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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 33<br />

stigen Dingen ein. Dem widerspre<strong>ch</strong>end billigen die Kir<strong>ch</strong>en des Re<strong>ch</strong>tfertigungsglaubens<br />

dem Mens<strong>ch</strong>en nur die psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Freiheit, die si<strong>ch</strong> ja au<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>wer<br />

leugnen läßt, zu, ni<strong>ch</strong>t aber die "Freiheit auf sein Heil hin". Wir lesen: "Die Freiheit, die<br />

er (der Mens<strong>ch</strong>) gegenüber den Mens<strong>ch</strong>en und den Dingen der Welt besitzt, ist keine<br />

Freiheit auf sein Heil hin." (Absatz 19). Die finstere Konsequenz dieser Amputation des<br />

Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en ist die Prädestinationslehre. Was ges<strong>ch</strong>ieht mit denen, die das "Ges<strong>ch</strong>enk<br />

des Glaubens" (Absatz 25) ni<strong>ch</strong>t erhalten? Und falls es alle erhalten, woher nehmen si<strong>ch</strong><br />

die unfreien Mens<strong>ch</strong>en die Freiheit es abzulehnen? Swedenborg dur<strong>ch</strong>denkt diese Probleme<br />

viel gründli<strong>ch</strong>er und kommt zu besseren Lösungen. In der "Wahren Christli<strong>ch</strong>en<br />

Religion" widmet er dem "freien Willen in geistigen Angelegenheiten" (WCR 479 und<br />

öfters) ein ganzes Kapitel.<br />

Aus Si<strong>ch</strong>t der neuen Kir<strong>ch</strong>e ist der Glaube nur dur<strong>ch</strong> die tätige Liebe und ihre Werke<br />

wahrer und lebendiger Glaube. Seine ganze Kraft und sein ganzes Wesen empfängt der<br />

Glaube aus der tätigen Liebe, deren Ers<strong>ch</strong>einungsform er ist. Swedenborg drückt es so<br />

aus: "Die Trennung der tätigen Liebe vom Glauben ist wie die Trennung des Wesens<br />

(essentia) von der Form. Der gebildeten Welt ist bekannt, dass weder das Wesen ohne<br />

eine Form no<strong>ch</strong> die Form ohne ein Wesen etwas ist, denn das Wesen hat überhaupt nur<br />

dur<strong>ch</strong> die Form eine Bes<strong>ch</strong>affenheit und die Form ihrerseits ist nur dur<strong>ch</strong> das Wesen ein<br />

etwas, das Bestand hat. Folgli<strong>ch</strong> läßt si<strong>ch</strong> von keinem der beiden im getrennten Zustand<br />

eine Aussage ma<strong>ch</strong>en. So ist denn au<strong>ch</strong> die tätige Liebe das Wesen des Glaubens, und<br />

der Glaube die Form der tätigen Liebe, ganz so wie das Gute das Wesen des Wahren<br />

und das Wahre die Form des Guten ist." (WCR 367). In der Gemeinsamen Erklärung<br />

hingegen ers<strong>ch</strong>einen die guten Werke der tätigen Liebe nur als Anhängsel des Glaubens.<br />

"Wir bekennen gemeinsam, daß gute Werke … der Re<strong>ch</strong>tfertigung folgen und<br />

Frü<strong>ch</strong>te der Re<strong>ch</strong>tfertigung sind." (Absatz 37). Als Folge, Auswirkung oder bildli<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en<br />

Fru<strong>ch</strong>t 31 der Re<strong>ch</strong>tfertigung ist die tätige Liebe dem unabhängig von ihr vollzogenen<br />

Akt der Gere<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung deutli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>geordnet. Die tätige Liebe wurde also<br />

erst vom Glauben getrennt, damit dieser zum "freien Ges<strong>ch</strong>enk" (Absatz 25) mutieren<br />

konnte, und ans<strong>ch</strong>ließend an diesen Glauben wieder angehängt, denn ganz ohne gute<br />

Werke wollte man den Christen mit dem Gottesges<strong>ch</strong>enk des Glauben in der Sünde nun<br />

do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t stehen lassen. So betont man: Der "Glaube ist in der Liebe tätig; darum kann<br />

und darf der Christ ni<strong>ch</strong>t ohne Werke bleiben." (Absatz 25). Hierin könnte ein Anknüpfungspunkt<br />

für ein Gesprä<strong>ch</strong> der Neuen Kir<strong>ch</strong>e mit den Kir<strong>ch</strong>en der lutheris<strong>ch</strong>-<br />

31 Die Rede von den Frü<strong>ch</strong>ten der Re<strong>ch</strong>tfertigung beinhaltet die Vorstellung, dass der Glaube der Baum<br />

sei. Dem widerspre<strong>ch</strong>end erklärte ein Engel in der geistigen Welt: "Ni<strong>ch</strong>t der Glaube ist der Baum,<br />

sondern der Mens<strong>ch</strong> ist der Baum." (EO 417). Und Jesus sagt: "So bringt jeder gute Baum gute<br />

Frü<strong>ch</strong>te, aber der faule Baum bringt s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Frü<strong>ch</strong>te." (Mt 7,17). "Entweder ma<strong>ch</strong>t den Baum gut,<br />

dann ist seine Fru<strong>ch</strong>t gut, oder ma<strong>ch</strong>t den Baum faul, dann ist seine Fru<strong>ch</strong>t faul; denn an der Fru<strong>ch</strong>t<br />

wird der Baum erkannt." (Mt 12,33).

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