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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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*Der Mann aus Nazareth! M<strong>ein</strong>e Wahrheit, ist das nicht nur <strong>ein</strong> Name und <strong>ein</strong> Wort, der Rauchallen Rauches, der Dunst aller Dünste? Nur <strong>ein</strong>e Metapher, habe ich es nicht leicht, mich mitMetaphern zu trösten?Aber <strong>ein</strong>e Metapher, das im Herzen brennt.Brennt und brennt, immer dieselben Phrasen, m<strong>ein</strong> Bruder. Immer nimmst du d<strong>ein</strong> Feuer inden Mund, Feuerschlucker. Bitte sag, was d<strong>ein</strong>e Wahrheit ist! Definiere sie, erkläre sie!Erklären? M<strong>ein</strong>e Wahrheit ist nicht so <strong>ein</strong>fach zu erklären. Sie ist etwas mehr als Wörter undTheorien, sie ist <strong>ein</strong>e Wahrheit, die auf der Erde gelebt hat. Eine Wahrheit, die durch das Talder Schmerzen wanderte und auf dem Berg der Erklärung stand, <strong>ein</strong>e Wahrheit, auf dieBonaventura zeigte, als Thomas von Aquin zu ihm an die Sorbonne kam, um zu hören, auswelchen Büchern er s<strong>ein</strong>e Weisheit holte: „Siehe des Menschen Sohn!“Eine Wahrheit, die auf der Erde gelebt werden soll. Nicht nur <strong>ein</strong> Glaube, nicht nur <strong>ein</strong>eÜberzeugung, aber <strong>ein</strong>e Tat und <strong>ein</strong> Leben. Ein – n<strong>ein</strong>, sei still, m<strong>ein</strong> Mund, nicht mehr soviele Worte! Der, der das Feuer in s<strong>ein</strong>em Herzen fühlt, braucht k<strong>ein</strong>e Worte. Der, der dielebendige Wahrheit gefunden hat, steht nicht auf dem Markt schreiend und sich auf die Brustschlagend, sondern flüstert in den Bergen und steigt hinab ins Tal um zu handeln.*Eine Wahrheit, die auf der Erde gelebt werden soll. Heute, morgen, übermorgen – steige nichtin seidenen weißen Kleidern in die Berge und warte auf das Himmelreich! Vergeblich bildestdu dir <strong>ein</strong>, dass die Welt morgen untergeht.Aber selbst wirst du untergehen, alter Mensch. Aus dem Tempel d<strong>ein</strong>es Herzens sollst du dieGeldwechsler, all die bösen Begehren und Gedanken austreiben. Hochmut, Eifersucht,Eigennutz, Hass, Zorn, Ehrgierigkeit, Gewinnsucht.Nicht in Münster sollst du <strong>ein</strong>en Wiedertäufer spielen, sondern in d<strong>ein</strong>em eigenen Herzensollst du <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>. Trage nicht das Ideal auf der Speerspitze; das Ideal soll nicht getötetsondern gelebt werden. In <strong>ein</strong>em ständigen Kampf mit dir selbst, in dem hartnäckigen Kampfdes Alltags.Ich erinnere mich an <strong>ein</strong> Bild aus der Accademia i Venedig; es ist wohl Jacobello del Fiore,der das Paradies gemalt hat. Wie liebe Kinder sitzen die Frommen mit geneigten Köpfen aufihren Chorstühlen und schielen hinauf zu der himmlischen Familie Jesus und Maria inAndacht und Frieden. Es gibt nichts, was weniger an das Leben im lebendigen Gott erinnert.*Ein ständiger Kampf, <strong>ein</strong> hartnäckiger Kampf des Alltags. Eine ewige Unruhe, jetzt erst fängtsie an, die alte Unruhe war nur <strong>ein</strong> Spiel.Die ewige Unruhe – und die große Ruhe. Bruder Kierkegaard, du kanntest nur die Angst; ja,ja, so fängt das an. Aber die Angst wird zur Seligkeit. Erst jetzt fühle ich mich zu Hause aufder Erde, der Staub brennt nicht unter den Fußsohlen. Nie vorher habe ich geahnt, dass dieErde so schön ist wie sie ist.M<strong>ein</strong> Mann aus Nazareth ist nicht der schäbige Hund, zu dem ihn die frommen Weltverachtermachen wollen, sondern <strong>ein</strong> Bruder Dionysos’, dem schönen Gott auf dem Panther. M<strong>ein</strong>Mann aus Nazareth ist k<strong>ein</strong> bleicher Alltagsmann sondern <strong>ein</strong> munterer Schelm. Nicht nurSeele sondern auch Körper, nicht Klage und Seufzer sondern frische Sinnen und klingendesLachen. Er ist der Himmel, der Erde geworden ist, und die Erde, die Himmel geworden ist.Ich sah ihn in <strong>ein</strong>em Traum in dieser Nacht: er saß auf dem Wegesrand in Galiläa und pfiffum die Wette mit <strong>ein</strong>em Vogel auf dem Baum.370

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