Offene Tore 2000 - Orah.ch
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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 132<br />
diejenigen, die zum vernünftigen Gemüt, dem sogenannten verständigen Gemüt, gehören<br />
(Swedenborgs Vernunft mit dem Verstand); drittens diejenigen, die mit dem Gedä<strong>ch</strong>tnis<br />
zu tun haben (Swedenborgs Erinnerung, die dritte Ebene)."<br />
In demselben "Use of the Repertory" kommt no<strong>ch</strong> eine ältere Facette Swedenborgs zum<br />
Vors<strong>ch</strong>ein: In seinen ersten anatomis<strong>ch</strong>en Studien hatte si<strong>ch</strong> Swedenborgs Interesse vor<br />
allem auf das Blut und die Körperflüssigkeiten geri<strong>ch</strong>tet, da er diese als essentiell für<br />
die Körperfunktionen era<strong>ch</strong>tete 98 . Kent setzt seine Anweisungen für den Gebrau<strong>ch</strong> des<br />
Repertoriums wie folgt fort: "Die nä<strong>ch</strong>sten Symptome, die am wi<strong>ch</strong>tigsten sind, sind diejenigen,<br />
die si<strong>ch</strong> auf den ganzen Leib oder sein Blut und die Körperflüssigkeiten beziehen:<br />
z. B. sein Empfinden für Hitze, Kälte, Wind, Ruhe, Na<strong>ch</strong>t, Tag, Zeit. Sie beinhalten<br />
beides: Symptom und Modalität." 99 Stammen die Bedeutung und die Auffassung von den<br />
typis<strong>ch</strong>en homöopathis<strong>ch</strong>en Modalitäten aus Swedenborgs frühestem anatomis<strong>ch</strong>em<br />
Werk ab?<br />
Die sogenannte Kents<strong>ch</strong>e Reihe von Potenzs<strong>ch</strong>ritten lehnt si<strong>ch</strong> ebenfalls an eine bedeutende<br />
Stelle von Swedenborg an. Dieser hatte eine komplexe Vorstellung von der Unendli<strong>ch</strong>keit,<br />
wobei vorausgesetzt wird, daß man si<strong>ch</strong> der Unendli<strong>ch</strong>keit s<strong>ch</strong>rittweise annähern<br />
sollte. Der Weg zur Unendli<strong>ch</strong>keit verlief in bestimmten Stufen oder Graden 100 .<br />
Na<strong>ch</strong> Kent haben Potenzen ihren Angriffspunkt in einem kranken Körper in Übereinstimmung<br />
mit dem Grad ihrer Verdünnung. Die hö<strong>ch</strong>sten Potenzen errei<strong>ch</strong>en das Mittelniveau<br />
(Gehirn) und viellei<strong>ch</strong>t das hö<strong>ch</strong>ste Niveau, die Seele. In dieser Vorstellung<br />
werden die Potenzen als Formen mentaler Energie gesehen, ein Gedanke, der in der<br />
klassis<strong>ch</strong>en Homöopathie zum Allgemeingut gehört 101 .<br />
Die Essenz in der Natur des Mens<strong>ch</strong>en wird na<strong>ch</strong> Swedenborg dur<strong>ch</strong> den grundlegenden<br />
spirituellen Impuls geregelt. Dies stimmt überein mit Hahnemanns Idee, daß Krankheit<br />
dur<strong>ch</strong> eine Verstimmung der "Lebenskraft", der Dynamis verursa<strong>ch</strong>t wird. Die Swedenborgianer<br />
betra<strong>ch</strong>teten Krankheit immer als eine Störung des innersten, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Kerns des Mens<strong>ch</strong>en, und darum ist Krankheit immer ein psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>es Problem, mit<br />
Symptomen und Facetten des Gemüts des Patienten und seiner spirituellen Existenz.<br />
Dies stimmt überein mit der prinzipiellen Vorrangigkeit, die Kent in seinen "Lectures"<br />
den psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Symptomen des Gemüts zuerkennt 102 .<br />
98 Gardiner, H.: a.a.O.;Swedenborg, E.: Economy of the Animal Kingdom, 2 Vols., Übers. von A.Clissold.<br />
William Newberry ... a.a.O.<br />
99 Kent, J.T.: addenda: Use of the Repertory ... a.a.O.<br />
100 Edwards, P. : a.a.O.; Gardiner, H.: a.a.O.; Peebles, E.: a.a.O.<br />
101 Kent, J.T.: Lectures on Homoeopathic Philosophy, Chicago 1900 ... a.a.O.; Treuherz, F.: a.a.O.<br />
102 Treuherz, F.: a.a.O.