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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Motivation, sind aber in der Funktion nicht die Ausschlag gebenden Faktoren für <strong>ein</strong>enexpliziten Teufelspakt. 771Ein weiteres wieder erkennbares Merkmal aus den Faust-Werken wird in Bolanders Romanebenfalls zur Sprache gebracht: die Unfähigkeit zu lieben. Seit den Anfängen der Sage waren<strong>ein</strong> Liebes- oder Eheverbot oder die Unfähigkeit zur echten Liebe Kennzeichen <strong>ein</strong>esfaustischen Lebenslaufes. Bereits im Volksbuch wurde Faust verwehrt, <strong>ein</strong>e Frau zu„verheyrathen“, stattdessen wurde er mit sinnlichen Reizen betäubt und durchLiebeserfahrungen ohne Gefühle abgelenkt. Goethes Faust durfte zwar s<strong>ein</strong> Gretchen lieben,aber s<strong>ein</strong>e Liebe endete in <strong>ein</strong>er Katastrophe für sie, sie machte sich dadurch schuldig und„unr<strong>ein</strong>“. Göran nimmt es mit der Liebe sehr ernst und will sich auch erst dann binden, wenner wirklich und wahrhaftig liebt, von Liebschaften hält er nichts. 772 Im Roman KandidatFaust verliebt er sich <strong>ein</strong>mal wirklich, in Isolde, aber bei der ersten Missstimmung stirbt s<strong>ein</strong>eLiebe, er kann sie nicht aufrechterhalten (s.o.). In dem Nachfolgeroman Mannen från Nasaretverliebt er sich noch <strong>ein</strong>mal, in Grete 773 , aber auch diese Beziehung geht in die Brüche, alsherauskommt, dass Grete sehr krank ist. 774 Göran kann sich nicht vorstellen, mit ihr längerzusammen zu bleiben, er hat Angst, dass auch diese Beziehung, diese Liebe durch den Todder Freundin zerstört werden könnte, wie bereits so viele s<strong>ein</strong>er Freundschaften. Er möchte esnicht so weit kommen lassen, er könnte diesen Schmerz nicht mehr ertragen. Er küsstabsichtlich <strong>ein</strong>e andere Frau, als er weiß, dass Grete zuschaut. Er kann sich nicht dauerhaft anjemanden binden, jede Unstimmigkeit in <strong>ein</strong>er sonst perfekten Beziehung bringt Göran ausdem Konzept. Der Schatten, der ihn verfolgt, der ihn an die Endlichkeit des Lebens erinnert,hindert ihn daran, an <strong>ein</strong>e ewig währende Liebe zu glauben. Kurzum: er ist unfähig, zu lieben.Ist die Liebesunfähigkeit nun als „teuflisches Zutun“ zu bewerten oder liegen hier andereGründe vor? Göran sucht bereits seit s<strong>ein</strong>er Jugend nach der absoluten und unveränderlichenWahrheit. Ähnlich verläuft es mit s<strong>ein</strong>er Liebe: Von Anfang an will er nichts mit bloßenSinnbildern zu tun haben, die leicht pornographischen Karten, die s<strong>ein</strong>e Klassenkameraden771 Vergleichbar mit dem „Rollentausch” der Faust-Gestalt und der Mefisto-Gestalt ist auch die Konstellation inPaavo Rintalas Faustus (Kap. IV.II C.1.), in dem der Grundgedanke gilt, dass der Mensch böser geworden istals der Teufel. Die gedanklichen Ansätze zu diesem 1996 in Finnland erschienenen Roman finden sich alsobereits im Schweden der 1920er Jahre.772 Siehe beispielsweise S. 173: ”Då jag älskar, är det för evigheten.” (Übers.: ”Wenn ich liebe, ist es für dieEwigkeit.”) und S. 281: „Jag har aldrig lekt med kärleken, Isolde, för mig är den allvar och helgedom. Och nuälskar jag. Isolde, ge mig livet eller döden!” (Übers.: „Ich habe nie mit der Liebe gespielt, Isolde, für mich ist sieErnst und Heiligtum. Und jetzt liebe ich. Isolde, gib mir das Leben oder den Tod!“)773 Ein interessantes Detail ist eben der Name Grete, noch interessanter ist, dass sie von Göran auch „Gretchen“genannt wird. (S. 144)774 Grete hat „lungsot“, „Lungenschwindsucht“. S. 145.248

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