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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 58<br />

Das zweite Merkmal: ihre Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit, den S<strong>ch</strong>ein des Guten anzunehmen. Es ist<br />

ni<strong>ch</strong>t nur ein ges<strong>ch</strong>icktes Si<strong>ch</strong>-Drapieren mit den Gewändern der Tugend. Sie trägt sie<br />

beständig! Sähe man ihr die Bosheit an, niemand würde si<strong>ch</strong> täus<strong>ch</strong>en lassen. Die<br />

Selbsttäus<strong>ch</strong>ung läßt uns Teufelswerk tun im Glauben es sei Gotteswerk! "Selbstsu<strong>ch</strong>t,<br />

die wohl zum S<strong>ch</strong>eine mit dem Lämmergewand der Liebe angetan, inwendig aber ein<br />

reißender Wolf ist, der am Ende alles Edle im Herzen und den Geist zu erdrücken<br />

strebt" (Lorber). Heu<strong>ch</strong>elei hat nur ein kurzes Dasein, es sei denn, daß sie mit einem<br />

gewissen Maß Frömmigkeit gepaart ist. Selbsttäus<strong>ch</strong>ung hält si<strong>ch</strong> mit Absi<strong>ch</strong>t in der<br />

Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft des Guten, um warmgehalten und gepflegt zu werden.<br />

Ein drittes Merkmal für die Selbsttäus<strong>ch</strong>ung: sie nimmt mit dem Alter zu. Je mehr si<strong>ch</strong><br />

das Leben weitet, um so mehr weiten si<strong>ch</strong> unsere Anlagen zur Selbsttäus<strong>ch</strong>ung. No<strong>ch</strong><br />

ein Merkmal: es gibt ein Ding, und nur dies eine, neben dem die Selbsttäus<strong>ch</strong>ung beinahe<br />

ni<strong>ch</strong>t bestehen kann: Na<strong>ch</strong>haltiger S<strong>ch</strong>merz über die Sünde - die Reue. Und eine<br />

s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Stelle hat die Selbsttäus<strong>ch</strong>ung: es s<strong>ch</strong>merzt sie, wenn man sie berührt. Die<br />

Berührung s<strong>ch</strong>ädigt sie ni<strong>ch</strong>t, aber sie zuckt unter ihr zusammen, und dur<strong>ch</strong> ihre Empfindli<strong>ch</strong>keit<br />

bei Berührung, verrät sie si<strong>ch</strong>.<br />

Wir haben alle gewisse Eigenheiten, Gewohnheiten, Haltungen in unserem Benehmen;<br />

tadelt man sie, ärgern wir uns. Aber warum bleiben wir ganz ruhig, beim Tadel einer<br />

bestimmten Unart, und warum fliegen wir wie S<strong>ch</strong>ießpulver in die Luft, wenn eine andere<br />

berührt wird? Gewöhnli<strong>ch</strong> verrät si<strong>ch</strong> hier die Selbsttäus<strong>ch</strong>ung. Je tiefer wir uns in<br />

die Erkenntnis unserer eigenen Unwahrhaftigkeit versenken, um so näher kommen wir<br />

der erhabenen Wahrhaftigkeit Gottes. Die Erkenntnis unserer Selbsttäus<strong>ch</strong>ung kommt<br />

einer Heilung am nä<strong>ch</strong>sten. So ist großes Mißtrauen gegen si<strong>ch</strong> selbst ein erstes Heilmittel,<br />

aber es muß ins Einzelne gehen. Wir müssen uns die Überzeugung beibringen,<br />

daß wir dann am si<strong>ch</strong>ersten im Unre<strong>ch</strong>t sind, wenn wir ganz si<strong>ch</strong>er sind, im Re<strong>ch</strong>t zu<br />

sein.<br />

Ein weiteres Heilmittel ist das Betra<strong>ch</strong>ten der Eigens<strong>ch</strong>aften Gottes. Was wir häufig betra<strong>ch</strong>ten,<br />

ahmen wir unbewußt na<strong>ch</strong>. Unsere große Chance: wir sind in das Bild Gottes<br />

und in Seine Ähnli<strong>ch</strong>keit ges<strong>ch</strong>affen. Sein Bild liegt in uns, es muß ni<strong>ch</strong>t erst geprägt<br />

werden. Origenes nennt dafür folgendes Glei<strong>ch</strong>nis: Das Bild Gottes in der Seele Grund<br />

ist wie ein lebendiger Brunnen. Wenn jemand Erde, das ist irdis<strong>ch</strong>es Begehren, darauf<br />

wirft, so hindert und bedeckt es ihn, so daß man ni<strong>ch</strong>ts von ihm erkennt. Glei<strong>ch</strong>viel<br />

bleibt er in si<strong>ch</strong> lebendig und wenn man die Erde wegnimmt, so kommt er wieder zum<br />

Vors<strong>ch</strong>ein. Origenes nimmt dies aus 1. Mose 26: "Abraham grub in seinen Acker lebendige<br />

Brunnen, die Philister verstopften sie und füllten sie mit Erde … und Isaak grub die<br />

Brunnen wieder aus und sie fanden Brunnen mit lebendigem Wasser". "Und das Li<strong>ch</strong>t

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