Offene Tore 2000 - Orah.ch
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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 56<br />
Das ist Selbstbetrug in hö<strong>ch</strong>ster Form. Au<strong>ch</strong> geistige Bü<strong>ch</strong>er sind äußere Dinge, die uns<br />
une<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en können. Heldenhafte Gedanken sind ansteckend, aber sie versagen den<br />
Dienst für heldenhaftes Tun. Sie geben unserer Religiösität nur eine sentimentale Note.<br />
"… da aber das Tun do<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> etwas Ernsteres ist als das alleinige Lesen selbst<br />
des ernstesten Bu<strong>ch</strong>es, so erklärt si<strong>ch</strong> die Sa<strong>ch</strong>e von selbst, mit wel<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>wierigkeit<br />
da das Tun wird zu kämpfen haben. Es ist lei<strong>ch</strong>t das Hören, und ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer das Lesen<br />
und ebenso lei<strong>ch</strong>t das Zus<strong>ch</strong>auen; aber das Selbsttun ist für jedermann von keinem großen<br />
Reize. Was nützt aber jemandem das Wissen und Ni<strong>ch</strong>t-Tun-dana<strong>ch</strong>?!" (Lorber)<br />
Wenn ein geistli<strong>ch</strong>es Bu<strong>ch</strong> uns ni<strong>ch</strong>t demütigt und niederhält, so bläht es uns auf und<br />
ma<strong>ch</strong>t uns une<strong>ch</strong>t.<br />
Zur Vielfältigkeit der Selbsttäus<strong>ch</strong>ung<br />
Eine Art von Selbsttäus<strong>ch</strong>ung ist die der Selbstzufriedenheit. "Lauter bin i<strong>ch</strong>, ohne Vergehen.<br />
Rein bin i<strong>ch</strong> und habe keine S<strong>ch</strong>uld. An meiner Gere<strong>ch</strong>tigkeit halte i<strong>ch</strong> fest und<br />
werde sie ni<strong>ch</strong>t fahrenlassen" (Hiob). Man<strong>ch</strong>er hat einen so starken Glauben an si<strong>ch</strong><br />
selbst, daß kein Fehltritt, kein Mißerfolg ihn ers<strong>ch</strong>üttern kann. Jeder Mißerfolg hat eine<br />
äußere Ursa<strong>ch</strong>e. War diese oder jene Tat au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t das Beste, das zu tun war, so waren<br />
do<strong>ch</strong> Ort und Zeit und Umstände so, daß es irgendwie do<strong>ch</strong> das Beste war. Für ihn gibt<br />
es nur Zei<strong>ch</strong>en der Vorsehung. Ja, seine Angelegenheiten sind die Endzwecke Gottes.<br />
Eine weitere Form der Selbsttäus<strong>ch</strong>ung ist die Kritisiersu<strong>ch</strong>t. Es gibt Mens<strong>ch</strong>en, die<br />
immer so si<strong>ch</strong>er sind, re<strong>ch</strong>t zu haben, daß sie si<strong>ch</strong> als Maßstab aufstellen, andere zu beurteilen.<br />
So fest ist ihr Selbstvertrauen. Faber warnt: "… das Herz wird kalt, wenn es der<br />
Mens<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dadur<strong>ch</strong> warm hält, daß er in ihm lebt; ein kritis<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong> lebt meistens<br />
außerhalb seines Herzens".<br />
Selbsttäus<strong>ch</strong>ung, die keinen Rat annimmt. Meistens sind es s<strong>ch</strong>weigsame Mens<strong>ch</strong>en,<br />
äußerli<strong>ch</strong> ist kein warnendes Anzei<strong>ch</strong>en von Selbstsu<strong>ch</strong>t zu erkennen. Ihren Eigendünkel<br />
und Eigenwillen halten sie für kluge Zurückhaltung aufgrund ihrer Selbsttäus<strong>ch</strong>ung,<br />
die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beraten lassen will. Es gibt au<strong>ch</strong> Selbsttäus<strong>ch</strong>ung, die in einem fort Rat<br />
su<strong>ch</strong>t und no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>limmer: bei jedermann. Es sind jene, die immerwährend etwas unternehmen<br />
und nie etwas zuwege bringen. Ihre Su<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Beratung ist eine Art Eigendünkel.<br />
Hat man je einen s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en gesehen, der ni<strong>ch</strong>t zuglei<strong>ch</strong> sehr eingebildet<br />
war? Je mehr er fragt und si<strong>ch</strong> mitteilt, um so mehr nimmt die Unehrli<strong>ch</strong>keit zu.<br />
Er wirft si<strong>ch</strong> mit jedem Wort Sand in die eigenen Augen. Je eigensinniger er wird, um so<br />
mehr glaubt er an seine eigene Lenkbarkeit. Am Ende herrs<strong>ch</strong>t völlige Selbstunkenntnis.<br />
Selbsttäus<strong>ch</strong>ung tritt au<strong>ch</strong> in der Form von Ehrgeiz auf. Mit einem Satz hat er die Anfangsstadien<br />
des geistli<strong>ch</strong>en Lebens genommen und ist in hohe Dinge hineingesprun-