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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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diesem Grund war es für die Dichter willkommen, dieses Thema als <strong>ein</strong>en der Beweggründeaufzunehmen.Die Historia nimmt das Thema der Liebschaften auf, indem es in der „Vorred an denChristlichen Leser” heißt:...vnnd nemmen die Teuffelsbeschwerer selten <strong>ein</strong> gut Ende / wie auch an D.Johann Fausto zusehen / der noch bey Menschen Gedächtnuß gelebet / s<strong>ein</strong>eVerschreibung vnnd Bündtnuß mit dem Teuffel gehabt / viel seltzamer Abenthewr vndgrewliche Schandt und Laster getrieben / mit fressen / sauffen / Hurerey vnd allerVppigkeit [...]. 94Den Faust der Historia hat nicht die Sehnsucht nach Liebe zum Teufelspakt getrieben, aberdem Verfasser der Historia war es von großer Bedeutung, dass er die späteren Liebschaftenund Begehren Fausts dem Teufel und dem teuflischen Bündnis „in die Schuhe schieben”konnte. Da zu dieser Zeit (die Historia erschien im Jahre 1587) Liebe und Sexualität offiziellnur in die Ehe gehörten, wurde jedes kl<strong>ein</strong>e „Abenteuer” außerhalb <strong>ein</strong>er Ehe als unmoralischund teuflisch angesehen.Zu dem / so könnte er in k<strong>ein</strong>en Ehestandt gerahten / dieweil er nicht zweyen Herrn /als Gott vnd jhme / dem Teuffel / dienen könnte. Dann der Ehestand ist <strong>ein</strong> Werck deßHöchsten / wir aber s<strong>ein</strong>d dem gar zuwider / denn was den Ehebruch vnd Vnzuchtbetrifft / das kompt vns allen zu gutem. [...] Wo du hinfüro in d<strong>ein</strong>er Zusagungbeharren wirst / sihe / so wil ich d<strong>ein</strong>en Wollust anders ersättigen / daß du in d<strong>ein</strong>enTagen nichts anders wünschen wirst / vnd ist diesses: So du nit kanst Keusch leben /so wil ich dir alle Tag vnd Nacht <strong>ein</strong> Weib zu Bett führen. 95Auch wenn der sexuelle Trieb nicht der eigentliche Beweggrund Fausts zum Teufelspakt ist,wird die sexuelle Seite des „Bösen” im Laufe der Historia sehr betont. Die Historia wollteihre Geschichte den Lesern zum „schrecklichen Beyspiel / abscheuwlichen Exempel / vndtreuwhertziger Warnung” 96 setzen, sie wollte zeigen, was es zur Folge haben kann, wenn mansich mit dem Bösen verbündet, und da die Sünden im sexuellen Bereich den Menschen oft amnächsten lagen, konnte der Verfasser sie zu diesem Zweck gut anwenden.Geriehte auch in <strong>ein</strong>e solche Brunst vnd Vnzucht / daß er Tag vnd Nacht nachGestalt der schönen Weiber trachtete / daß / so er heut mit dem Teuffel Vnzucht triebe/ Morgen <strong>ein</strong>en andern im Sinn hatte. 97Unkeuschheit war, wie Hoffart, <strong>ein</strong>e der sieben Todsünden, die sich in 24 „untterschayd oderanheng” teilte, darunter u.a. „tägliche unkeusch, nachtliche unkeusch, beschwechung der94 Historia, Vorrede, S. 11.95 Historia, Kap. 10, S. 28-29.96 Historia, Titelblatt, S. 3.97 Historia, Kap. 10, S. 29.37

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