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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Ein interessantes Detail ist auch, dass sowohl der Faust des deutschen Volksbuches als auchLuther und Faust in den finnischen Sagen Schweden besucht haben sollen. In der Historiavon D. Johann Fausten war Faust in „Engelland, Hispaniam, Franckreich, Schweden, Polen,Dennemarck…” 213 gewesen, in <strong>ein</strong>er der finnischen Sagen sollen Luther und Faust sogar ausSchweden stammen. 214 Wenn man weiß, dass Finnland bis 1808 <strong>ein</strong> Teil des KönigreichsSchweden war, wird dieser Aspekt noch viel interessanter – sollen also Luther und Faust garals Finnen dargestellt werden? 215Pikant ist auch die Tatsache, dass Luther in zwei finnischen Sagen 216 die Bibel von Vauhtuserhalten haben soll, oder zumindest mit s<strong>ein</strong>er Hilfe. Vauhtus und Luther waren gefangengenommen und zum Tode verurteilt worden. Vauhtus hatte allen erzählt, dass sie beide ausdem „Schwedenland“ kämen 217 , und dass sie nach dem schwedischen Gesetz verurteiltwerden wollten. Das bedeutete unter anderem, dass das wertvollste Buch des Landes, also dieBibel, das aufgrund s<strong>ein</strong>es Wertes in Ketten verschlossen aufbewahrt wurde, gebracht werdensollte. Das Buch wurde gebracht, und Luther legte s<strong>ein</strong>e Finger darauf. Plötzlich stiegen beidemit dem Buch in die Luft und flogen nach Hause – und auf diese Weise bekam Luther dieBibel. Entsprechend werden die Seekarten, die Vauhtus mit des Teufels Hilfe gemacht hatte,hier „Vauhtus’ Bibel“ genannt.Es ist sehr interessant, dass hier derjenige, der für die (evangelisch-lutherische) Religion solch<strong>ein</strong>e markante Stellung hat, unter anderem gerade durch s<strong>ein</strong>e Äußerungen über den Teufel,die Heilige Schrift von jemandem erhalten hat, der mit dem Teufel im Bunde gesteckt habensoll. Ebendies wird in der von mir zitierten Sage nachher etwas gemildert: Luther macht sichSorgen, dass s<strong>ein</strong> Bruder nicht „selig“ werde. Daraufhin erklärt dieser, dass er sehr wohl seligwerde, und das könne Luther am folgenden Zeichen erkennen:„Sitt kun minä kualen, niin pitää veripriiskaleit oleman pihtipiäles merkkinä, että hänon autuas.“ Kun Vauhtus kuali, niin tapahtuikin, eikä hän ollukka itteäs pirullemyyny. 218213 Historia, Kap. 27, S. 71.214 Sage Nr. 21.215 Auf <strong>ein</strong>e „Nationlosigkeit“ Fausts kommt auch Paavo Rintala in s<strong>ein</strong>er Trilogie zu sprechen; Faust sei nichtdas all<strong>ein</strong>ige Eigentum des deutschen Volkes, sondern gehöre auch anderen Nationen als Kulturgut, u.a. auchden Finnen. (Rintala: Faustus. S. 107.)216 Sagen Nr. 21 und 23.217 Hier in der Sage 21; in Sage 23 kommen Vauhtus und Luther aus Deutschland.218 Aus Sage 21. Übersetzt: „ ‚Wenn ich sterbe, so sollen Bluttropfen an den Türrahmen s<strong>ein</strong> als Zeichen dafür,dass ich selig geworden bin.’ Als Vauhtus starb, geschah es so, und er hatte sich also doch nicht an den Teufelverkauft.“64

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