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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 19<br />

<strong>ch</strong>en übersetzt und blieb bis heute auf dem Bü<strong>ch</strong>ermarkt. Dana<strong>ch</strong> lässt si<strong>ch</strong> der äussere<br />

Lebensweg von Jung-Stilling in vier Abs<strong>ch</strong>nitte gliedern.<br />

(1) Jugendzeit im Siegerland. Jung-Stilling wä<strong>ch</strong>st in einer Grossfamilie von Handwerkern<br />

und Bauern im Siegerland auf, einer der ältesten Bergbauregionen in Europa. Na<strong>ch</strong><br />

sorgfältiger Erziehung daheim besu<strong>ch</strong>t er die Grunds<strong>ch</strong>ule und Lateins<strong>ch</strong>ule. Von kleinauf<br />

steht der frühreife Ho<strong>ch</strong>begabte als Handrei<strong>ch</strong>er im Köhlerhandwerk dem Grossvaters<br />

zur Seite, lernt beim Vater die S<strong>ch</strong>neiderei und arbeitet als S<strong>ch</strong>ulmeister, Vermessungsgehilfe<br />

sowie in der Landwirts<strong>ch</strong>aft in seiner Heimat.<br />

Auf nahezu allen Gebieten bildet si<strong>ch</strong> der wissensdurstige und bis zu seinem Lebensende<br />

lerneifrige Jung-Stilling weiter. Der Knabe ist dur<strong>ch</strong> die häusli<strong>ch</strong>e Erziehung besonders<br />

au<strong>ch</strong> mit der <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Frohbots<strong>ch</strong>aft wohl vertraut. Er beantwortet die Gnade<br />

der Erlösung mit einem festen, lauteren und treuen Glauben. Die Familie ist reformierter<br />

Konfession, und Jung-Stilling blieb zeit seines Lebens in diesem religiösen Umfeld.<br />

Der katholis<strong>ch</strong>e Glaube blieb im letztli<strong>ch</strong> fremd. Was er vom Luthertum kannte, ist nur<br />

Stückwerk geblieben.<br />

(2) Reifung im Bergis<strong>ch</strong>en Land. Das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Klima im Siegerland ist um 1760<br />

verhältnismässig s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t. Demgegenüber erfreut si<strong>ch</strong> das bena<strong>ch</strong>barte Bergis<strong>ch</strong>e Land<br />

einer Phase günstiger industrieller Entfaltung. Getragen wird diese von der eisenverarbeitenden<br />

Industrie sowie von zahlrei<strong>ch</strong>en Textilfabriken im Talgebiet der Wupper. Viele<br />

Mens<strong>ch</strong>en wandern in das Bergis<strong>ch</strong>e Land ein, darunter so man<strong>ch</strong>er Siegerländer.<br />

Au<strong>ch</strong> Jung-Stilling ents<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> in seinem 22. Altersjahr, als Wandergeselle ins<br />

Bergis<strong>ch</strong>e zu ziehen.<br />

Den S<strong>ch</strong>neidergesellen entdeckt einer der damals bedeutenden Gewerbetreibenden an<br />

der Wupper: der Fabrikant, Gutsbesitzer, Viehzü<strong>ch</strong>ter, Grosshändler und Transportunternehmer<br />

Peter Johannes Flender (1727–1807). Er ma<strong>ch</strong>t Jung-Stilling zum Hauslehrer<br />

seiner Kinder und zu seiner re<strong>ch</strong>ten Hand im Ges<strong>ch</strong>äftli<strong>ch</strong>en. Flender ist wie Jung-<br />

Stilling reformierten Bekenntnisses; er entstammt väterli<strong>ch</strong>erseits dem Siegerland. Gottesdienstbesu<strong>ch</strong><br />

und Gebet bei Tis<strong>ch</strong> sind eine Selbstverständli<strong>ch</strong>keit. Religiöse Fragen<br />

bes<strong>ch</strong>äftigen Flender immerzu. Er liest entspre<strong>ch</strong>ende Bü<strong>ch</strong>er; zweimal in der Wo<strong>ch</strong>e ist<br />

der Pfarrer am Abend sein Gast. Jung-Stilling bleibt sieben Jahre im Hause Flender. Er<br />

bezei<strong>ch</strong>net diese Zeit als seine ökonomis<strong>ch</strong>en Studienjahre. Jung-Stilling, ländli<strong>ch</strong>er<br />

Herkunft, wä<strong>ch</strong>st daneben hier au<strong>ch</strong> in die kultivierte Lebensart des städtis<strong>ch</strong>en Bürgertums<br />

hinein.<br />

Bereits 30 Jahre alt, verlässt Jung-Stilling das Haus Flender, um in Strassburg Medizin<br />

zu studieren. Er hatte si<strong>ch</strong> im Selbststudium bereits die Grundlagen dieser Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

angeeignet. Dazu wirkte er in seiner Freizeit als Laienarzt bei Augenkrankheiten; Jung-<br />

Stilling erhielt von einem Bekannten seines Onkels eine Hands<strong>ch</strong>rift mit entspre<strong>ch</strong>en-

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