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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Mårten Elgcrantz selbst, bereits im Titel als „Faust in Boteå“ bezeichnet, hat auf den erstenBlick weder etwas Faustisches noch etwas Teuflisches an sich, er ist weder mit s<strong>ein</strong>emWissensstand noch mit s<strong>ein</strong>em Ruhm unzufrieden, es zieht ihn nicht zu „höheren Taten“. Erist in s<strong>ein</strong>em Fach mittelmäßig bekannt, hat in jüngeren Jahren <strong>ein</strong> Gedichtband mit demNamen Jordsafter („Erdsäfte“) herausgegeben. An ihm ist höchstens die Unzufriedenheitdem schwedischen universitären Bildungssystem gegenüber merkbar, was sich in Äußerungenüber die Studenten in verschiedenen Stufen des Studiums sowie über den Aufbau <strong>ein</strong>es vorallem Lehramtstudiums bemerkbar macht. 801 Eigentlich möchte er immer Gutes und Richtigestun, das, was von ihm erwartet wird: er gibt ganz normalen Unterricht, protestiert nicht zu lautgegen die herrschenden Missstände, versucht, sich s<strong>ein</strong>en Studenten gegenüber gerecht zuverhalten. Er liebt zwar s<strong>ein</strong>e Freundin Meta nicht völlig aufrichtig und bedingungslos, aberer will bei ihr bleiben, denn das sch<strong>ein</strong>t für ihn das „Richtige“ zu s<strong>ein</strong>. Er ist rechtunspektakulär, auf k<strong>ein</strong>en Fall <strong>ein</strong>e „traditionelle“ Faust-Gestalt.S<strong>ein</strong>e Karriere bekommt <strong>ein</strong>en positiven Schub, als in der Anfangszeit s<strong>ein</strong>er Karriere inBoteå <strong>ein</strong> großer, in höchsten Tönen lobender Artikel über s<strong>ein</strong>en Gedichtband „Jordsafter“in <strong>ein</strong>er überregionalen Zeitung ersch<strong>ein</strong>t. Elgcrantz bekommt langsam etwas mehr Aufsehenin s<strong>ein</strong>em Institut und auch <strong>ein</strong>ige anspruchsvollere Aufgaben und wird von vielen von nun anals Autorität anerkannt und positiver aufgenommen.801 S. 34f: ”När jag själv började läsa litteraturhistoria på sextitalets slut med en lärarexamen hägrande som ettavlägset hot i ett töcknigt fjärran, krävdes det bara studenten och gott sittfläsk för att få genomgå kurserna. Menreformernas vind hade blåst. Linjeutbildnungen krävde femmor i snitt. The best and the brightest! 42 pennor somfågelnäbbar över papperen vid varje faktaliknande utbrott ex cathedra. Ingen mothugg. Bara en ständig fråga fråauditoriet: Kommer det här på tentan? […]De mest alerta och ambitiösa. Däremot kunde de inget om litteratur när de kom från gymnasiet. Inget om historiaheller. Hälften skrev även efter sin duvning hos nordisterna ett slags intellektuell småskoleprosa: ”Tartuffe är enväldigt bra pjäs, han tar sig in i ett fint hus och luras att han är väldigt snäll och han skrev den för att protesteramot dom religiösa.” Och de lärde sig in te så mycket mer på sina åtta veckor hos mig. Sen blev de lärare förnästa generation AC och vanliga dödliga i grundskolor och gymnasier. Men ambitionen var det som sagt ingetfel på.”Übers.: ”Als ich selbst Ende der sechziger Jahre anfing, Literaturgeschichte zu studieren, mit dem Lehrerexamenals <strong>ein</strong>e ferne Drohung in <strong>ein</strong>er nebelumhüllten Ferne, brauchte es nur das Abitur und gutes Sitzfleisch um anden Kursen teilnehmen zu können. Aber die Winde der Reformen hatten geweht. Die Linieausbildung forderte<strong>ein</strong>en Einserdurchschitt [Anm. in Schweden ist die höchste Note <strong>ein</strong>e fünf, daher „femmor“, „Fünfer“ imDurchschnitt]. The best and the brightest! 42 Stifte wie Vogelschnabel über den Papieren bei jedem <strong>ein</strong>emFaktum ähnelnden Ausbruch ex cathedra. K<strong>ein</strong>en Widerstand. Nur <strong>ein</strong>e ständige Frage: Kommt das in derKlausur? […]Die wachsamsten und ehrgeizigsten. Dahingegen konnten sie nichts über Literatur, als sie aus dem Gymnasiumkamen. Auch nichts über Geschichte. Die Hälfte schrieb auch nach dem ersten Tadel bei den Nordisten <strong>ein</strong>e Artintellektuelle Vorschulprosa: „Tartuffe ist <strong>ein</strong> wahnsinnig gutes Schauspiel, er geht in <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>es Haus und tut soals wäre er wahnsinnig lieb und er schrieb es um gegen die Religiösen zu protestieren.“ Und sie lernten nicht soviel mehr in ihren acht Wochen bei mir. Dann wurden sie Lehrer für die nächste Generation AC[Lehrerausbildungsprogramm] und für gewöhnliche Sterbliche in den Grundschulen und Gymnasien. Aber wiegesagt, an Ehrgeiz fehlte es nicht.“261

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