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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 21<br />

Heidelberg, im Jahre 1806 dann na<strong>ch</strong> Karlsruhe. Diesmal zieht seine dritte Ehefrau mit<br />

ihm. Jung-Stilling war 1790 in Marburg ein zweites Mal Witwer geworden.<br />

Karlsruhe ist um diese Zeit ein Mittelpunkt wieder aufblühender Kultur im Südwesten<br />

Deuts<strong>ch</strong>lands. Das badis<strong>ch</strong>e Herrs<strong>ch</strong>erhaus hatte si<strong>ch</strong> klug an die neue Ma<strong>ch</strong>tverhältnisse<br />

angepasst. Karl Friedri<strong>ch</strong> hatte gar seinen Na<strong>ch</strong>folger einer Adoptivto<strong>ch</strong>ter von<br />

Napoleon Bonaparte zum Mann gegeben. Aufgrund dieser Politik wurde er von Frankrei<strong>ch</strong><br />

mit Gunstbezeugungen überhäuft. Er stieg vom Markgrafen zum Grossherzog auf;<br />

sein Staatsgebiet erweiterte si<strong>ch</strong> beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> von Frankrei<strong>ch</strong> verfügte Zuweisungen<br />

aus anderen deuts<strong>ch</strong>en Territorien. Karlsruhe galt als "befreundeter Hof" und war<br />

ob dessen dem unmittelbaren Druck Frankrei<strong>ch</strong>s und der rohen Willkür seiner Krieger<br />

entzogen. Jung-Stilling findet damit in Baden die nötige äussere Ruhe zum Arbeiten.<br />

Hier in Karlsruhe stirbt Jung-Stilling im April 1817, zwei Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> dem Hins<strong>ch</strong>ied<br />

seiner dritten Ehefrau. In Karlsruhe liegt Jung-Stilling au<strong>ch</strong> begraben; das Grabdenkmal<br />

befindet si<strong>ch</strong> heute auf dem (neuen) Hauptfriedhof. Bei seinem Heimgang waren ihm<br />

bereits sieben Kinder in das Jenseits vorangegangen. Sie alle sah Jung-Stilling samt ihren<br />

Müttern gelegentli<strong>ch</strong> einer Verzückung im Himmel, wo sie si<strong>ch</strong> der Seligkeit erfreuen.<br />

Versu<strong>ch</strong> einer natürli<strong>ch</strong>en Gotteserkenntnis<br />

In seiner Zeit als Arzt in Elberfeld bes<strong>ch</strong>äftigte si<strong>ch</strong> Jung-Stilling einlässli<strong>ch</strong> mit der<br />

Frage, wie Gott und die Welt ni<strong>ch</strong>t nur aus biblis<strong>ch</strong>er Belehrung zu erkennen seien,<br />

sondern au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> vernünftiges Na<strong>ch</strong>denken. Dieses Anliegen ist in der <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en<br />

Theologie ni<strong>ch</strong>t neu. Vor allem Thomas von Aquin (1227–1274) und seine S<strong>ch</strong>ule bra<strong>ch</strong>ten<br />

es hierbei, an die S<strong>ch</strong>riften des Aristoteles (384–321 v.Chr.) anknüpfend, zu Lehrsätzen,<br />

die bis heute als Glanzstück natürli<strong>ch</strong>er (= nur auf Vernunfts<strong>ch</strong>lüssen beruhender)<br />

Theologie gelten.<br />

Freili<strong>ch</strong> blieb Jung-Stilling zeitlebens die Ergebnisse dieses Denkens unbekannt. Wie<br />

viele Genies, so a<strong>ch</strong>tete er wenig auf das, was andere vor ihm und neben ihm an Erkenntnissen<br />

gewannen. So glaubte Jung-Stilling 1774, sein "eigenes System" entdeckt<br />

zu haben. Fru<strong>ch</strong>t dessen ist sein "Theosophis<strong>ch</strong>er Versu<strong>ch</strong> vom Wesen Gottes und dem<br />

Ursprung aller Dinge" aus dem Jahr 1776; die S<strong>ch</strong>rift ist nur als Manuskript auf uns gekommen.<br />

Do<strong>ch</strong> 1787 gibt Jung-Stilling diese Gedanken in dem anonym ers<strong>ch</strong>ienenen<br />

Bu<strong>ch</strong> "Blicke in die Geheimnisse der Natur=Weisheit" in veränderter Form zum Druck.<br />

Jung-Stillings Anliegen ist es letztli<strong>ch</strong>, die Übereinstimmung von Wissen und Glauben,<br />

von Denken und Offenbarung zu beweisen, wie er im Vorwort betont. Jedo<strong>ch</strong> sind die<br />

Ausführungen an vielen Stellen sehr s<strong>ch</strong>wer verständli<strong>ch</strong> und s<strong>ch</strong>leierig. Jung-Stilling<br />

hat ganz offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Lehren der westöstli<strong>ch</strong>en Geheimwissens<strong>ch</strong>aft (hermetis<strong>ch</strong>e

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