13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

vergessen lassen und in <strong>ein</strong>e andere Sphäre, wenn man so will, steigen lassen. Dies jedochgeschieht nicht etwa mittels <strong>ein</strong>es Zaubermantels, wie in der frühen Faustdichtung, sondernmit moderneren Mitteln. Hierzu kommen wir später detaillierter.Doktor Mårten Elgcrantz ist die Faust-Gestalt dieses Romans, wenn auch dies anfangs nicht<strong>ein</strong>deutig ist. Er ist nicht im traditionellen Sinne „böse“, sondern lebt recht unsch<strong>ein</strong>bar, hat<strong>ein</strong>e Freundin, mit der er manchmal gem<strong>ein</strong>same Zukunftspläne schmiedet, und macht s<strong>ein</strong>eArbeit wie von ihm erwartet wird. Er ist auch mit s<strong>ein</strong>em Leben zufrieden, ihn treibt sogesehen nichts Akutes zu <strong>ein</strong>em Bündnis mit „bösen“ Kräften. Was er erreichen möchte,sch<strong>ein</strong>t er auch selbst erreichen zu können.Kann man diesen Roman nun zu den Faust-Werken im traditionellen Sinne zählen? Erfüllt erdie Bedingungen, die anfangs an <strong>ein</strong>en „Faust-Werk“ gestellt wurden? Kommt <strong>ein</strong> Pakt mitdem Teufel zustande, wie lange hält dieser Pakt und wie endet das Leben für denProtagonisten?Doktor Elgcrantz eller Faust i Boteå ist <strong>ein</strong> zeitgenössischer Roman und beschäftigt sich mitzeitgenössischen Problemen. Demzufolge würde <strong>ein</strong> leibhaftiger Teufel hier nichtglaubwürdig wirken. Der Teufel oder das „Böse“ in diesem Roman offenbart sich in <strong>ein</strong>eranderen Form.- Mefistofeles finns överallt omkring oss, sa jag.- Den verkliga djävulen finns inom oss, sa Hélène. 798Mårten Elgcrantz sieht das Böse überall um den Menschen herum. Dies ist <strong>ein</strong>e recht beliebteInterpretation des Bösen heutzutage – r<strong>ein</strong>er Selbstschutz gewissermaßen – denn damitschließt der Mensch aus, dass er selbst böse s<strong>ein</strong> könnte, alle negativen, „bösen“ Einflüssekommen laut dieser Aussage von „außen“. Elgcrantz’ Studentin Hélène hingegen ist derAnsicht, dass der wirkliche Teufel in jedem von uns selbst wohnt. Diese Sichtweise ist, wennman so will, „gefährlicher“ als der vorige, denn mit <strong>ein</strong>er solchen Theorie gibt der Mensch zu,etwas Böses in sich zu haben. Die böse Seite ist schon immer da gewesen, sie muss nurenthüllt werden. Dieser Ansatz ist nicht neu, <strong>ein</strong>en „innewohnenden Teufel“ besaß bereitsAdelbert von Chamissos Faust. Im Unterschied zu diesem „bösen Geist“ in der älterenTradition jedoch sind in Häggs Roman die Rollen von vornher<strong>ein</strong> nicht definitiv festgelegt. Esgibt Gutes und Böses in vielen der Personen. K<strong>ein</strong>er fällt sofort als „das Böse“ auf, vielmehrwerden die Charaktereigenschaften der <strong>ein</strong>zelnen Personen nach und nach deutlich. Die böseSeite muss eben zuerst enthüllt werden.798 S. 186, Übers.: „- Mefistofeles ist überall um uns herum, sagte ich. – Der wirkliche Teufel ist in uns drin,sagte Hélène.“259

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!