herz die Wahrheit mehr. (V. 461f)Fausts erste Etappe auf s<strong>ein</strong>em teufelsbündlerischen Weg ist also erreicht - er hat s<strong>ein</strong>eBindung zu Gott gelöst. Dies bedeutet gleichzeitig auch <strong>ein</strong>e Trennung von der Gesellschaft,denn diese stellt <strong>ein</strong>e Gruppe dar, die nach der christlichen Ordnung lebt. Wenn Faust alsonichts mehr von Gott wissen will, hat er dadurch auch s<strong>ein</strong>e Bindung zu <strong>ein</strong>er christlichenGesellschaft gebrochen. 490Lenau sah den Weg, den der Teufelsbündler Faust gehen sollte, aus drei Teilen bestehen:Zuerst sollte Faust von der grundlegenden Bindung Gott-Mensch losgelöst werden, was durchden Pakt und die Bibelverbrennung geschieht. Danach soll er von der Bindung Natur-Mensch,und zuletzt von der Bindung Mensch-Mensch losgelöst werden, d.h. Faust soll von s<strong>ein</strong>em489 Martens: Bild und Motiv im Weltschmerz. S. 136.490 Siehe hierzu auch Hammer: Nikolaus Lenau. Dichter und Rebell. S. 91.139

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