13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sich hier um <strong>ein</strong> Streben nach dem göttlichen Wissen, nach den Ursprungsfragen über das„Gute” und das „Böse”. Faust ist bereits <strong>ein</strong> gelehrter Mann, hat Medizin und Astrologiestudiert; es geht ihm nicht darum, in diesen Bereichen mehr zu erfahren. Das verborgeneWissen über das Wesen des Himmels und der Hölle interessiert ihn viel mehr.Das <strong>ein</strong>zige, was Faust aber von dem Teufel erfährt, ist der Ansatz <strong>ein</strong>er frühenPrädestinationslehre:Einmal wäre gewiß, wer <strong>ein</strong>mal zum ewigen Leben erkoren, der käme dar<strong>ein</strong> undkönnte niemalen vorsätzlich sündigen. Und so wäre es auch mit den Verdammtenbeschaffen, die sich k<strong>ein</strong>er Erlösung zu erfreuen haben, sie möchten nun Gutes oderBöses tun, bekehrt oder in ihren Sünden dahinsterben, indem Gott <strong>ein</strong>mal dieseOrdnung gemacht und es darbei lasse. 146Faust wird von dem teuflischen Geist in der Art und Weise gelenkt, dass ihm angedeutet wird,s<strong>ein</strong>e Bestimmung sei bereits von vornher<strong>ein</strong> festgelegt worden, auch wenn er sich andersverhalten hätte, würde s<strong>ein</strong> Leben unwiderruflich zur Verdammnis führen. Es sei gleich, ob ersich gut oder böse verhalte, s<strong>ein</strong> Schicksal wäre es, verdammt zu werden. Faust ist geneigt,dem Teufel zu glauben, fragt auch nicht nach, woher denn der Teufel wissen könne, ob er zurVerdammnis bestimmt sei. Er entnimmt aus den Worten des Teufels das, was dieser damitandeuten will, nicht aber die Möglichkeit <strong>ein</strong>es anderen Ausgangs. Diese Möglichkeit enthülltder „christlich meynende“ Erzähler in der folgenden Passage, der an den Leser gerichtet ist.Hier werden die Irrlehren des Teufels zunichte gemacht, aber gleichzeitig wird betont, dassFaust die Worte des Trostes, die Ratschläge <strong>ein</strong>es Geistlichen, auch gar nicht hören will,sondern s<strong>ein</strong> Schicksal in die eigene Hand nehmen und sich umbringen möchte.Aber du irrest, möchte ich mit dem dich tröstenden Geistlichen sagen, denn darausmüsste folgen, Gott wäre <strong>ein</strong> Liebhaber der Sünde und ärgster F<strong>ein</strong>d unserer ewigenWohlfahrt, welches doch wider die Schrift ist, ja, alle s<strong>ein</strong>e Lockungen zur Bußewären vergebne Sachen, weil <strong>ein</strong>em zur Hölle verdammten alle Bekehrung nichtshelfen, <strong>ein</strong>em Auserwählten aber deren Unterlassung nichts schaden würde. All<strong>ein</strong>d<strong>ein</strong> verstocktes Herz ist nicht auf die rechte Bahn zu bringen, du klagest, seufzest undheulest, und gleichwohl ergreifst du nicht die rechten Mittel d<strong>ein</strong>er Seligkeit.[…]Doch was will ich fragen, wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. Es istdir ja k<strong>ein</strong> rechter Ernst, ginge dir d<strong>ein</strong>e Bekehrung recht zu Herzen, so würdest dudich nicht aller Gesellschaft entschlagen und dem Geistlichen, dich weiter zubesuchen, nicht verbieten.[…]Greifst du doch selbst nach dem Messer und willst dich entleiben, aber warte, warte!Es wird dir noch nicht so gut, du wirst zu <strong>ein</strong>er härtern Strafe vorbehalten. So geht’s146 „Christlich Meynender”, S. 184.46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!