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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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zugänglicher zu machen. Kastman klärt nicht nur über Goethes Faust auf, sondern auch überdas, was man wissen sollte, um Goethes Faust zu verstehen. 285In den Anfangskapiteln wird sehr viel über Fausts Vater erzählt, über die Medizin, die ererfunden hatte, die aber nicht die erwünschte Wirkung zeigte, sondern eher den Patientenschadete. Faust fühlt sich hierfür verantwortlich, ja auch schuldig, da er s<strong>ein</strong>em Vater vons<strong>ein</strong>er Vermutung, dass die Medizin schädlich sei, nichts gesagt, und sogar selbst das Mittelden Patienten gegeben hat. Wagner, s<strong>ein</strong> bester Freund, tröstet ihn, indem er Faust auf dengottgesteuerten Gang des Lebens – gewissermaßen Prädestination – auf der Erde hinweist:„Hur kann du veta“, sade Wagner, „att det var din dryck, som dödade människorna?Hade Gud velat, att de skulle dö, så hade det skett, antingen du gifvit dem manna frånhimlen eller gift från afgrunden. Ingen af oss är väl så förmäten, att han tror sig kunnahafva något inflytande på världens styrelse. Inte vill väl du kalla din far mördare?Kunde du ej bota de sjuka, har du dock intet att förebrå dig. Du lydde ju endast, hvaddin far befallde dig.” 286In Goethes Drama wird Ähnliches über Fausts Vater gesagt, („M<strong>ein</strong> Vater war <strong>ein</strong> dunklerEhrenmann“, V. 1034), auch tröstet Wagner ihn, aber es wird nicht auf die Lenkung Gottes inder Entscheidung über Leben und Tod hingewiesen. Den religiösen Aspekt bringt Kastman,s<strong>ein</strong>er erzieherischen Funktion entsprechend, in das Werk: Letztendlich entscheidet Gott überdas Leben und den Tod, egal ob der Mensch <strong>ein</strong>zugreifen versucht oder nicht. Bedenkt mandas intendierte Publikum, ist dieser Zusatz sicher angemessen, Goethes Gedankengut spiegelter jedoch nicht wider.Ein zweiter Zusatz zu dem Goetheschen Text ist, dass Faust zwei Motivationen nennt, warumer sich mit der Geisterwelt beschäftigen will. Erstens: „Gud har sagt, att människansbestämmelse är att blifva lik honom. Men vi kunna ju ej blifva lika honom, om vi ej kunnaråda öfver naturens krafter såsom herrar öfver dem omskapa världen, så att den blir sådan,som vi vilja hafva den.” 287 Hierin sieht Kastmans Faust s<strong>ein</strong>e Berechtigung für die285 In Kapitel 4 wird unter anderem erklärt, wie die Naturwissenschaften zu Fausts Lebzeiten ausgesehen haben(könnten), dass man kaum eigene Betrachtungen anstellte, sondern immer fragte, was Aristoteles über dasThema gesagt habe. S. 14.286 Kastman, S. 17, Übers.: „ ‚Wie kannst du wissen’, sagte Wagner, ‚dass es d<strong>ein</strong> Getränk war, das dieMenschen tötete. Hätte Gott gewollt, dass sie sterben, wären sie gestorben, ob du ihnen nun Manna aus demHimmel oder Gift aus dem Abgrund gereicht hättest. K<strong>ein</strong>er von uns ist wohl so vermessen, dass er glaubt,irgend<strong>ein</strong>en Einfluss auf die Lenkung der Welt haben zu können. Du willst doch d<strong>ein</strong>en Vater nicht <strong>ein</strong>enMörder nennen? Auch wenn du die Kranken nicht heilen könntest, hättest du dir doch nichts vorzuwerfen. Duhast doch nur gehorcht, was d<strong>ein</strong> Vater dir befahl.“287 S. 18, Übers.: „Gott hat gesagt, dass es die Bestimmung des Menschen ist, ihm gleich zu werden. Aber wirkönnen doch nicht ihm gleich werden, wenn wir nicht über die Kräfte der Natur herrschen können wie dieHerren über die geschaffene Welt, sodass sie so wird, wie wir sie haben wollen.“84

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