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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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hier also Faust, immer wieder „Verbrecher“ (V. 215), die dieses Gebot nicht halten könnenoder wollen.In der gequälten seelischen Lage, in der sich Faust befindet, ist ihm Mephistos <strong>Angebot</strong> sehrverlockend. Vom Himmel hat er die Wahrheit nicht erfahren können, daher will er es nun mitder Hölle versuchen: Faust nimmt das <strong>Angebot</strong> Mephistopheles’ an, in der Hoffnung, dassdies <strong>ein</strong> Ende s<strong>ein</strong>er Zweifel bedeuten würde.Die unglücklichste, ewig hoffnungslose,Die Liebe für die Wahrheit ist m<strong>ein</strong> Schmerz.Vom Himmel fallen nicht Erhörungslose,So schreit ich, sie zu suchen, höllenwärts. (V. 359-362)Faust sieht im Teufelspakt die <strong>ein</strong>zig mögliche Lösung für s<strong>ein</strong>e Probleme und fühlt sichgewissermaßen gezwungen, mit Mephistopheles zu paktieren.[Mephistopheles:] Dies Blut besiegle dir den Bund:Auf, schreibe frisch den EhepaktMit d<strong>ein</strong>es Herzens PurpurnaßFürs holde Liebchen Veritas![…]Verdinge dich mir zum Gesellen,Und hilf m<strong>ein</strong> Weidwerk mir bestellen,Ich will dafür bei m<strong>ein</strong>em LebenDie Wahrheit dir zum Lohne geben.Und Ruhm und Ehre, Macht und Gold,Und alles was den Sinnen hold.Von d<strong>ein</strong>er Seel’ es sich versteht,Daß sie mit in den Handel geht.Laß bluten die verharschte Hand,Zu schreiben mir das Unterpfand,Und dass dazu beitrage jeder,Reich ich dir diese Hahnenfeder (V. 517-528)[…][Faust:] Hier unterschreib ich den Vertrag,Weil ich nicht länger zweifeln mag. (V. 549-550)Im Vergleich zu den anderen hier behandelten Faust-Werken ist es interessant, festzustellen,dass Mephistopheles hier Faust „zum Gesellen“ haben möchte, nicht umgekehrt. Faust istnicht derjenige, der den Teufel beauftragt, ihm bei der Wahrheitssuche zu helfen, sondern derTeufel bietet s<strong>ein</strong>e Dienste an, aber so, dass er selbst immer führen und verführen kann. Faustbleibt k<strong>ein</strong>e wirkliche Macht überlassen, er ist darauf angewiesen, die Wahrheit in der Art undWeise zu erfahren, in der Mephistopheles es für richtig hält. Der Weg ist insofern bereitsvorprogrammiert.Interessant ist ebenfalls, dass Mephistopheles bei Lenau die <strong>ein</strong>zige „Geistfigur” ist. Es isthier nie die Rede von anderen Geistern, die Mephisto über- oder untergeordnet sind. Faust137

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