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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Das übermenschliche Wissen, was uns Menschen immer von neuem interessiert hat, stellt sichals bloßes Trugbild heraus – wie auch beispielsweise in Chamissos Faust. Ein Versuch. BeiChamisso verspricht der böse Geist Faust, „was der Mensch vermag, sollst du erkennen“ –und lässt Faust dann nur den Zweifel und die Grenzen, die das menschliche Wissen umgeben,erkennen. Wuoris Protagonisten – die ganze Menschheit – sind geblendet von den neuenErrungenschaften der Wissenschaft, nehmen ihren Nutzen von den Neuheiten, merken abernicht, dass sie sich damit quasi das eigene Grab graben; die Rede ist oft von dem Riss imOzonloch oder um den erhöhten Gebrauch und die steigende Abhängigkeit von Atomstrom,ohne dass man sich darüber Gedanken macht, wo der unabbaubare Atommüll langfristiggelagert werden soll.Wuoris Faust-Bearbeitung, wenn man so will, möchte den Menschen wach rütteln, möchteihn aus dem faustischen Traum wecken, bevor es zu spät ist. Wuori will die gesellschaftlicheMoral erhöhen, er möchte wieder weiche Werte betonen, nicht den modernenKonkurrenzkampf unterstützen. Faust ist <strong>ein</strong>e Art „warnendes Exempel“, wie schon imVolksbuch – allerdings unter stark modernisierten Vorzeichen: Faust wird nicht auf ewigverdammt, es geht hier nicht um ihn als Einzelperson oder Einzelschicksal. Vielmehr willWuori sagen, dass unser aller ökologisch und ökonomisch <strong>unmoralisches</strong> Verhalten die ganzeWelt in den Ruin treiben wird – <strong>ein</strong>e Art Kollektivschuld für die faustisch gewordeneMenschheit.Arto Wiklas Dr. Faust IT-maassa, eli eFaust (Dr. Faust im IT-Land, oder eFaust) ist <strong>ein</strong>ganz anderes Beispiel <strong>ein</strong>er modernen Faust-Bearbeitung. Es ist <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Schauspiel,bestehend aus 101 Versen in sechs kl<strong>ein</strong>en „Akten“, das ursprünglich im Jahre 2000 für <strong>ein</strong>eWeihnachtsfeier des „Tietojenkäsittelytieteen laitos“ („Institut der Informatik“) an derUniversität Helsinki geschrieben und konzipiert wurde. Es wurde bislang noch nicht als Buchveröffentlich, der Text befindet sich im Internet 671 .In diesem Stück lernt Faust, <strong>ein</strong> junger und wissensdurstiger Student, die „Wissenschaft“kennen: „saapuu luo Tieteen suloisen, neidon villin, ruusuisen.“ 672 Beide verlieben sich und671 Verfügbar unter der Internetadresse: http://www.cs.helsinki.fi/u/wikla/FaustIT/672 Wikla: eFaust, Vers 3, Übers.: „kommt zur süßen ‚Wissenschaft’, der wilden, rosigen Jungfrau“. Ichverwende das Wort „Wissenschaft“ zur Verdeutlichung immer dann in Anführungsstrichen, wenn die Persondamit gem<strong>ein</strong>t ist.214

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