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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 23<br />

bu<strong>ch</strong>) "die ri<strong>ch</strong>tige Erkänntniß von Gott, von der Natur, besonders von dem Mens<strong>ch</strong>en,<br />

und von dem Verhältniß desselben zu Gott, und den daher entspringenden Pfli<strong>ch</strong>ten gegen<br />

den Vater im Himmel, und gegen den Nä<strong>ch</strong>sten. Aus der wahren Aufklärung folgt<br />

also reine und thätige Liebe gegen Gott und seinen Mitmens<strong>ch</strong>en."<br />

Man kann si<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t vorstellen, dass Jung-Stilling für die tonangebende S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t der Philosophie<br />

und Aufklärungs-Theologie als altmodis<strong>ch</strong>er Unbelehrbarer galt. Auf vielfa<strong>ch</strong>e<br />

Weise wurde er angefeindet. Andererseits aber s<strong>ch</strong>arten si<strong>ch</strong> gläubige evangelis<strong>ch</strong>e<br />

Christen aus vielen Ländern um ihn. Für sie galt er als Bewahrer der unverfäls<strong>ch</strong>ten<br />

<strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft. Jung-Stilling bediente seine Anhänger dur<strong>ch</strong> eine Vielzahl frommer<br />

S<strong>ch</strong>riften, in denen er das Vertrauen auf das Heilswirken Gottes an jedem einzelnen<br />

Mens<strong>ch</strong>en stärkte.<br />

Jenseitsvorstellungen<br />

Die zu Jung-Stillings Zeiten herrs<strong>ch</strong>ende Aufklärungsphilosophie hatte für ein Leben<br />

na<strong>ch</strong> dem Tod wenig übrig. Andrerseits war – ausgelöst vor allem dur<strong>ch</strong> die grosse<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Not in breiten Volkss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten infolge der Kriege – vielenorts eine Endzeitstimmung<br />

aufgekommen. Im Zuge dessen sprossten in man<strong>ch</strong>en <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Kreisen<br />

krause, wirre Lehren über Tod und Jenseits auf. Au<strong>ch</strong> "Seher" jeder Art meldeten<br />

si<strong>ch</strong> zu Wort, oft genug mit der Behauptung, von Geistern aus dem Jenseits belehrt<br />

worden zu sein. Beides, sowohl die Leugnung der jenseitigen Welt als au<strong>ch</strong> die übertriebene<br />

Geisterseherei, veranlassten Jung-Stilling, si<strong>ch</strong> vor allem in seinem letzten Lebensabs<strong>ch</strong>nitt<br />

mit diesen Dingen näher zu bes<strong>ch</strong>äftigen. Hatte er zu seiner Zeit in Marburg<br />

bereits die "Szenen aus dem Geisterrei<strong>ch</strong>" herausgegeben, so folgte 1808 in Bu<strong>ch</strong>form<br />

die "Theorie der Geister=Kunde": ein Werk, dass au<strong>ch</strong> ins Englis<strong>ch</strong>e, Niederländis<strong>ch</strong>e<br />

und S<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>e übersetzt wurde. Darin sowie in entspre<strong>ch</strong>enden Stellen seiner<br />

Volkss<strong>ch</strong>riften legte Jung-Stilling seine S<strong>ch</strong>au der Jenseits dar.<br />

(1) Raum und Zeit. Jung-Stilling leugnet weder die Zeitli<strong>ch</strong>keit no<strong>ch</strong> die Räumli<strong>ch</strong>keit<br />

des Wirkli<strong>ch</strong>en. Die unseren Wahrnehmungen zugrunde liegenden Dinge füllen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

einen Raum aus. Der Wahrnehmung von Gestalt, Abstand, Ausdehnung, Lage, Entfernung<br />

und Bewegung entspri<strong>ch</strong>t etwas Glei<strong>ch</strong>artiges in der Wirkli<strong>ch</strong>keit. Au<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>eint<br />

uns ni<strong>ch</strong>ts als "stehendes Jetzt". Vielmehr erfahren wir die Dinge als fliessend,<br />

beginnend, si<strong>ch</strong> ändern. Wo aber Veränderung ist, da muss ein Na<strong>ch</strong>einander, also Zeitli<strong>ch</strong>keit<br />

sein.<br />

In der S<strong>ch</strong>öpfung (in der Natur) gibt es also Raum und Zeit. Es muss daher na<strong>ch</strong> den<br />

Bedingungen von Raum und Zeit sowohl geurteilt als ges<strong>ch</strong>lossen werden, und das Ergebnis<br />

ist wahr. Gott freili<strong>ch</strong> und die von ihm ers<strong>ch</strong>affenen Geister sehen die Welt anders.<br />

Für sie gibt es weder Raum, no<strong>ch</strong> Zeit, no<strong>ch</strong> ein kopernikanis<strong>ch</strong>es Weltsystem.

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