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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 9<br />

Die Genesis: Das Bu<strong>ch</strong> der Geburten<br />

Da im folgenden von Geburten die Rede sein wird, weise i<strong>ch</strong> darauf hin, daß die gesamte<br />

Genesis als ein Bu<strong>ch</strong> der Geburten angesehen werden kann, denn die Geburtenformel<br />

(die Toledotformel) bildet das Gerüst des Bu<strong>ch</strong>es. Alle Erzählabs<strong>ch</strong>nitte werden dur<strong>ch</strong><br />

diese Formel eingeleitet. Zuerst in Genesis 2,4, wo es heißt: "Dies sind die Geburten 15<br />

des Himmels und der Erde, als sie ges<strong>ch</strong>affen wurden." Diese Übers<strong>ch</strong>rift 16 leitet die<br />

"Bildungen (formationes) des himmlis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en" (89) oder, wie Swedenborg au<strong>ch</strong><br />

sagen kann, der "Urkir<strong>ch</strong>e (Ecclesia Antiquissima)" (1330) ein, also den Erzählkomplex<br />

bis Genesis 4. Dann in Genesis 5,1 heißt es: "Dies ist das Bu<strong>ch</strong> der Geburten des Mens<strong>ch</strong>en<br />

(hebr. Adam)." In zehn Generationen wird der Übergang von Adam (Urkir<strong>ch</strong>e) bis<br />

Noah (Alte Kir<strong>ch</strong>e) vollzogen. In Genesis 6,9 heißt es: "Dies sind die Geburten Noahs."<br />

Diese Übers<strong>ch</strong>rift leitet die Sintflut- bzw. Noaherzählungen ein, die von der Bildung<br />

(formatio) einer (damals) neuen Kir<strong>ch</strong>e handeln (605); Swedenborg nennt sie in der Regel<br />

die Alte Kir<strong>ch</strong>e. Es folgt, Genesis 10, die Völkertafel; au<strong>ch</strong> dort die Toledotformel<br />

(Gen 10,1.32). Ab Genesis 11,10, na<strong>ch</strong> der Turmbauerzählung, wird - ebenfalls in zehn<br />

Generationen! - die Semitenlinie bis Abram ausgezogen, womit der Übergang von den<br />

Urges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten (Genesis 1 - 11) zu den Erzvätererzählungen gegeben ist; einleitend wiederum<br />

die Toledotformel: "Dies sind die Geburten Sems." (Gen 11,10). Die Erzählungen<br />

über Abraham beginnen mit: "Dies sind die Geburten Tera<strong>ch</strong>s." (Gen 11,27). Man kann<br />

si<strong>ch</strong> fragen, ob die Abrahamerzählungen deswegen ni<strong>ch</strong>t besser Tera<strong>ch</strong>erzählungen<br />

heißen sollten. Der Seitenzweig Ismael wird mit der Toledotformel in Genesis 25,12<br />

eingeleitet; der Hauptzweig Isaak dann mit der Formel in Genesis 25,19: "Dies sind die<br />

Geburten Isaaks." Es folgen die sog. Jakobserzählungen (besser Isaakserzählungen?).<br />

Der Seitenzweig Esau (die Edomiter) wird in Genesis 36 summaris<strong>ch</strong> dargestellt (die<br />

Formel in Gen 36,1.9). Der letzte große Erzählabs<strong>ch</strong>nitt der Genesis, die sog. Josefsnovelle,<br />

beginnt mit der Formel: "Dies sind die Geburten Jakobs." (Gen 37,2).<br />

15 In den meisten Übersetzungen wird das hebr. Wort hier leider ni<strong>ch</strong>t mit Geburt übersetzt. Meist findet<br />

der Leser "Entstehungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te" oder ähnli<strong>ch</strong>e Ausdrücke. Das Studium der altorientalis<strong>ch</strong>en<br />

Bildsymbolik zeigt jedo<strong>ch</strong>, daß man si<strong>ch</strong> das Verhältnis von Himmel und Erde als ein ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es<br />

vorstellte. Siehe Othmar Keel, Die Welt der altorientalis<strong>ch</strong>en Bildsymbolik und das Alte Testament,<br />

1996, 25. Au<strong>ch</strong> in den folgenden Stellen kann der Bibelleser sehr vers<strong>ch</strong>iedene Ausdrücke<br />

vorfinden. In der Übersetzung von Hermann Menge beispielsweise findet man: Entstehungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tstafel, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Stammbaum, Abstammung und Na<strong>ch</strong>kommen. Man sei si<strong>ch</strong><br />

also der Tücke von Übersetzungen bewußt! Eine gewisse Abhilfe bietet die glei<strong>ch</strong>zeitige Lektüre<br />

mehrerer Übersetzungen.<br />

16 Swedenborg versteht diese erste Toledotformel als Übers<strong>ch</strong>rift (siehe 89). In den meisten Kommentaren<br />

wird sie jedo<strong>ch</strong> als Unters<strong>ch</strong>rift des sog. ersten S<strong>ch</strong>öpfungsberi<strong>ch</strong>tes Genesis 1,1-2,4a verstanden.<br />

Problematis<strong>ch</strong> ist diese Si<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> allein s<strong>ch</strong>on deswegen, weil die Toledotformel sonst immer<br />

Übers<strong>ch</strong>rift ist. Da jedo<strong>ch</strong> das göttlis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>affen von Genesis 1,1 in diese ersten Toledotformel aufgenommen<br />

ist, s<strong>ch</strong>eint mir die S<strong>ch</strong>öpfung des geistigen Mens<strong>ch</strong>en die Grundlage der Geburten des<br />

himmlis<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en zu sein.

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