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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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ist natürlich weit davon entfernt, was Göran sich von <strong>ein</strong>em zwielichtigen Theologieprofessorerwartet. Er will k<strong>ein</strong>en neuen Weg zu Gott finden und zum Demut vor ihm. Vielmehr istGöran hier von der Nichtexistenz Gottes überzeugt, er spottet Gott und den Glauben, auchProfessor Bergius gegenüber. Dieser jedoch findet <strong>ein</strong>en Glauben selbst in der Vern<strong>ein</strong>ungGottes:Ni hädar gudarna, därför att ni tror på dem. Också hädelse är gudstjänst. Tvivlet är detstarkaste bland gudsbevisen. Vad betyder det, vilket namn ni dyrkar, om det är enBuddas tand i templet Malligawa eller Jupitersbilden, som Hadrianus lät uppföra överKristi gravplats, och som prästerna i dag tillbedja. Ni är frommare än ni tror, ungeman, det finns bara en religion, den stora längtan. Har ni sett en rik pojke, som sittersur och grinig bland alla sina fina leksaker? Och har ni sett en fattig pojke utanför enleksaksbutik, hur han trycker näsan mot rutan och pekar på sakerna: ’den vill jag ha’och ’den vill jag ha’, hur han strålar av förtjusning? Men ge honom det han vill ha, ochhan skall inte vara lycklig längre. 766Professor Bergius bringt alle Religionen der Welt auf <strong>ein</strong>en gem<strong>ein</strong>samen Nenner: er nenntdie große Sehnsucht den <strong>ein</strong>zigen Glauben. Dies ist <strong>ein</strong> entscheidender Punkt auch für <strong>ein</strong>enfaustischen Menschen. Der Drang nach etwas Höherem – sei es der „klassisch-faustische“Wissensdrang oder die Sehnsucht nach Ruhm, Reichtum oder Liebe – begleitet die Faust-Gestalten unaufhörlich, und sobald sie im Besitz <strong>ein</strong>es begehrten Objekts sind, sehnen sie sichbereits nach dem nächsten. Bei Goethe ist diese andauernde Sehnsucht sogar zu derwichtigsten Bedingung des Paktes mit dem Teufel gemacht worden: Sollte diese Sehnsucht jeerfüllt werden, wäre die Wette für Faust verloren – da eben das Faustische an und für sichnicht mehr vorhanden wäre. Und diese ununterbrochene Sehnsucht wird in Bolanders Romanin <strong>ein</strong>e ähnlich wichtige Position erhoben: zu der <strong>ein</strong>zigen Religion der Welt. Was also bereitsbei Goethe die wichtige Voraussetzung für den Pakt, nachher aber auch für die Rettung Faustswar, dort das „ewige Streben“ genannt, hat auch in Bolanders Roman <strong>ein</strong>e Schlüsselfunktion:Ohne diese Sehnsucht ist der Mensch unzufrieden; mehr als über das, was er hat, freut er sichüber das, was er nicht hat, und was er vielleicht <strong>ein</strong>mal bekommen kann. Auf Göran bezogenalso: über den „vorhandenen“ Glauben, die christliche Vorstellung von Wahrheit, die er durchs<strong>ein</strong>e christlich geprägte Erziehung und Umgebung besitzt, kann er sich nicht freuen, er musssich auf den Weg begeben, <strong>ein</strong>e ihn zufrieden stellende Wahrheit zu finden. Hat er aber neue766 S. 215f, Übers.: „Sie lästern über die Götter, weil Sie an sie glauben. Auch Lästerung ist Gottesdienst. DerZweifel ist der stärkste unter den Gottesbeweisen. Was bedeutet es, welchen Namen Sie anbeten, ob es <strong>ein</strong> Zahn<strong>ein</strong>es Buddhas ist im Tempel Malligawa oder das Jupiterbild, das Hadrianus über dem Grabplatz Christihinaufführen ließ, und zu dem die Pfarrer heute beten? Sie sind frommer als Sie glauben, junger Mann, es gibtnur <strong>ein</strong>e Religion, die große Sehnsucht. Haben Sie <strong>ein</strong>en reichen Jungen gesehen, der sauer und grimmig mittenin s<strong>ein</strong>en schönen Spielsachen sitzt? Und haben Sie <strong>ein</strong>en armen Jungen draußen vor <strong>ein</strong>em Spielzeuggeschäftgesehen, wie er s<strong>ein</strong>e Nase gegen die Scheibe drückt und auf Sachen zeigt: ‚das will ich haben’ und ‚das will ichhaben’, wie er vor Begeisterung strahlt? Aber gib ihm das, was er haben will, und er wird nicht mehr glücklichs<strong>ein</strong>.“245

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