Offene Tore 2000 - Orah.ch
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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 25<br />
(3) Teufel und Dämonen. Ein Teil der Engel hat si<strong>ch</strong> in freier Ents<strong>ch</strong>eidung von Gott abgewendet<br />
und steht ihm in Feinds<strong>ch</strong>aft gegenüber. Dies sind die bösen Geister (Dämonen).<br />
Diese "würken zum Verderben, erhitzen die Leidens<strong>ch</strong>aften, und locken zum Laster",<br />
wie Jung-Stilling ihr Tun kennzei<strong>ch</strong>net. Der abgefallene oberste Engel, dem die<br />
Leitung der irdis<strong>ch</strong>en Dinge oblag, heisst Teufel (Satan, Luzifer).<br />
Na<strong>ch</strong> Jung-Stilling kann der Einfluss des "bösen Feindes" ni<strong>ch</strong>t geleugnet, darf jedo<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t übertrieben werden. Die Erkenntnis des Teufels und der bösen Geister überhaupt<br />
(als frühere Engel) ist geblieben. Sie übersteigt daher die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e. Jedo<strong>ch</strong> erkennt<br />
der Satan ni<strong>ch</strong>t das Zukünftige und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong> die Gedanken (alle Denkerlebnisse)<br />
der Mens<strong>ch</strong>en. Er vermag au<strong>ch</strong> keine Wunder zu wirken, sondern hö<strong>ch</strong>stens Taten, wel<strong>ch</strong>e<br />
die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en überragen ("Trugwerk", "Blendwerk"). — Gott gestattet dem Teufel,<br />
uns zu versu<strong>ch</strong>en. Aber ni<strong>ch</strong>t jede Versu<strong>ch</strong>ung ist vom Teufel, weil Fleis<strong>ch</strong> und Welt<br />
au<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sind. Der Satan kann nie zur Sünde zwingen; denn es gibt keine Sünde<br />
ohne Freiheit. Teufelsbündnisse sind mögli<strong>ch</strong>. Niemand freili<strong>ch</strong>, der si<strong>ch</strong> mit einem<br />
bösen Geist verbündet, kann Nebenmens<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>aden, "wenn ihm ni<strong>ch</strong>t jemand selbst<br />
die Gelegenheit dazu giebt, und die Gottesfur<strong>ch</strong>t beyseite sezt", wie Jung-Stilling betont.<br />
(3) Himmel und Hölle. Jeder einzelne Mens<strong>ch</strong> ist von Gott berufen, für einige Zeit an seiner<br />
S<strong>ch</strong>öpfung auf Erden mitzuwirken. Je na<strong>ch</strong>dem, wie er Gott und seinem Nä<strong>ch</strong>sten<br />
an dieser Lebens-Aufgabe gedient hat, wird seine Bestimmung na<strong>ch</strong> dem Tode sein. Die<br />
Gere<strong>ch</strong>ten kommen sofort na<strong>ch</strong> ihrem Ableben auf der Erde in den Himmel. Die von<br />
Gott abgewandten Bösen werden in einen jenseitigen Strafzustand versetzt, in die Hölle.<br />
(4) Hades. Die entleibten Seelen all jener, die si<strong>ch</strong> im irdis<strong>ch</strong>en Leben ni<strong>ch</strong>t grundlegend<br />
für das Gute oder Böse ents<strong>ch</strong>eiden haben, kommen in einen Mittelort (Totenrei<strong>ch</strong>, Hades,<br />
S<strong>ch</strong>eol). Mit dieser Lehre steht Jung-Stilling zwar ni<strong>ch</strong>t in Widerspru<strong>ch</strong> zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
der <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Theologie, wohl aber zur reformierten Lehre seiner Zeit. Im<br />
einzelnen ma<strong>ch</strong>t Jung-Stilling zum Hades a<strong>ch</strong>t wesentli<strong>ch</strong>e Aussagen.<br />
1. Im Hades reifen die Seelen für kürzere oder längere Zeit entweder zum Himmel oder<br />
zur Hölle heran. Es gibt also im Hades "Gute und Böse, Halbgute, und Halbböse."<br />
2. Die na<strong>ch</strong> dem Tode im Hades angekommene Seele verspürt die Sinnenwelt ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr. Sinnenwelt meint dabei die irdis<strong>ch</strong>e Aussenwelt, die dur<strong>ch</strong> Empfindungen wie<br />
Li<strong>ch</strong>t, Ton, Wärme, Kälte, Geru<strong>ch</strong> oder Ges<strong>ch</strong>mack wahrgenommen wird. Sie erkennt jedo<strong>ch</strong><br />
"die Geister, die im Hades sind."<br />
3. Die Seelen im Hades können vom Ges<strong>ch</strong>ick no<strong>ch</strong> lebender Mens<strong>ch</strong>en (vor allem der<br />
Angehörigen) Kenntnis erhalten. Dies ges<strong>ch</strong>ieht einmal dur<strong>ch</strong> Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t von Seelen, die<br />
eben entleibt im Hades ankommen. Zum anderen aber kann au<strong>ch</strong> Wissen vermittelt<br />
werden "aus Anstalten, die in Ansehung unserer im Geisterrei<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t werden."